Rockefeller, Rothschild, Baring, Peugeot, Agnelli, Toyoda, Guggenheim
- so lauten ber�hmte Namen in der Wirtschaftsgeschichte, hinter denen
sich tatkr�ftige Unternehmer verbergen, aber hin und wieder auch
Versager und �berforderte. Der amerikanische Wirtschaftshistoriker
David Landes hat die Geschichte dieser Familien geschrieben:
David Landes: Die Macht der Familie. Wirtschaftsdynastien in der
Weltgeschichte. Berlin 2006 (Siedler). 24,95 Euro.
Familienunternehmen pr�gen von jeher auch die deutsche Wirtschaft mit
ihren mehreren Millionen meist kleiner und mittlerer Firmen. Einige
Familien haben es zu gro�em Reichtum gebracht und belegen in den
Ranglisten der verm�gendsten Privatpersonen der Welt respektable
Pl�tze.
Dazu z�hlt die Familie Quandt, die BMW kontrolliert, aber auch noch
einige andere Beteiligungen besitzt. Die Br�der Karl und Theo Albrecht
teilen sich das Aldi-Imperium.
W�hrend der Erfolg der Quandts und Albrechts j�ngeren Datums ist,
geh�ren die Henkels seit langem zu den erfolgreichen
Unternehmerfamilien, die aber keine operative F�hrung in ihrem Konzern
wahrnehmen. Eigene Wege ging die Familie Bosch: Der gr��te Teil ihres
Verm�gens wurde in eine Stiftung eingebracht.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Von dem bekannten deutschen Soziologen Max Weber stammt die These, die
Calvinisten seien wegen ihres ausgepr�gten Arbeitsethos besonders f�r
den Kapitalismus bef�higt. Die These ist umstritten, aber wer einen
Beleg f�r sie sucht, muss sich nur die Familie Schlumberger
anschauen.
Sparsamkeit in Beruf und Privatleben, harte Arbeit, Gemeinsinn.
Bescheidenheit auch im Reichtum. "Keine Zugest�ndnisse an Luxus oder
auch nur Komfort. Kein sch�nes M�belst�ck, kein im Moment des
�berschwangs gekaufter Gegenstand. Es war ein Gro�ereignis, als sie im
eiseskalten Vestib�l, das des Abends von einer blassen Lampe
erleuchtet wurde, einen Ofen aufstellten", schreibt ein
Familienhistoriker, der auch ihr Erfolgsrezept verriet.
"Die Tugend dieser alten Knochen bestand vor allem in ihrer
jansenistischen Disziplin. Im B�ro von 8 Uhr morgens bis zur
Mittagsstunde und von 13.30 bis 19 Uhr; keine Reisen, keine
Abwesenheiten . . . Wollte man wirtschaftlich �berleben, musste man
sich diese P�nktlichkeit eines Uhrwerks zu eigen machen, gegen die man
nicht einmal in Gedanken versto�en durfte, ohne das Personal
aufzubringen und sich als eine Art Frevler zu f�hlen."
Die Schlumbergers brachten es ab dem 16. Jahrhundert zun�chst in der
Textilbranche wegen ihrer technischen Expertise zu Ansehen und
Reichtum, ohne sich blind an diese Industrie zu klammern. So erkannten
sie fr�h die Bedeutung der Eisenbahn, in die sie viel Geld
investierten.
Die moderne Bl�te der Schlumbergers datiert aus dem fr�hen 20.
Jahrhundert, als sich zwei Mitglieder dem Ingenieurwesen verschrieben
und sich der Kartierung unterirdischer geologischer Formationen
annahmen.
Daraus entstand die heutige Firma Schlumberger, die mit einem Umsatz
von 14,3 Milliarden Dollar und 70 000 Mitarbeitern zu den f�hrenden
Unternehmen in der �lbohrung z�hlt - einer Branche, die derzeit boomt
wie nie. Das Herz der Firma befindet sich freilich nicht in
Frankreich, sondern in den Vereinigten Staaten, wohin einzelne
Familienmitglieder im Zweiten Weltkrieg emigriert waren.
Freilich ist Schlumberger heute eine typische b�rsennotierte
Aktiengesellschaft. Mitglieder der Familie halten noch Anteile, halten
sich aus der Unternehmensf�hrung aber heraus. Manchmal ist das die
weiseste Strategie, um reich zu bleiben.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Privatbankiers aus Passion
F�nf Lilien kennzeichnen das Wappen des Hauses Rothschild: Sie stehen
f�r die f�nf S�hne des Firmengr�nders Mayer Amschel Rothschild (1743
bis 1812). Sie trugen den Ruhm und den Erfolg ihres Vaters aus der
engen Frankfurter Judengasse hinaus in die Welt und sorgten so daf�r,
dass der Name Rothschild noch heute gl�nzt, auch wenn die Familie bei
weitem nicht mehr die Macht aus�bt, die sie einmal besa�.
