Discussion:
Illig und Phantomzeit
(zu alt für eine Antwort)
Frank Markopoulos
2006-07-16 18:40:00 UTC
Permalink
Komisch: sogar mein Juwelier (der mir ein unsachgemäß
"gestopftes" Loch in einem Solidus von Irene - reg. 797-802,
also tiefste "Phantomzeit"
Nein - das schrieb *ich*, Herr Lelarge!
Ob die Zuordnung deiner Münze
Das ist _meine_ Münze. Ich glaube nicht, daß Werner auch Byzantiner
Münzen sammelt. Und wenn er dann einen Solidus von Irene hat:
"Herzlichen Glühstrumpf!" oder so zu diesem Sammlerglück... ;-)
(die sicher keine Ad-Datierung trägt?)
Natürlich. Warum sollte sie? "EIRInH bASILISSH" (in den typischen
byzantinischen Lettern aus lateinischen und griechischen Buchstaben wüst
gemischt, sowohl auf Vorder- _als auch_ Rückseite, jeweils zu ihrem
Porträt!) reicht doch, zusammen mit dem Stil, vollkommen aus (regelmäßi-
ges _Sehen_ übt da ungemein - nach einer Weile erkennt man das Jahrhun-
dert schon anhand des _ersten_ Blicks, ggf. nur auf die Rückseite...):

Diese Münzen _sind_ an der Wende vom 8. zum 9. Jh. geprägt. Und wenn man
sie in Funden mit "Schlußmünzen" aus späteren Jahrhunderten antrifft,
sind sie, wie von mir bereits mehrfach gesagt, auch immer "passend"
abgenutzt.
"Ich kann hier nicht näher auf Eirene eingehen, die nur von
Theophanes erwähnt wurde, sonst aber nirgends belegt ist
... von der's aber eine Menge Münzen gibt.

Der "Sear"-Katalog "Byzantine Coins & Their Values" dürfte der für "Otto
Normalsterblich" am einfachsten zugängliche sein.

Gehen Sie mal in eine Bibliothek (das ist so ein Haus, wo es viele
Bücher gibt... - sowas kennen Sie möglicherweise nicht, Herr Lelarge,
obwohl es zumindest in Köln eine Menge _guter_ solcher gibt!).

Dort Nrn. 1591-1598: Constantinus VI & Irene
1599-1602: Irene als Alleinherrscherin

Die AE-Folles (Nr. 1597, 1598 und 1600) sind sogar nichtmal selten
(Marktwert in durchschnittlicher Erhaltung ca. 100,- EUR). Nur Solidi
(also Goldmünzen) sind rar (nicht unter 2000,- ...2500,- EUR in "sehr
schön").

Und solche _Originalzeugnisse_ sind von _allerhöchstem_ Wert!
gleichwohl aber eine wesentliche Person im Zyklus der späten Karls-
und Harun-Legenden geworden ist.
"Legenden" - pruuuust! (Oder meinen Sie mit "Legenden" Münzinschriften?
- nöööö, ich glaube nicht, da hier kein Zusammenhang mit KdG und Harun
erkennbar.)

Die Dame *war* nunmal Zeitgenossin von KdG.

Und historisch durchaus interessant: Eine der Großen Damen der
Weltgeschichte! Sicher nicht von solchem Format wie eine Zenobia (das
ist für mich die bedeutendste Herrscherinnengestalt der Geschichte - ein
politisches Genie der Oberklasse!), aber sagen wir mal: wie Kleopatra...
Nach meiner Überzeugung haben Eirene und
ihr Nachfolger niemals gelebt." (Weissgerber, Zur bulgarischen
Phantomzeit II (Teil 1), in: Zeitensprünge 2/2002)
<ROTFLBTCLMAO!>

Weiter ist dazu nix zu sagen.

XPost dsg. Leider kann man ein FUp2 nicht für den Antwortenden gezielt
einstellen. Lellarsch, seien Sie also bitte _einmal_ normal und nehmen,
wenn _Sie_ "antworten", dsg bitte raus! Themenbezogene Antworten von
Normaldenkenden jedoch nur in dsg, Danke!

So long...
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Gott haßt die Juden und wird sie immer hassen. [...] Es ist die Pflicht
der Christen, die Juden zu hassen. Je mehr wir Christus lieben, desto mehr
müssen wir die Juden bekämpfen, die ihn hassen.
(der "Heilige" und "Kirchenlehrer" Chrysostomos; um 350...407 u.Z.)
Ingo Heinscher
2006-07-16 19:21:58 UTC
Permalink
Frank Markopoulos wrote:
[...]
Post by Frank Markopoulos
typischen
byzantinischen Lettern aus lateinischen und griechischen Buchstaben wüst
gemischt, sowohl auf Vorder- _als auch_ Rückseite
[...]

Ist das so? Haben die Byzantiner tatsächlich lateinische und griechische
Buchstaben oft vermischt? Nur auf Münzen, oder auch in Texten? Und wurden
die Texte ggf. auf Latein oder Griechisch verfasst?
Frank Markopoulos
2006-07-17 05:50:00 UTC
Permalink
Post by Ingo Heinscher
typischen byzantinischen Lettern aus lateinischen und griechischen
Buchstaben wüst gemischt
Ist das so? Haben die Byzantiner tatsächlich lateinische und
griechische Buchstaben oft vermischt?
Ja.
Post by Ingo Heinscher
Nur auf Münzen, oder auch in Texten?
Ich kenne mich nur mit den Münzen aus. Und da sammle ich Byzanz auch
"bloß nebenbei", und zwar lediglich (für mich) "historisch/stilistisch
interessante" Stücke bis etwa 9. Jh.

Die besagte Irene ist mehr oder weniger die "Schlußmünze" meiner
Sammlung (1500 Jahre Münzgeschichte "in Einzelbeispielen" ist ja auch
genug; mein echtes Spezialgebiet ist eh "nur" die "Soldatenkaiser"-Zeit
235-285 u.Z. in Rom, sowie neuerdings noch Kushana und Indien bis 3.
Gupta-Dynastie).
Post by Ingo Heinscher
Und wurden die Texte ggf. auf Latein oder Griechisch verfasst?
Sowohl als auch - und wie die "Fonts" ;-) byzantinischer Manuskripte
aussehen, davon habe ich NULL Ahnung (allerdings weiß ich so etwa, wie
lateinische Minuskeln/Majuskeln "im Westen" ausschauen).

Das Rechts- und damit (frühe) Staatswesen im Oströmischen Reich war
jedenfalls bis weit nach Justinian I rein lateinischsprachig (siehe
"Corpus Iuris Civilis"!) - Alltags- und Kirchensprache waren "natürlich"
Griechisch. Und später "brach" dann auch das Griechische in die
"Amtssprache" ein. Die Details entziehen sich (mangels persönlichen
Interesses - obwohl das ein sicher extrem interessantes Gebiet ist!!)
meiner Kenntnis.

Die Sprachwandlung erkennt man an den Münzen jedenfalls sehr gut. Und
_damit_ kenne ich mich aus. Allerdings läßt sich das in einem rein
ASCII-schriftlichen Medium wie dem Usenet schlecht vermitteln.

Fakt ist: Bis einschließlich Iustinus II (Ende 6. Jh.) sind die
Münzlegenden noch weitgehend rein lateinisch. Ab Phocas/Heraclius (also
im 7. Jh.) "brechen" dann einzelne griech. Lettern "ein" - wie z.B. das
Epsilon (dem heutigen Euro-Zeichen ähnlich ;-) für "E". Bald werden das
mehr Zeichen. Das müßte man jetzt aber an Abbildungen demonstrieren.
"Das ist ein weites Feld." (Fontane). :-)

An der Wende zum 10.Jh. (Leo VI "der Weise") ist die *über Jahrhunderte*
erfolgende *Entwicklung* auf einem Höhepunkt. Eine der häufigsten
byzantinischen Münzen überhaupt sind die AE-Folles von Leo VI.

Vs.-Legende: LeOn bASILeVS ROm'
^ ^ ich glaube, mein Newclient verwurstet das -
soll das "Euro"-Zeichen sein...

Rs.-Legende (in vier Zeilen - die arabischen/islamischen "Schriftmünzen"
lassen heftigst grüßen): "+LeOn en QeO bASILeVS ROmeOn" (Sear 1729).
^ ^ ^ ^ ^ "Euro"-Zeichen
^ Theta

Die *Sprache* ist also schon griechisch ("Basileos Romaion" - "König der
Römer") - aber noch "lateinisch angehaucht" (siehe "BASILEVS" da oben!).
^
Dann gibt's noch massig Unterschiede bzgl. der Münzstätten... In Syrakus
z.B. heißt Anfang des 9. Jh., wenn in Constantinopel schon längst der
"Basileus" üblich ist, der Kaiser traditionell noch "AVGOVSTOS" (jetzt
aber mit griech. "OV" für "U" sowie griech. "OS" Endung ;-).

Jaja, das haben die "Romkirchenmönche" schon "prima hingekriegt", alle
Experten zu foppen und ca. 3 Jahrhunderte _schleichender Entwicklung_ in
Originalzeugnissen zu "erfälschen". Dazu muß man (b)Illig heißen, um das
zu "erkennen"; uns "Normalos" gelingt das irgendwie nicht, "wir" sehen
da halt 3 Jahrhunderte mit vielen, vielen, langsamen Stilwandlungen...
;-)

So long...
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Man kann so auch religiöse Tees herstellen: Geschnetzelten Wachturm mit
siedendem Weihwasser überbrühen - aber nicht kochen. Dann heiß trinken, das
schützt vor Atheismus am Morgen. (Bernd Nawothnig am 13.05.2002 in dswc)
GCC dpu- s:++ C++$ a++ N+++ w-- PS++ PE- Y++ PGP+++ tv- b++ e+++ h- r++ y++**
Jan Beaufort
2006-07-17 14:04:18 UTC
Permalink
Frank Markopoulos schrieb:

[...]
Post by Frank Markopoulos
Die Sprachwandlung erkennt man an den Münzen jedenfalls sehr gut. Und
_damit_ kenne ich mich aus. Allerdings läßt sich das in einem rein
ASCII-schriftlichen Medium wie dem Usenet schlecht vermitteln.
Fakt ist: Bis einschließlich Iustinus II (Ende 6. Jh.) sind die
Münzlegenden noch weitgehend rein lateinisch. Ab Phocas/Heraclius (also
im 7. Jh.) "brechen" dann einzelne griech. Lettern "ein" - wie z.B. das
Epsilon (dem heutigen Euro-Zeichen ähnlich ;-) für "E". Bald werden das
mehr Zeichen. Das müßte man jetzt aber an Abbildungen demonstrieren.
"Das ist ein weites Feld." (Fontane). :-)
An der Wende zum 10.Jh. (Leo VI "der Weise") ist die *über Jahrhunderte*
erfolgende *Entwicklung* auf einem Höhepunkt. Eine der häufigsten
byzantinischen Münzen überhaupt sind die AE-Folles von Leo VI.
Vs.-Legende: LeOn bASILeVS ROm'
^ ^ ich glaube, mein Newclient verwurstet das -
soll das "Euro"-Zeichen sein...
Rs.-Legende (in vier Zeilen - die arabischen/islamischen "Schriftmünzen"
lassen heftigst grüßen): "+LeOn en QeO bASILeVS ROmeOn" (Sear 1729).
^ ^ ^ ^ ^ "Euro"-Zeichen
^ Theta
Die *Sprache* ist also schon griechisch ("Basileos Romaion" - "König der
Römer") - aber noch "lateinisch angehaucht" (siehe "BASILEVS" da oben!).
^
Dann gibt's noch massig Unterschiede bzgl. der Münzstätten... In Syrakus
z.B. heißt Anfang des 9. Jh., wenn in Constantinopel schon längst der
"Basileus" üblich ist, der Kaiser traditionell noch "AVGOVSTOS" (jetzt
aber mit griech. "OV" für "U" sowie griech. "OS" Endung ;-).
Zeigen alle Münzen der Kaiser von Phokas/Heraclius bis Leo VI "dem
Weisen" diese eigenartige Mischung aus lateinischer und griechischer
Schrift bzw. Sprache?

[...]

Jan
Frank Markopoulos
2006-07-17 18:59:00 UTC
Permalink
Post by Jan Beaufort
Zeigen alle Münzen der Kaiser von Phokas/Heraclius bis Leo VI "dem
Weisen" diese eigenartige Mischung aus lateinischer und griechischer
Schrift bzw. Sprache?
Ja.

Der Kollege Beaufort - immerhin tätig an einer _Uni_, wo's also auch
Internetzugang geben sollte! - könnte ja einfach mal folgendes machen:

http://www.coinarchives.com/a/

in den Webbrowser seiner Wahl eingeben; dann in dem Pulldown-Menü "Limit
matches to" eine möglichst große Zahl (500, oder besser 1000) auswählen
und nun ins Suchfeld mal ein paar der bisher gefallenen Namen eingeben
(hilfreich wäre ggf. auch eine Herrscherliste der Byzantinerkaiser),
z.B. "Phokas", "Heraclius", "Irene", "Leo", ...

Und nun mal _gucken_ (viele der Fotos haben verdammt gute Qualität, vor
allem in der Großansicht; ich arbeite recht viel mit diesem Bildarchiv).

Dann hätte er sich seine Frage _selber_ beantworten können. :-)

BTW: Das Epsilon für "E" am Anfang der von mir beschriebenen langen
Entwicklung ginge ja noch als "Spezialfont" durch; aber zugleich wird in
der Rückseitenlegende der Solidi von Phokas *während* seiner Regierungs-
zeit aus dem bisherigen rein lateinischen "VICTORIA AVGG" ("AVGG" für
"Augustorum" - Sear 616-619) "VICTORIA AVGU" (Sear 620 und 621).
^^ in ganz typischer Gestaltung
- bitte _hingucken_!

Man "hört" es fast - dieses eigenartige "Rund-U" ist das griech. "OU" in
einem Zeichen, und das "G" davor (sieht so ähnlich aus wie ein "c" mit
Häkchen unten dran) ist der griechische Mischlaut aus "g" und "j" - zu
sprechen ist das also griechisch "Aw'justoi" statt lat. "Augustorum".
Zumindest in der Münzstätte Constantinopel.

Und das geht mit diversen anderen Details immer so weiter...

So long...
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Wir, die wir wissen, wie es thut, vergewaltigt und gemartert zu werden: wir
können so recht von Herzen die Partei jener ergreifen, die wir in ähnlicher
Lage erblicken. - Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895), Begründer der welt-
weiten Homosexuellenemanzipation in "Prometheus" (1870)
Günter Lelarge
2006-07-17 19:18:05 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Der Kollege Beaufort - immerhin tätig an einer _Uni_, wo's also auch
http://www.coinarchives.com/a/
in den Webbrowser seiner Wahl eingeben; dann in dem Pulldown-Menü "Limit
matches to" eine möglichst große Zahl (500, oder besser 1000) auswählen
und nun ins Suchfeld mal ein paar der bisher gefallenen Namen eingeben
(hilfreich wäre ggf. auch eine Herrscherliste der Byzantinerkaiser),
z.B. "Phokas", "Heraclius", "Irene", "Leo", ...
Und nun mal _gucken_ (viele der Fotos haben verdammt gute Qualität, vor
allem in der Großansicht; ich arbeite recht viel mit diesem Bildarchiv).
Dann hätte er sich seine Frage _selber_ beantworten können. :-)
Anderswo stehen dann wieder Sachen, die die Zuordnungen suspekt
erscheinen lassen:

"Ich kann hier nicht näher auf Eirene eingehen, die nur von Theophanes
erwähnt wurde, sonst aber nirgends belegt ist, gleichwohl aber eine
wesentliche Person im Zyklus der späten Karls- und Harun-Legenden
geworden ist. Nach meiner Überzeugung haben Eirene und ihr Nachfolger
niemals gelebt." (Weissgerber, Zur bulgarischen Phantomzeit II (Teil 1),
in: Zeitensprünge 2/2002)

Dass es die Münzen einer Irene gibt, ist dagegen natürlich unbestritten.

Zu "Münzen und Phantomzeit" liest man mit Gewinn
http://lelarge.de/simplex.html - oder lässt es bleiben. :-))

Günter
--
http://lelarge.homepage.t-online.de/vv.html

Günter
--
http://lelarge.homepage.t-online.de/vv.html
Ingo Heinscher
2006-07-17 20:08:12 UTC
Permalink
Post by Günter Lelarge
Post by Frank Markopoulos
Der Kollege Beaufort - immerhin tätig an einer _Uni_, wo's also auch
http://www.coinarchives.com/a/
in den Webbrowser seiner Wahl eingeben; dann in dem Pulldown-Menü "Limit
matches to" eine möglichst große Zahl (500, oder besser 1000) auswählen
und nun ins Suchfeld mal ein paar der bisher gefallenen Namen eingeben
(hilfreich wäre ggf. auch eine Herrscherliste der Byzantinerkaiser),
z.B. "Phokas", "Heraclius", "Irene", "Leo", ...
Und nun mal _gucken_ (viele der Fotos haben verdammt gute Qualität, vor
allem in der Großansicht; ich arbeite recht viel mit diesem Bildarchiv).
Dann hätte er sich seine Frage _selber_ beantworten können. :-)
Anderswo
[...]

Anderswo stehen Sachen, die einen glauben lassen, die Welt sei aus dem Kaos
geschlüpft und Zeus habe seinen Vater getötet.

Aber ich persönlich halte das für eine bösartige Unterstellung ohne jeden
Beweis, von Christen mit dem Ziel in Umlauf gebracht, den Göttervater zu
diskreditieren.
Günter Lelarge
2006-07-17 21:37:45 UTC
Permalink
Post by Günter Lelarge
Post by Günter Lelarge
Anderswo
[...]
Anderswo
[...]

Du mutierst zum Dadidi.

Günter
--
http://lelarge.de/gegenwart.html
Ingo Heinscher
2006-07-18 04:38:44 UTC
Permalink
Post by Günter Lelarge
Post by Günter Lelarge
Post by Günter Lelarge
Anderswo
[...]
Anderswo
[...]
Du mutierst zum Dadidi.
*rotwerd*

Zuviel der Ehre.
Thomas Marciniak
2006-07-18 04:47:51 UTC
Permalink
Post by Ingo Heinscher
Post by Günter Lelarge
Post by Günter Lelarge
Post by Günter Lelarge
Anderswo
[...]
Anderswo
[...]
Du mutierst zum Dadidi.
*rotwerd*
Zuviel der Ehre.
Aha. Stadium der Beschimpfung erreicht. q.e.d.

Gruß Thomas

xpost und fup dasv
Günter Lelarge
2006-07-26 18:29:17 UTC
Permalink
-<| Günter Lelarge | Wed, 26 Jul 2006 17:50:40 +0200 |>-
"Auf der Grabbank des Grabes Christi aber liegt eine Platte aus exakt [...]
Lelarge'sches Gequake - sinnlos wie immer.
Und niemand nimmt es ernst...
Es ist das definitiv das "Gequake" von _Chladeks Sven (oder Kevin?)
Schütte_, der in der Tat nicht mehr von jedem seiner Kollegen ernst
genommen wird.
Das ist der, der sich rühmt, Illig in Aachen "hereingelegt" zu haben,
weil er ihm vorwarf, seine (Schüttes) Schrift zur Pfalzkapelle noch
nicht gelesen zu haben.
Das Heftchen ist nach 6 Jahren nocht erschienen.