Das Erfolgsrezept der Rothschilds bildet zum einen ein ausgepr�gtes
Talent f�r Gesch�fte, aber auch die F�higkeit, die Familie �ber viele
Generationen zusammenzuhalten. Hierf�r legte bereits Mayer Amschel die
Wurzeln, indem er in seinem Testament festhielt, dass nur m�nnliche
Nachkommen in die Firma eintreten d�rfen und die (j�dischen)
Rothschilds nur Juden heiraten d�rfen. Dies waren unerbittliche,
diskriminierende und damit auch ungerechte Regeln, aber sie bildeten
einen Kitt, der die Familie - trotz mancherlei Spannungen in den
vergangenen 250 Jahren - bis heute zusammenh�lt.
Mayer Amschel Rothschild begann als kleiner Warenh�ndler und
Geldwechsler. Da er jedoch anders als viele Konkurrenten langfristige
Kundenbeziehungen anstrebte und seine Gesch�ftspartner daher nicht zu
�bert�lpeln versuchte, gewann er im Laufe der Zeit einflussreiche und
verm�gende Kunden in der Aristokratie, die ihm Geld anvertrauten und
seinen guten Namen weitertrugen, darunter den Landgrafen von Hessen.
Die f�nf S�hne Mayer Amschels trugen den Stab weiter und machten an
f�nf Standorten Rothschild zu einem der f�hrenden Bankh�user Europas:
Amschel Mayer f�hrte das Stammhaus in Frankfurt, Salomon ging nach
Wien, Nathan nach London, w�hrend es Carl nach Neapel und James nach
Paris zog. Von diesen Niederlassungen haben nur London und Paris bis
heute �berlebt, die anderen drei mussten aufgegeben werden. In
Frankfurt kam es allerdings gegen Ende des 20. Jahrhunderts zu einer
Neugr�ndung.
London wurde als f�hrender Finanzplatz des Kontinents rasch zum
wichtigsten St�tzpunkt der Rothschilds und ist es bis heute geblieben.
Dort erwarb sich die Familie w�hrend der Napoleonischen Kriege als
Finanzier der britischen Krone einen legend�ren Ruf. Die ber�hmte
Geschichte, wonach Nathan Rothschild dank eines hervorragenden
Informationsdienstes schneller als der britische Premierminister vom
Ausgang der Schlacht von Waterloo erfuhr und mit diesem Wissen ein
Verm�gen an der B�rse gewann, ist allerdings wohl nur frei erfunden.
Mitte des 19. Jahrhunderts befanden sich die Rothschilds auf dem
Gipfel ihrer Macht. Sie finanzierten in Europa Staaten und Kriege und
hatten alle anderen Bankh�user an Bedeutung �berholt. Sie waren als
harte Gesch�ftsleute nicht immer beliebt, aber wegen ihrer Kompetenz
geachtet. Vorgemacht hatte dies bereits der Stammvater Mayer Amschel.
Als eines Tages ein F�rst dessen B�ro betrat, sagte Rothschild:
"Nehmen Sie sich einen Stuhl" und arbeitete an seinem Schreibtisch
ruhig weiter. Nach einigen Minuten protestierte der Besucher: "Ich bin
der F�rst von Thurn und Taxis!" Worauf Rothschild trocken zur�ckgab:
"Dann nehmen Sie sich halt zwei St�hle."
Die Macht der Rothschilds begann mit der Industrialisierung zu
br�ckeln, als Privatbanken nicht mehr in der Lage waren, den
Kapitalbedarf der Wirtschaft zu stillen. Die gro�en Aktienbanken
traten an die Stelle der Privatbankh�user.
W�hrend jedoch viele Privatbanken untergingen, sind die Rothschilds
noch heute da. Sie sind nach wie vor erfolgreiche Bankiers und haben
sich in der Zwischenzeit Schl�sser und Weing�ter zugelegt. Allerdings
hat ein gro�z�giger Lebensstil die Familie nicht davon abhalten
k�nnen, das zu tun, was sie am besten kann: Finanzgesch�fte t�tigen.
Und so lebt die Legende munter weiter. / FASZ am 4.2.07