Und weil sein Hereinlegen von einem Lokalblatt nicht abgedruckt wurde,
findest du es auf der schönsten und umfangreichsten Homepage abgedruckt,
die Illig gewidmet ist!

Dein Zitat von Schütte ist deshalb interessant, weil der "Fachmann" da
EINDEUTIG BELEGT, dass die "Pfalzkapelle" frühestens aus dem Anfang des
11. Jahrhunderts stammen kann.

Damit stützt er die Datierung Illgs!!

Und du bist offenbar mittlerweile zu bescherbelt, verschachtelte Sätze
zu verstehen, bewusstloser Eindummsatzautomat?

Weil Schütte "Wissenschaftler" ist -> dsg!

Günter
--
http://www.lelarge.de/bayern1.html
Günter Lelarge
2006-07-26 18:47:52 UTC
Permalink
-<| Günter Lelarge | Wed, 26 Jul 2006 17:50:40 +0200 |>-
"Auf der Grabbank des Grabes Christi aber liegt eine Platte aus exakt [...]
Lelarge'sches Gequake - sinnlos wie immer.
Und niemand nimmt es ernst...
Es ist das definitiv das "Gequake" von _Chladeks Sven (oder Kevin?)
Schütte_, der in der Tat nicht mehr von jedem seiner Kollegen ernst
genommen wird.
Das ist der, der sich rühmt, Illig in Aachen "hereingelegt" zu haben,
weil er ihm vorwarf, seine (Schüttes) Schrift zur Pfalzkapelle noch
nicht gelesen zu haben.
Das Heftchen ist nach 6 Jahren immer noch nicht erschienen...

Und weil sein Hereinlegen von einem Lokalblatt nicht abgedruckt wurde,
findest du es auf der schönsten und umfangreichsten Homepage abgedruckt,
die Illig gewidmet ist!

Dein Zitat von Schütte ist deshalb interessant, weil der "Fachmann" da
EINDEUTIG BELEGT, dass die "Pfalzkapelle" frühestens aus dem Anfang des
11. Jahrhunderts stammen kann.

Damit stützt er die Datierung Illgs!!

Und du bist offenbar mittlerweile zu bescherbelt, verschachtelte Sätze
zu verstehen, bewusstloser Eindummsatzautomat?

Weil Schütte "Wissenschaftler" ist -> dsg!

Günter
--
http://www.lelarge.de/bayern1.html
Günter Lelarge
2006-07-26 21:31:12 UTC
Permalink
-<| Günter Lelarge | Wed, 26 Jul 2006 20:47:52 +0200 |>-
Weil
[Diesmal nur ein Eindummwortkommentar]

Du hälst also Aussagen von Chladeks Sven Schütte für "wie immer
sinnloses Gequake, das niemnand ernst nimmt"!

Du kennst Sven Schütte offenbar näher, dass du dir solch ein Urteil
zutraust? Darf ich das als SIG benutzen, Herr Bruhaha?

Ich kenn ihn gottseidank nicht persönlich. Aber das hier scheint dir in
gewisser Weise schon ein wenig Recht zu geben, auch wenn ich es nicht so
ungezogen ausdrücken würde wie du gebenedeiter Eindummsatzkommentierer:

"Sven SCHÜTTE ersetzt sämtliche Pfalzen, indem er ein kleines Beil mit
gezähnter Schneide präsentiert, das "die Ottonen nicht mehr benutzten",
und reklamiert eine angebliche Sensation [Bernsdorff 89]:

"Niemand weiß, ob die Kuppel [des Aachener Oktogons] tatsächlich massiv
ist, weil bislang keiner ins Innere des Steins geschaut hat. Darum kann
sie sehr wohl nach byzantinischer Art, nämlich hohl gewölbt sein."
Eine lächerliche Aussage für einen Archäologen und Bauhistoriker, der
seit Jahren im Aachener Dom arbeitet. Kennt er nicht einmal die aktuelle
Untersuchung des Oktogons mit indirektem Radarverfahren? Sie ist 2002
von Gabriele Patitz und Bernhard Illich publiziert wurden, also kein
Geheimpapier. Damals hat man eine relativ homogen gemauerte Kuppel aus
grobem Gestein und sogar Steinlagestörungen an zwei Stellen der Kuppel
festgestellt [Patitz/Illich; vgl. Illig 2003, 398]. Gewollt naiv
imaginiert SCHÜTTE eine byzantinische Kuppel oder sogar eine
Kombiwölbung - außen Stein, innen byzantinische Tonhohlkörper - die den
einzigartigen Bau zu einer Steigerung von Singularität machen würden, da
nirgends sonst so etwas gebaut worden ist. Diesem Mann fehlt einfach das
Fachwissen. So wurde er im Jahr 2000/01 von Michael TOCH gerügt, weil er
"per Zirkelschluß eine sonst nicht nachweisbare Kontinuität jüdischen
Lebens in Köln postuliert" habe. Dies geschah durch die "reine
Behauptung" einer

"angeblich seit dem 4. Jahrhundert und kontinuierlich über die
Merowingerzeit bestehende[n], in der Karolingerzeit dann neu
aufgebaute[n] Prachtsynagoge, um die sich auch noch ein ganzes
'jüdisches Viertel' gebildet haben soll" [Toch 2001, 12 ].

Wenn es, bei Bernsdorff [89] gleich weitergeht mit Dendrochronologie und
den Brettern des "Aachener Karlsthron", dann darf neuerlich an SCHÜTTE
und seine überaus prompte Erfindung des "Karlsthrons" für die
Ausstellung "Krönungen" in Aachen, anno 2000, gedacht werden, den 'böse'
Dendrochronologen wie E. HOLLSTEIN und B. BECKER rund dreißig Jahre
zuvor zum Ottothron degradiert hatten:

"Zur Sicherheit waren an dieser Untersuchung mehrere Analytiker,
Dendrochronologen und Radiokohlenstoff-Forscher beteiligt. Statistiker
rüttelten die Kurven - und siehe da: Der große Karl darf wieder Platz
nehmen" [Schütte 2001; vgl. Illig 2001].

Skeptiker können sich dieses Rütteln und Schütteln vorstellen. Deswegen
erwarten alle am Aachener Dom Interessierten SCHÜTTES Monographie über
den Aachener Thron. Sie ist seit Frühjahr 2000, also seit vier Jahren
angekündigt, aber nicht erschienen, wie nicht nur in Aachen beklagt wird
[Georgi 2004,120]. SCHÜTTE hat mir allen Ernstes bei meinem Vortrag in
Köln vorgeworfen (12. 4. 2000 [vgl. Illig 2000b, 476-480]), seine
Arbeiten zum Thron zu ignorieren. Als ich ehrlich bekannte, dass sie mir
unbekannt seien, teilte er der erstaunten Corona mit, dass sie in
wenigen Monaten erscheinen würden. Es blieb bis heute beim Konjunktiv.
Insofern wird es nun Zeit, auf die Rolle hinzuweisen, die jener Kölner
Lokalmatador spielt. Die damalige Veranstaltung war ein nur teilweise
geglücktes Ränkespiel. Zwar fiel Moderator Johannes Lehmann zu meinem
Vortrag lediglich viermal die gleiche Frage nach dem Sinn von
Grundlagenforschung ein ('Was nützt uns, was Sie im frühen Mittelalter
erforschen?'), aber dann ließ er dem anonym bleibenden SCHÜTTE alle Zeit
der Welt für seine wütenden Invektiven. Doch die anschließende
Veröffentlichung des 'Skandals' hat nicht geklappt. Denn der Kölner
Stadtanzeiger war zwar vertreten, bedauerte aber vorab, keinen Platz für
die Vortragsankündigung gefunden zu haben; danach berichtete er nichts
über die 'SCHÜTTE-Show'. Daraufhin brachte SCHÜTTE seine Version beim
vielleicht härtesten Beschimpfer der Phantomzeitthese auf die Homepage,
ein für einen Wissenschaftler und Forscher eher peinlicher Schritt."

<http://lelarge.de/schuette.html>

Chladeks Schütte ist WISSENSCHAFTLER: dsg.

Günter
--
http://lelarge.de/simplex.html
Günter Lelarge
2006-07-27 08:30:01 UTC
Permalink
Post by Günter Lelarge
[Diesmal nur ein Eindummwortkommentar]
x
Warum so schweigsam, wenn dir mal einer (teilweise) Recht gibt?

Warum schriebst du denn, dass du die Aussagen von Sven SCHÜTTE für

"wie immer sinnloses Gequake, das niemand ernst nimmt"

hälst?!

Du kennst Sven Schütte offenbar näher, dass du dir solch ein Urteil
zutraust? Darf ich das als SIG benutzen, Herr Bruhaha?

Nebenbei: Poste nicht, wenn du keine Kommentare wünschst!

Weil Schütte WISSENSCHAFTLER ist: dsg.

Günter
--
http://lelarge.de/taz.html
Günter Lelarge
2006-07-26 22:33:17 UTC
Permalink
Post by Günter Lelarge
Und du bist offenbar mittlerweile zu bescherbelt, verschachtelte Sätze
zu verstehen, bewusstloser Eindummsatzautomat?
Der Rocker ist eine Unterart des Homo Sapiens.
Sprechen wir noch von Herrn Sven Schütte, der nach Herrn Dieter Brügmann
"wie immer sinnloses Gequake, das niemnand ernst nimmt", absondert?

Antwort bitte nach dsg, weil Chladeks Schütte WISSENSCHAFTLER ist!

Günter
--
http://lelarge.de/gegenwart.html
Günter Lelarge
2006-07-28 11:01:04 UTC
Permalink
Herbert Rosenau <***@pc-rosenau.de> wrote:

[Herbert begreift dank Wörterbuch und Wikipedia allmählich, was Deutsche
unter "Flächendeckung" verstehen...]
Ach schon wider Aachen! Warum muß man herrn Günter lelarge eigentlich
dieselbe Frage mehrfach wiederholen ohne erst x-mal irgendwas über
Aachen oder sonstwelche absurden Textbausteine die mit der Frage
absolut nichts zu tun haben, an den Kopf geworfen zu bekommen, das mit
der Frage absolut nichts zu tun hat?
Aachen war hier das Thema, bevor du mit einem deutschen Wort nicht klar
kamst.
In Andernach gibt es flächendeckend (die Fläche des Kastells Antunnacum
ausfüllend) römische Funde.
Was hat das jetzt wieder mit der Frage zu tun: "wie der Herr Günter
Lelarge flächendeckend definiert. "?
Nachdem das geklärt ist, könnten wir zum Thema zurückfinden, von dem du
versehentlich ablenktest?

[...]
"Eine Flächendeckung bezeichnet die restlose Abdeckung einer Fläche..."
(Wikipedia)
Jetzt verstanden?
Ah ja, 3% einer Fläche sind also bereits flächendecken? Seltsam was
Herr Günter Lelarge da an Rechenkunststückchen vorführt.
Es ist kein Rechenkunststück.

Wenn es alle 50 km eine Kaserne gibt, gibt es sie flächenderckend.
Die Ansprüche an römische oder karolingische Schichten sind nicht so
hoch - trotzdem gelingt es fast bei jeder Ausschachtarbeit in Andernach
Römisches zu finden.
--------------------------------------
Das Aachener Zentrum, reicht das - oder möchtest du es wirklich in
Qudaratmillimetern?
qcm reicht. Wie wärs dann noch mit einer Aussage wie 3% der gesamten
Fläche flächendeckend sein können, wo doch 97% nichtmal
andeutungsweise archäologisch erforscht sind? Oh, ich verstehe,
ausschließlich was römisch ist, kann die Fläche sein, die
unerforschten Flächen gelten einfach nicht. So kann man also aus 3%
schnell mal 1000% machen und alles andere weglügen.
In Aachen sieht es fast so aus, als wären wem die immer wieder römischen
Funde -wie jetzt auf dem Katschhof- peinlich, so dass man offiziell
einen Bagger statt Archäologen ranlässt, gräbt mal wer...
"Von der Höhe des Marktes bis zum Elisenbrunnen hin [...]
(Minoritenplatz, Franzstraße)."
Das sind also tatsächlich 1000% von Aachen? Wo bleibt da die Kapelle?
Die ist nun wirklich nicht in dem Gebiet Von der Höhe des Marktes bis
zum Elisenbrunnen hin [...] (Minoritenplatz, Franzstraße). Oh weh, die
ist ja gar nicht römisch und zählt damit auchh nicht zu der römischen
Fläche und andere Flächen k önnen ja nicht existieren, weil sie eben
halt nicht römisch sind.
Die Kapelle, die die Marienkirche ist, kann nicht karolingisch sein.
Wenn wir "flächendeckend" einschränken auf die Umgebung der spätantiken
oder salischen "Pfalzkapelle", die Altstadt also, kann man aus den
gemachten Funden auf eine flächendeckende Besiedlung durch Römer
schließen.

Warum es demgegenüber KEINE karolingischen Funde im Zentrum gibt,
müsstest _du_ erklären.
Schon seltsam was der herr Günter Lelarge da zusammenschwurbelt um
Fakten in sein kleines, kaputtes WEeltbilt passend zu bekommen.
Die Fakten sind:

- Die Pfalzkapelle ist unter keinen Umständen "karolingisch": Das
verbietet schon die Wehrmauer!
- Römische Funde (Kleinfunde/Siedlungsfunde und Gebäudlichkeiten gibt
es, karolingische nicht.
Dass die Siedlung nicht umwehrt gewesen sein soll, stimmt womöglich
nicht, weil man auf dem "Pfalzgelände" eine Wehrmauer antraf, die nicht
karolingisch sein kann, weil Karolingische Pfalzen keine Befestigungen
aufwiesen.
Gegen wen auch?
Das spräche dafür, dass der Rest des "Pfalzgeländes", wie die Thermen,
die römischen Siedlungsfunde und die Wehrmauer römisch sind.
Nunja, laut Herrn Günter lelarge zählen ja auch ausschließlich
erforschte und eindeutig Römern zuzuordnende Flächen und alles andere
existiert einfach nicht. Im Wegschwurbeln von Fakten ist Herr Günter
lelarge ja bekanntlich einsame Spitze und unschlagbar. Da kommt nicht
mal sein Gott Heribert bIillig mit.
Nunja, jetzt ist also das "Pfalzgelände" nicht mehr karolingisch:

Die mittlerweile kassierte C14-Datierung der "Pfalzkapelle" wurde
besinnungslos auch auf andere Gebäudlichkeiten übertragen - womöglich
römische, wie Herr Klemm sie ja für solche Ansiedlungen fordert!
Ein karolingisches Aachen ist so gut wie ausgeschlossen - jedenfalls
spricht alles gegen die Anwesenheit vieler karolingerzitlicher Menschen
Das ist doch, wovon du ablenken musst?
spricht Günter Lelarge wieder mal zu sich selbst.
Ich rede mit dir:

Du möchtest mit semantischem Schnickschnack (Meta-Gesabbel) davon
ablenken, dass es in Aachen, immerhin Karls Residenzstadt, nichts
Karolingisches gibt.

Hätte es die Karolingerzeit in Sachen gegeben, so müsstest du nicht
ungezogen werden - und man MÜSSTE Spuren dieser Besiedlung ausmachen
können.

Fachleute beklagen aber eindeutig ihre Nichtanwesenheit:

"Erstaunlicherweise hat bislang keine Grabung oder
Baustellenbeobachtung innerhalb und außerhalb der Altstadt von Aachen
eindeutig Siedlungsreste karolingischer Zeit erfasst, obwohl die
Überlieferung auf die Anwesenheit von Kaufleuten und zahlreichen
Anwohnern sowie auf die Existenz durchaus anspruchsvoller Adelshöfe
schließen lässt, von deren Gebäuden und Sachkultur einiges im Boden zu
finden sein müsste."

(Prof. Untermann im Band III des Katalogs zur Paderborner
Karolingerausstellung)

Karolingerzeit -> dsg

Günter
--
http://lelarge.de/taz.html
Frank Markopoulos
2006-07-18 05:55:00 UTC
Permalink
Post by Günter Lelarge
Anderswo stehen dann wieder Sachen, die die Zuordnungen suspekt
"Ich kann hier nicht näher auf Eirene eingehen, die nur von
Theophanes erwähnt wurde, sonst aber nirgends belegt ist
[weitere Lügen ... snip]
Post by Günter Lelarge
Dass es die Münzen einer Irene gibt, ist dagegen natürlich
unbestritten.
Ah ja.

Soviel zur "Logik" eines Lallarge!

Es *gibt* also relativ genau 1200 Jahre alte byzantinische Münzen einer
Herrscherin Irene?

Aber diese Herrscherin selbst hat's nie gegeben?

Sie wurde also von ihren _Zeitgenossen_ vor ca. 1200 Jahren "erfunden"?
Und Sie meinen, das ist denen nicht aufgefallen, daß auf ihrem Geld
plötzlich ein Herrscher-(hier Herrscherinnen-)Porträt prangte, hinter
dem gar keine reale Person steckte?!?

Okay, die Byzantiner - als monokulturell christlicher Staat - waren
sicher nicht sonderlich modern/progressiv, aber _so_ blöd waren sie nun
wirklich nicht.

Stellen Sie sich mal vor, auf den Münzen des Vatikan im Jahre 2006
prangte nicht das Konterfei von Herrn Ratzinger, sondern von (b)Illig.
Da würden sich auch massig Leute wundern, es gäbe einen _Riesenskandal_,
die Münzen würden eingezogen werden, und noch Jahrhunderte später würde
man davon (vielleicht schon in fast "legendenhafter" Form) berichten.
Post by Günter Lelarge
Zu "Münzen und Phantomzeit" liest man mit Gewinn
http://lelarge.de/simplex.html - oder lässt es bleiben.
Letzteres.

Peinlicher geht's nimmer. Numismatische "Arbeit" anhand von
_Strichzeichnungen_, da rollen sich einem, der es gewohnt ist, AM REALEN
OBJEKT zu arbeiten, doch glatt die Zehennägel auf...

So long...
__ | ____
|_ | \ /
| rank aus Leipzig | \/ <--- bitte in Rosa ausmalen!
--
Staat heisst das kälteste aller kalten Ungeheuer. Kalt lügt es auch; und
diese Lüge kriecht aus seinem Munde: "Ich, der Staat, bin das Volk." Lüge
ist's! [...] Wo es noch Volk giebt, da versteht es den Staat nicht und
hasst ihn als bösen Blick und Sünde an Sitten und Rechten. (F. Nietzsche)
Günter Lelarge
2006-07-18 06:08:25 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Post by Günter Lelarge
Anderswo stehen dann wieder Sachen, die die Zuordnungen suspekt
"Ich kann hier nicht näher auf Eirene eingehen, die nur von
Theophanes erwähnt wurde, sonst aber nirgends belegt ist
[weitere Lügen ... snip]
Post by Günter Lelarge
Dass es die Münzen einer Irene gibt, ist dagegen natürlich
unbestritten.
Ah ja.
Soviel zur "Logik" eines Lallarge!
Günter
Frank Markopoulos
2006-07-18 17:54:00 UTC
Permalink
***@lelarge.de (Günter Lelarge) teilte uns am 18.07.06 mit:

[Fullquote meines Textes]
Post by Günter Lelarge
Günter
Sie stimmen mir also zu, Herr Lellarge, daß

a) alle "handelsgängigen" byzantinischen Münzen der "Phantomzeit" _echt_
und auch zeitlich korrekt eingeordnet sind? (Insbesondere also z.B.
Kaiserin Irene eine Zeitgenossin von Karl dem Großen war, der im Prinzip
nur deshalb zum Kaiser gekrönt worden war, weil nach "westlichem",
staatsrechtlichem Verständnis der "römische" Kaiserthron "vacant" war,
weil/solange ihn "nur eine _Frau_" innehatte.)

und

b) numismatische "Arbeit" allein anhand von Strichzeichnungen (wie es
Heinsohn bei den Karolinger-Prägungen macht) *unwissenschaftlich* ist?

Na, wer sagt's denn!?! Es _geht_ also!

So long...
__ | ____
|_ | \ /
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Wir, die wir wissen, wie es thut, vergewaltigt und gemartert zu werden: wir
können so recht von Herzen die Partei jener ergreifen, die wir in ähnlicher
Lage erblicken. - Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895), Begründer der welt-
weiten Homosexuellenemanzipation in "Prometheus" (1870)
Jan Beaufort
2006-07-19 09:32:51 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Zeigen alle Münzen der Kaiser von Phokas/Heraclius bis Leo VI "dem
Weisen" diese eigenartige Mischung aus lateinischer und griechischer
Schrift bzw. Sprache?
Ja.
Gibt es nach Leo dem Weisen noch Hinweise auf diesen Brauch? Oder
wechselte man irgendwann endgültig auf Griechisch über?

Unter "Irene" finden sich übrigens auch Münzen späterer byzantinischer
Kaiserinnen. _Nach_ der FZ gab es noch drei Kaiserinnen, die Irene
hießen.

Eine davon war Irene Dukas. Vom Namen Dukas stammt bekanntlich unser
Wort "Dukat".

(Der letzte Satz ist nur für Dich und nicht für die
dsg-Möchtegerntraditionsexperten gemeint, die jetzt in Wikipedia oder im
Duden nachschauen und laut aufschreien werden.)
Post by Frank Markopoulos
Der Kollege Beaufort - immerhin tätig an einer _Uni_, wo's also auch
http://www.coinarchives.com/a/
in den Webbrowser seiner Wahl eingeben; dann in dem Pulldown-Menü "Limit
matches to" eine möglichst große Zahl (500, oder besser 1000) auswählen
und nun ins Suchfeld mal ein paar der bisher gefallenen Namen eingeben
(hilfreich wäre ggf. auch eine Herrscherliste der Byzantinerkaiser),
z.B. "Phokas", "Heraclius", "Irene", "Leo", ...
Und nun mal _gucken_ (viele der Fotos haben verdammt gute Qualität, vor
allem in der Großansicht; ich arbeite recht viel mit diesem Bildarchiv).
Dann hätte er sich seine Frage _selber_ beantworten können. :-)
Pardon, ich fragte nur, weil ich dachte, Du hättest ein wenig Ahnung von
Münzen.
Post by Frank Markopoulos
BTW: Das Epsilon für "E" am Anfang der von mir beschriebenen langen
Entwicklung ginge ja noch als "Spezialfont" durch; aber zugleich wird in
der Rückseitenlegende der Solidi von Phokas *während* seiner Regierungs-
zeit aus dem bisherigen rein lateinischen "VICTORIA AVGG" ("AVGG" für
"Augustorum" - Sear 616-619) "VICTORIA AVGU" (Sear 620 und 621).
^^ in ganz typischer Gestaltung
- bitte _hingucken_!
Man "hört" es fast - dieses eigenartige "Rund-U" ist das griech. "OU" in
einem Zeichen, und das "G" davor (sieht so ähnlich aus wie ein "c" mit
Häkchen unten dran) ist der griechische Mischlaut aus "g" und "j" - zu
sprechen ist das also griechisch "Aw'justoi" statt lat. "Augustorum".
Zumindest in der Münzstätte Constantinopel.
Danke für diesen interessanten Hinweis.

Jan
Guenther
2006-07-19 09:43:09 UTC
Permalink
....
Post by Jan Beaufort
Eine davon war Irene Dukas. Vom Namen Dukas stammt bekanntlich unser
Wort "Dukat".
(Der letzte Satz ist nur für Dich und nicht für die
dsg-Möchtegerntraditionsexperten gemeint, die jetzt in Wikipedia oder im
Duden nachschauen und laut aufschreien werden.)
Ist schon recht, Jan. Es ist ist ein nettes Wortspielchen... :-)
Michael Klemm
2006-07-19 10:18:51 UTC
Permalink
Post by Guenther
....
Post by Jan Beaufort
Eine davon war Irene Dukas. Vom Namen Dukas stammt bekanntlich unser
Wort "Dukat".
(Der letzte Satz ist nur für Dich und nicht für die
dsg-Möchtegerntraditionsexperten gemeint, die jetzt in Wikipedia oder im
Duden nachschauen und laut aufschreien werden.)
Ist schon recht, Jan. Es ist ist ein nettes Wortspielchen... :-)
Bei Wikipedia lese ich, das es zwei Meinungen zum Ursprung
des Worts gibt ;-)

Gruß
Michael
Guenther
2006-07-19 10:56:13 UTC
Permalink
Post by Michael Klemm
Post by Guenther
....
Post by Jan Beaufort
Eine davon war Irene Dukas. Vom Namen Dukas stammt bekanntlich unser
Wort "Dukat".
(Der letzte Satz ist nur für Dich und nicht für die
dsg-Möchtegerntraditionsexperten gemeint, die jetzt in Wikipedia oder im
Duden nachschauen und laut aufschreien werden.)
Ist schon recht, Jan. Es ist ist ein nettes Wortspielchen... :-)
Bei Wikipedia lese ich, das es zwei Meinungen zum Ursprung
des Worts gibt ;-)
Natürlich gibt es diese zwei Meinungen, z.B. hier:

http://beyars.com/lexikon/lexikon_331.html

Nur müßte im Falle der Erklärung von Jan noch eine Lautverschiebung
plausibel gemacht werden.

Ist zwar weniger spektakulär, aber die Aufschrift

SIT TIBI XPE (= Christe) DATVS, QUEM TV REGIS ISTE DVCATVS

(dt.: Dir, Christus, sei das Herzogtum gegeben, das du regierst)

ist doch eher als Namensgeber nachzuvollziehen.

Oder müssen wir auf ähnliche wundersame Wandlungen wie Arius=Ali
zurückgreifen? :-)
Jan Beaufort
2006-07-20 08:41:40 UTC
Permalink
Post by Guenther
Post by Michael Klemm
Post by Guenther
Post by Jan Beaufort
Eine davon war Irene Dukas. Vom Namen Dukas stammt bekanntlich unser
Wort "Dukat".
(Der letzte Satz ist nur für Dich und nicht für die
dsg-Möchtegerntraditionsexperten gemeint, die jetzt in Wikipedia oder im
Duden nachschauen und laut aufschreien werden.)
Ist schon recht, Jan. Es ist ist ein nettes Wortspielchen... :-)
Bei Wikipedia lese ich, das es zwei Meinungen zum Ursprung
des Worts gibt ;-)
http://beyars.com/lexikon/lexikon_331.html
Das ist eine _dritte_ Meinung, Professor. Du hast anscheinend nicht
kapiert, wovon bei Klemm die Rede war. Er hat es zugegebenermaßen auch
ein bisschen irreführend formuliert.
Post by Guenther
Nur müßte im Falle der Erklärung von Jan noch eine Lautverschiebung
plausibel gemacht werden.
Wär schön, wenn Du uns das mit der Lautverschiebung erklären könntest.

[...]

Jan
Michael Klemm
2006-07-20 10:07:12 UTC
Permalink
Post by Jan Beaufort
Post by Guenther
Post by Michael Klemm
Post by Guenther
Post by Jan Beaufort
Eine davon war Irene Dukas. Vom Namen Dukas stammt bekanntlich unser
Wort "Dukat".
(Der letzte Satz ist nur für Dich und nicht für die
dsg-Möchtegerntraditionsexperten gemeint, die jetzt in Wikipedia oder im
Duden nachschauen und laut aufschreien werden.)
Ist schon recht, Jan. Es ist ist ein nettes Wortspielchen... :-)
Bei Wikipedia lese ich, das es zwei Meinungen zum Ursprung
des Worts gibt ;-)
http://beyars.com/lexikon/lexikon_331.html
Das ist eine _dritte_ Meinung, Professor. Du hast anscheinend nicht
kapiert, wovon bei Klemm die Rede war. Er hat es zugegebenermaßen auch
ein bisschen irreführend formuliert.
Stimmt, mit zwei meinte ich mindestens zwei.

Ich habe Deine Vorbereitung des
zeitensprünglerischen Syllogismus' kritisiert:

Voraussetzung 1: Bekanntlich gilt ....
Voraussetzung 2: Bekanntlich gilt etwas anderes als ....

Conclusio: Es gibt keine Dukaten, weder den Roger II noch
die Kaiser Konstantin X und Michael, und die gesamte Zeit
ist erfunden.

Gruß
Michael
Ilja Schmelzer
2006-07-20 11:14:49 UTC
Permalink
Post by Guenther
Oder müssen wir auf ähnliche wundersame Wandlungen wie Arius=Ali
zurückgreifen? :-)
Mal eine Laienfrage: Was wäre an so einer Wandlung wundersam?

Die Wandlung l - r findest du noch heute in jedem Chinesenwitz.

Das Anhängen von s-Endungen findest du noch heute in Lettland,
wo Russen durch lettische Behörden genötigt werden, an ihre
Vornamen solche Endungen anzuhängen: Juri -> Juris. Und mein
werter Name soll von Elias kommen.

Ilja
Guenther
2006-07-20 13:11:50 UTC
Permalink
Post by Ilja Schmelzer
Post by Guenther
Oder müssen wir auf ähnliche wundersame Wandlungen wie Arius=Ali
zurückgreifen? :-)
Mal eine Laienfrage: Was wäre an so einer Wandlung wundersam?
Die Wandlung l - r findest du noch heute in jedem Chinesenwitz.
Das Anhängen von s-Endungen findest du noch heute in Lettland,
wo Russen durch lettische Behörden genötigt werden, an ihre
Vornamen solche Endungen anzuhängen: Juri -> Juris. Und mein
werter Name soll von Elias kommen.
Ilja
Klar, Du heisst ja Irja und aus Juri wird Juli...
Aber mal ernsthaft: Es gibt natürlich
Laut/Vokal/Konsonanten-Verschiebungen .
Michael Klemm
2006-07-20 12:59:36 UTC
Permalink
Guenther schrieb:
...
Post by Guenther
Ist zwar weniger spektakulär, aber die Aufschrift
SIT TIBI XPE (= Christe) DATVS, QUEM TV REGIS ISTE DVCATVS
(dt.: Dir, Christus, sei das Herzogtum gegeben, das du regierst)
ist doch eher als Namensgeber nachzuvollziehen.
Der Namensgeber ist der Führer (Dux) und
Herzogtum heißt ducatus.
Wikipedia gibt
Dukas (pl. Dukai; weibliche Form Dukaina)
an. Neben dem Dukaten (Münze) gibt es
das Dukat (byzantinischer Verwaltungsbereich),
z.B. das Dukat Rom, aus dem der Kirchenstaat
entstand.

Gruß
Michael
Frank Markopoulos
2006-07-19 16:18:00 UTC
Permalink
Post by Jan Beaufort
Post by Jan Beaufort
Zeigen alle Münzen der Kaiser von Phokas/Heraclius bis Leo VI "dem
Weisen" diese eigenartige Mischung aus lateinischer und
griechischer Schrift bzw. Sprache?
Ja.
Gibt es nach Leo dem Weisen noch Hinweise auf diesen Brauch? Oder
wechselte man irgendwann endgültig auf Griechisch über?
Du solltest doch _selber_ mal gucken... ;-)

Eigentlich ist mit Leo VI (um 900) das "Umschwenken" auf Griechisch
schon erfolgt. Diese *Entwicklung* haben Deine "Romkirchenmönche" also
wirklich schön nachgefälscht... ;-)

Ab dann sind die latein. Buchstaben/Wendungen die *Ausnahme*. Das "R" in
"ROm" für "Romaion" wird allerdings noch "ewig" als "R" und nicht als
griech. "P" geschrieben. Okay, ca. 150 Jahre später, unter Romanus IV
(1068-1071), ist dann auch das nur noch griechisch: "PwMAN". Kurz vorher
unter Eudokia (1067) ist es noch "IhS XIS ReX RegNANTIum" - okay, eine
^ ^
religiöse Formel (doch "Basileos Basileion" hätte es auch getan; dann
wäre sie komplett griechisch gewesen).

Aber manchmal schlägt eben auch später noch das "traditionelle" Latein
in einzelnen Legendenteilen durch.
Post by Jan Beaufort
Unter "Irene" finden sich übrigens auch Münzen späterer
byzantinischer Kaiserinnen. _Nach_ der FZ gab es noch drei
Kaiserinnen, die Irene hießen.
Ja, so ist das bei Suchmaschinen. "Man staunt" - man findet auch
namensgleiche Treffer. "Faszinierend", dieses Internet, nicht wahr?! ;-)

Du solltest aber schon nur "die" Irene nehmen (allein, 797-802 - oder
zuvor zusammen mit Constantinus VI, 780-797).

Interessant, daß diese Dame als GANZ-ALLEIN-Herrscherin (die Kaiser
zuvor hatten meist (teils sogar mehrere!) Mitherrscher) _sowohl_ Vorder-
_als auch_ Rückseite auf den Münzen mit ihrem Porträt einnimmt, nicht
wahr?!

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer.php?LotID=111593&AucID=127&Lot=396

Und für "moderne Nachfälschungen" von "Romkirchenmönchen" hat gerade
diese Münze (die ich selber bei der Besichtigung der Auktionsware in
Händen hatte) eine _wundervolle_ Goldpatina/Verkrustung. Wie die wohl
sowas nachgemacht haben?? DAS können moderne Fälscher noch nichtmal;
solche Goldpatinas brauchen nämlich *viele JahrHUNDERTE* zum Wachsen...
Post by Jan Beaufort
Pardon, ich fragte nur, weil ich dachte, Du hättest ein wenig Ahnung
von Münzen.
Von Byzantinern eigentlich nicht mal wirklich. Aber ich kenne mich halt
als Randgebiet damit so grob aus.
Post by Jan Beaufort
Jan
BTW: Warum hat sich von Eurer "Zunft" der Zeitenschwurbler eigentlich
noch _keiner_ auf die Kushana gestürzt?? _Da_ könntet Ihr nämlich
wirklich mal mit den Jahrhunderten "jonglieren", daß es eine wahre
Freude ist! *Wann* ist das "Kanishka-Datum", also der Beginn von dessen
Ära? 78 u.Z. oder 100...150 Jahre später?

So long...
__ | ____
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Homosexuelle sind schlimmer als jemand, der einen Menschen ermordet; denn
es ist besser zu sterben, als ein derart schändliches Leben zu führen [...].
Nein, nein, es gibt nichts, was schlimmer wäre [...]. Sie müssen gesteinigt
werden! (der "Heilige" und "Kirchenlehrer" Chrysostomos, um 350...407 u.Z.)
Jan Beaufort
2006-07-20 06:24:32 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Post by Jan Beaufort
Zeigen alle Münzen der Kaiser von Phokas/Heraclius bis Leo VI "dem
Weisen" diese eigenartige Mischung aus lateinischer und
griechischer Schrift bzw. Sprache?
Ja.
Gibt es nach Leo dem Weisen noch Hinweise auf diesen Brauch? Oder
wechselte man irgendwann endgültig auf Griechisch über?
Du solltest doch _selber_ mal gucken... ;-)
Tu ich ja auch. Das Urteil von jemandem, der sich besser auskennt, ist
trotzdem willkommen.
Post by Frank Markopoulos
Eigentlich ist mit Leo VI (um 900) das "Umschwenken" auf Griechisch
schon erfolgt.
Könnte man dann sagen, dass - mit den unten von Dir erwähnten Ausnahmen
- die Mischung aus lateinischen und griechischen Buchstaben für fzliche
byzantinische Münzen typisch ist?

Und weiter: Stimmt der Eindruck, dass auf diesen Münzen keine
Jahreszahlen angegeben sind?
Post by Frank Markopoulos
Diese *Entwicklung* haben Deine "Romkirchenmönche" also
wirklich schön nachgefälscht... ;-)
"Romkirchenmönche" ist nicht meine Rede. Außerdem hatte die Romkirche in
Byzanz vor den Kreuzzügen keinen Einfluss.
Post by Frank Markopoulos
Ab dann sind die latein. Buchstaben/Wendungen die *Ausnahme*. Das "R" in
"ROm" für "Romaion" wird allerdings noch "ewig" als "R" und nicht als
griech. "P" geschrieben. Okay, ca. 150 Jahre später, unter Romanus IV
(1068-1071), ist dann auch das nur noch griechisch: "PwMAN". Kurz vorher
unter Eudokia (1067) ist es noch "IhS XIS ReX RegNANTIum" - okay, eine
^ ^
religiöse Formel (doch "Basileos Basileion" hätte es auch getan; dann
wäre sie komplett griechisch gewesen).
Aber manchmal schlägt eben auch später noch das "traditionelle" Latein
in einzelnen Legendenteilen durch.
Danke, sehr hilfreiche Informationen.
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Unter "Irene" finden sich übrigens auch Münzen späterer
byzantinischer Kaiserinnen. _Nach_ der FZ gab es noch drei
Kaiserinnen, die Irene hießen.
Ja, so ist das bei Suchmaschinen. "Man staunt" - man findet auch
namensgleiche Treffer. "Faszinierend", dieses Internet, nicht wahr?! ;-)
Du solltest aber schon nur "die" Irene nehmen (allein, 797-802 - oder
zuvor zusammen mit Constantinus VI, 780-797).
Interessant, daß diese Dame als GANZ-ALLEIN-Herrscherin (die Kaiser
zuvor hatten meist (teils sogar mehrere!) Mitherrscher) _sowohl_ Vorder-
_als auch_ Rückseite auf den Münzen mit ihrem Porträt einnimmt, nicht
wahr?!
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer.php?LotID=111593&AucID=127&Lot=396
Ich wollte nicht zum Ausdruck bringen, dass die Münzen der fzlichen
Irene nicht von denen der späteren Kaiserinnen zu unterscheiden wären. :-)
Post by Frank Markopoulos
Und für "moderne Nachfälschungen" von "Romkirchenmönchen" hat gerade
diese Münze (die ich selber bei der Besichtigung der Auktionsware in
Händen hatte) eine _wundervolle_ Goldpatina/Verkrustung. Wie die wohl
sowas nachgemacht haben?? DAS können moderne Fälscher noch nichtmal;
solche Goldpatinas brauchen nämlich *viele JahrHUNDERTE* zum Wachsen...
Ich glaube keineswegs, dass es sich hier um kunstvoll manipulierte
Münzen handelt!
Post by Frank Markopoulos
BTW: Warum hat sich von Eurer "Zunft" der Zeitenschwurbler eigentlich
noch _keiner_ auf die Kushana gestürzt?? _Da_ könntet Ihr nämlich
wirklich mal mit den Jahrhunderten "jonglieren", daß es eine wahre
Freude ist! *Wann* ist das "Kanishka-Datum", also der Beginn von dessen
Ära? 78 u.Z. oder 100...150 Jahre später?
Mit der Kushana befasst sich Klaus Weißgerbers Beitrag "Zur indischen
Chronologie. Grundprobleme: Dritter Teil (Indica I/3)" in: Zeitensprünge
3/2004, S. 653 - 687.

Er macht unter anderem darauf aufmerksam, dass die Vorschläge um das
Jahr "1 K." zu datieren vom Jahr -57 bis zum Jahr +278 reichen. Sie
differieren also über eine Zeitspanne von 335 Jahren. Nach Weißgerbers
eigener Rekonstruktion entspricht das Jahr 1 K. dem Jahr -75.

Jan
Frank Markopoulos
2006-07-20 16:18:00 UTC
Permalink
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Du solltest doch _selber_ mal gucken... ;-)
Tu ich ja auch. Das Urteil von jemandem, der sich besser auskennt,
ist trotzdem willkommen.
Ich möchte nur wissen, _was_ Du hier von mir willst...?! ;-) (Also, ich
meine in Bezug auf Deine Zeitschwurbeleien...)
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Eigentlich ist mit Leo VI (um 900) das "Umschwenken" auf Griechisch
schon erfolgt.
Könnte man dann sagen, dass - mit den unten von Dir erwähnten
Ausnahmen - die Mischung aus lateinischen und griechischen Buchstaben
für fzliche byzantinische Münzen typisch ist?
Ja.

Wie gesagt: es geht _vor_ Deiner "PhZ" mit einzelnen(!) griechischen
Elementen los (ich erwähnte den in diesem Zusammenhang hoch interessan-
ten Kaiser Phocas; der übrigens auch noch eines der "naturalistischsten"
Porträts der byzantinischen Numismatik hat, zusammen mit den "rein phz-
lichen" Kaisern Heraclius und Constans II - während nach der "PhZ" nur
noch mit total stilisierten "Porträts" gearbeitet wird und bloß noch der
Ornat relevant ist, der stets detailliertest dargestellt wird).

Nach der "PhZ" ist das Verhältnis dann umgekehrt - also mehr Griechisch
als Latein.

Dazwischen eine deutlichst sichtbare *Entwicklung*, die schon _beweist_,
DASZ da ein paar hundert Jahre dazwischen liegen, wenn man die allg.
"Konservativität" der byzantinischen Münzprägung berücksichtigt.

BTW, das ist übrigens genau der Punkt, der die byzantinische Numismatik
für mich derart interessant macht: Sie hat eine extreme Regelmäßigkeit,
die Entwicklungen gehen sehr langsam, es gibt wenig "echte Schnitte"
(wie Währungsreformen - und wenn, dann nur fürs Kleingeld), aber es
werden trotzdem selbst _kürzeste_ "Epöchlileinchen" sofort in der
Münzprägung widergespiegelt, tagesaktuell sozusagen: Justinus II und
Tiberius II Constantinus: 26.09. bis 05.10.578 - ist durch (natürlich
exzessiv seltene) Prägungen belegt! 9 Tage! Das topt sogar Gordian I und
II (April 238 u.Z.) im Römischen Reich mit ihren zusammen 22 Tagen...
Post by Jan Beaufort
Und weiter: Stimmt der Eindruck, dass auf diesen Münzen keine
Jahreszahlen angegeben sind?
Auf SOLIDI (also Goldmünzen) nicht, ja.

Auf Bronzen _regelmäßig_ bis m.W. Justinian II (705-711). Die auf
späteren Folles (z.B. Leo III, 717-741) auftretende, immer gleiche
Angabe "ANN XXX" ist einfach von den alten Münzen "als Stilelement ohne
'realen' Inhalt" abkopiert worden.
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Und für "moderne Nachfälschungen" von "Romkirchenmönchen" hat gerade
diese Münze (die ich selber bei der Besichtigung der Auktionsware in
Händen hatte) eine _wundervolle_ Goldpatina/Verkrustung. Wie die
wohl sowas nachgemacht haben?? DAS können moderne Fälscher noch
nichtmal; solche Goldpatinas brauchen nämlich *viele JahrHUNDERTE*
zum Wachsen...
Ich glaube keineswegs, dass es sich hier um kunstvoll manipulierte
Münzen handelt!
Sondern?!
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
BTW: Warum hat sich von Eurer "Zunft" der Zeitenschwurbler
eigentlich noch _keiner_ auf die Kushana gestürzt?? _Da_ könntet Ihr
nämlich wirklich mal mit den Jahrhunderten "jonglieren", daß es eine
wahre Freude ist! *Wann* ist das "Kanishka-Datum", also der Beginn
von dessen Ära? 78 u.Z. oder 100...150 Jahre später?
Mit der Kushana befasst sich Klaus Weißgerbers Beitrag "Zur indischen
Zeitensprünge 3/2004, S. 653 - 687.
Er macht unter anderem darauf aufmerksam, dass die Vorschläge um das
Jahr "1 K." zu datieren vom Jahr -57 bis zum Jahr +278 reichen.
Da hat er aber lange gesucht (ja Ihr PhZ-ler seid schon ein lustiges
Völkchen mit Eurer Verschwörungstheorie, wie besessen...:-). "57 v.u.Z."
- wo und vom wem soll das mal in die Diskussion gebracht worden sein?
Naja, 78 bis (fast) 278 war zumindest vor 100 Jahren noch "en vogue".

Man kann auch den betont späten Ansatz Göbls (232 u.Z. als "1 Kanishka")
ein wenig nach unten diskutieren. Auf jeden Fall ist der "numismatische
Urknall" der Kushana (die Einführung der Goldprägung unter Vima
Kadphises) Anfang des 3. Jh. (_zeitigstens_ gaaanz Ende 2. Jh.) - und
Vima war der direkte Vorgänger von Kanishka I.

Göbl kommt als numismatisches Genie mit einem unglaublichen Einfühlungs-
vermögen in das Material und die Prägesysteme primär durch stilistische
Argumente auf diesen Ansatz. Nur war er eben der totale Fachidiot (zum
Glück - denn im o.g. Sinne kommt so ein Genie in den nächsten 100 Jahren
sicher nicht wieder!), hatte aber von wirtschaftlichen Zusammenhängen
nicht so viel Ahnung, und vernachlässigte regelmäßig die diesbezügliche
Argumentation. Sonst hätte er sich nämlich gefragt, _warum_ es zum o.g.
"Urknall" kam. Bisher lief im Kushanreich (inkl. Nordindien) nämlich
Römergold um (siehe die "Hackgold"-Funde mit "zerkloppten" Römer-Aurei);
und ab Anfang 2. Jh. u.Z. verschlechterte sich dieses zusehends. Die
"goldgeilen" Inder nahmen das also nicht mehr an - also zog Vima seine
eigene Prägung aus _feinstem_ Gold (über 990 o/oo Feingehalt!) auf, um
so die Handelskontakte mit Indien zu intensivieren.

Die besagten indischen "Hackgold"-Funde enthalten in der Tat nur Münzen
bis zu den frühen Severern.

Danach ersetzten dann die besseren Kushana-Münzen diese Prägungen.

Q.e.d.! :-)

Dazu erscheint bald mal ein Artikel eines gewissen Frank M. aus Leipzig.
:-)
Post by Jan Beaufort
Sie differieren also über eine Zeitspanne von 335 Jahren. Nach
Weißgerbers eigener Rekonstruktion entspricht das Jahr 1 K. dem Jahr
-75.
Au weia! :-(

BTW: Kannst Du mir mal Scans davon schicken?? Die dafür mögliche eMail-
Adresse bitte erfragen (an die im Header kann man bloß Mails < 10 kB
schicken; kein HTML, keine Anhänge).
Post by Jan Beaufort
Jan
So long...
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| rank aus Leipzig | \/ <--- bitte in Rosa ausmalen!
--
GCC dpu- s:++ C++$ a++ N+++ w-- PS++ PE- Y++ PGP+++ tv- b++ e+++ h- r++ y++**
Als es die Götter nicht mehr gab, und Christus noch nicht, war zwischen
Cicero und Marcus Aurelius ein einmaliger Augenblick entstanden, in dem
der Mensch für sich existierte. (Gustave Flaubert)
Jan Beaufort
2006-07-21 14:46:11 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Ich möchte nur wissen, _was_ Du hier von mir willst...?! ;-) (Also, ich
meine in Bezug auf Deine Zeitschwurbeleien...)
Ich versuche hier schon seit mehreren Jahren, die FZT zu falsifizieren.
Vielleicht klaptt es endlich mit Deiner Hilfe ... :-)
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Eigentlich ist mit Leo VI (um 900) das "Umschwenken" auf Griechisch
schon erfolgt.
Könnte man dann sagen, dass - mit den unten von Dir erwähnten
Ausnahmen - die Mischung aus lateinischen und griechischen Buchstaben
für fzliche byzantinische Münzen typisch ist?
Ja.
Wie gesagt: es geht _vor_ Deiner "PhZ" mit einzelnen(!) griechischen
Elementen los (ich erwähnte den in diesem Zusammenhang hoch interessan-
ten Kaiser Phocas; der übrigens auch noch eines der "naturalistischsten"
Porträts der byzantinischen Numismatik hat, zusammen mit den "rein phz-
lichen" Kaisern Heraclius und Constans II - während nach der "PhZ" nur
noch mit total stilisierten "Porträts" gearbeitet wird und bloß noch der
Ornat relevant ist, der stets detailliertest dargestellt wird).
Nach der "PhZ" ist das Verhältnis dann umgekehrt - also mehr Griechisch
als Latein.
Dazwischen eine deutlichst sichtbare *Entwicklung*, die schon _beweist_,
DASZ da ein paar hundert Jahre dazwischen liegen, wenn man die allg.
"Konservativität" der byzantinischen Münzprägung berücksichtigt.
BTW, das ist übrigens genau der Punkt, der die byzantinische Numismatik
für mich derart interessant macht: Sie hat eine extreme Regelmäßigkeit,
die Entwicklungen gehen sehr langsam, es gibt wenig "echte Schnitte"
(wie Währungsreformen - und wenn, dann nur fürs Kleingeld), aber es
werden trotzdem selbst _kürzeste_ "Epöchlileinchen" sofort in der
Münzprägung widergespiegelt, tagesaktuell sozusagen: Justinus II und
Tiberius II Constantinus: 26.09. bis 05.10.578 - ist durch (natürlich
exzessiv seltene) Prägungen belegt! 9 Tage! Das topt sogar Gordian I und
II (April 238 u.Z.) im Römischen Reich mit ihren zusammen 22 Tagen...
ACK, danke.
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Und weiter: Stimmt der Eindruck, dass auf diesen Münzen keine
Jahreszahlen angegeben sind?
Auf SOLIDI (also Goldmünzen) nicht, ja.
Wäre es vorstellbar, dass einige dieser Solidi als spätere Gedenkmünzen
herausgegeben wurden?
Post by Frank Markopoulos
Auf Bronzen _regelmäßig_ bis m.W. Justinian II (705-711). Die auf
späteren Folles (z.B. Leo III, 717-741) auftretende, immer gleiche
Angabe "ANN XXX" ist einfach von den alten Münzen "als Stilelement ohne
'realen' Inhalt" abkopiert worden.
Was bedeutet "ohne realen Inhalt"? Heißt das "ohne Bezug auf ein reales
Datum"?
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Und für "moderne Nachfälschungen" von "Romkirchenmönchen" hat gerade
diese Münze (die ich selber bei der Besichtigung der Auktionsware in
Händen hatte) eine _wundervolle_ Goldpatina/Verkrustung. Wie die
wohl sowas nachgemacht haben?? DAS können moderne Fälscher noch
nichtmal; solche Goldpatinas brauchen nämlich *viele JahrHUNDERTE*
zum Wachsen...
Ich glaube keineswegs, dass es sich hier um kunstvoll manipulierte
Münzen handelt!
Sondern?!
Ich weiß es noch nicht! Vielleicht Münzen, die erst später in Umlauf
gebracht wurden?
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Mit der Kushana befasst sich Klaus Weißgerbers Beitrag "Zur indischen
Zeitensprünge 3/2004, S. 653 - 687.
Er macht unter anderem darauf aufmerksam, dass die Vorschläge um das
Jahr "1 K." zu datieren vom Jahr -57 bis zum Jahr +278 reichen.
Da hat er aber lange gesucht (ja Ihr PhZ-ler seid schon ein lustiges
Völkchen mit Eurer Verschwörungstheorie, wie besessen...:-).
Die Zeitschrift "Zeitensprünge" ist eine Zeitschrift, die sich ganz
allgemein mit Chronologiefragen befasst. Das frühe Mittelalter ist nur
eins der Themen, die dort verhandelt werden.

Weißgerber ist Historiker: Hier arbeitet ausnahmsweise mal einer von uns
auf seinem eigenen Fachgebiet ... :-)
Post by Frank Markopoulos
"57 v.u.Z."
- wo und vom wem soll das mal in die Diskussion gebracht worden sein?
Das Jahr -57 wurde zuletzt 1913 auf einer Internationalen Konferenz in
London vorgeschlagen. Einige Teilnehmer äußerten dort die Auffassung,
der Beginn der Vikrama-Ära könne mit dem Beginn der Kanishka-Ära
identisch sein.
Post by Frank Markopoulos
Naja, 78 bis (fast) 278 war zumindest vor 100 Jahren noch "en vogue".
Man kann auch den betont späten Ansatz Göbls (232 u.Z. als "1 Kanishka")
ein wenig nach unten diskutieren. Auf jeden Fall ist der "numismatische
Urknall" der Kushana (die Einführung der Goldprägung unter Vima
Kadphises) Anfang des 3. Jh. (_zeitigstens_ gaaanz Ende 2. Jh.) - und
Vima war der direkte Vorgänger von Kanishka I.
Göbl kommt als numismatisches Genie mit einem unglaublichen Einfühlungs-
vermögen in das Material und die Prägesysteme primär durch stilistische
Argumente auf diesen Ansatz. Nur war er eben der totale Fachidiot (zum
Glück - denn im o.g. Sinne kommt so ein Genie in den nächsten 100 Jahren
sicher nicht wieder!), hatte aber von wirtschaftlichen Zusammenhängen
nicht so viel Ahnung, und vernachlässigte regelmäßig die diesbezügliche
Argumentation. Sonst hätte er sich nämlich gefragt, _warum_ es zum o.g.
"Urknall" kam. Bisher lief im Kushanreich (inkl. Nordindien) nämlich
Römergold um (siehe die "Hackgold"-Funde mit "zerkloppten" Römer-Aurei);
und ab Anfang 2. Jh. u.Z. verschlechterte sich dieses zusehends. Die
"goldgeilen" Inder nahmen das also nicht mehr an - also zog Vima seine
eigene Prägung aus _feinstem_ Gold (über 990 o/oo Feingehalt!) auf, um
so die Handelskontakte mit Indien zu intensivieren.
Die besagten indischen "Hackgold"-Funde enthalten in der Tat nur Münzen
bis zu den frühen Severern.
Danach ersetzten dann die besseren Kushana-Münzen diese Prägungen.
Q.e.d.! :-)
Bevor Göbl ab 1967 zu seinen aufsehenerregenden Spätdatierungen kam,
bewegte er sich im Rahmen der traditionellen Auffassung. Er meinte
damals, dass die Münzen der Kuschana-Herrscher Nachprägungen von Münzen
der frühen römischen Adoptiv-Kaiser waren.
Post by Frank Markopoulos
Dazu erscheint bald mal ein Artikel eines gewissen Frank M. aus Leipzig.
:-)
Würde mich sehr interessieren!
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Sie differieren also über eine Zeitspanne von 335 Jahren. Nach
Weißgerbers eigener Rekonstruktion entspricht das Jahr 1 K. dem Jahr
-75.
Au weia! :-(
Mir wäre eine viel spätere Datierung auch lieber ...

Weißgerber folgt der Göbl-Kritik von Walter Posch, Baktrien zwischen
Griechen und Kuschan, Wiesbaden 1995, S. 111 - 121. In einem Punkt
ergänzt er sie.

Für seinen eigenen Standpunkt argumentiert er zum Teil ebenfalls
numismatisch: Er meint auf Grund von Münzähnlichkeiten, dass Kanishka
der unmittelbare Nachfolger von Vima Kadphises gewesen sein muss. Die
Münzen von dessen Vater Kujula Kadphises folgen wiederum unmittelbar
denen des Azes II. und Gudophares, die laut Weißgerber ins -2. Jh.
gehören. Weißgerber gleicht diese numismatisch gewonnenen (allerdings
im Aufsatz nicht näher erläuterten) Datierungen mit chinesischen Quellen ab.
Post by Frank Markopoulos
BTW: Kannst Du mir mal Scans davon schicken?? Die dafür mögliche eMail-
Adresse bitte erfragen (an die im Header kann man bloß Mails < 10 kB
schicken; kein HTML, keine Anhänge).
Günter hat einen Scanner. Günter, machst Du das?

Jan
Frank Markopoulos
2006-07-21 18:25:00 UTC
Permalink
Post by Jan Beaufort
Ich versuche hier schon seit mehreren Jahren, die FZT zu
falsifizieren.
<Loriot> Ach?! </>
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Und weiter: Stimmt der Eindruck, dass auf diesen Münzen keine
Jahreszahlen angegeben sind?
Auf SOLIDI (also Goldmünzen) nicht, ja.
Wäre es vorstellbar, dass einige dieser Solidi als spätere
Gedenkmünzen herausgegeben wurden?
Nein.

Und zwar ziemlich definitiv. Gerade die byzantinische Münzprägung - mit
der von mir ja schon erwähnten, ausgemachten "Tagesaktualität"! - kennt
sowas einfach nicht.

Daß auf den Goldmünzen keine (mittelbaren) Datierungen (Indiktions-
Jahre) auftauchen, hängt mit deren ausgemachter "Zeitlosigkeit" als
"Welthandelsgeld" zusammen.
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Auf Bronzen _regelmäßig_ bis m.W. Justinian II (705-711). Die auf
späteren Folles (z.B. Leo III, 717-741) auftretende, immer gleiche
Angabe "ANN XXX" ist einfach von den alten Münzen "als Stilelement
ohne 'realen' Inhalt" abkopiert worden.
Was bedeutet "ohne realen Inhalt"? Heißt das "ohne Bezug auf ein
reales Datum"?
Genauso. Das ist dann nur noch ein Stilelement der Münzkomposition -
möglicherweise (ich bin wie gesagt für "byzantinische Denkweise" kein
Experte) könnte es auch sowas ähnliches sein, wie in der weströmischen
Spätantike die "VOTA <Jahreszahl>" Angaben auf den Münzen, also die
feierlich verkündeten "Regierungsprogramme" der Kaiser, mit der Zusage,
am soundsovielten Jubiläum diese zu erneuern/konkretisieren...
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Ich glaube keineswegs, dass es sich hier um kunstvoll manipulierte
Münzen handelt!
Sondern?!
Ich weiß es noch nicht! Vielleicht Münzen, die erst später in Umlauf
gebracht wurden?
Nööö, denn wenn man sie im Zusammenhang von GROSZfunden findet, sind sie
- darauf habe ich hier schon WIEDERHOLT hingewiesen! - immer "genau
passend" abgenutzt. Also, wenn wir einen Fund haben, dessen Schlußmünze,
sagen wir mal, von 1000 ist (die ist dann prägefrisch), dann sind Münzen
von 900 im Durchschnitt nur halb so abgenutzt wie welche von ca. 800.
Und wenn wir jetzt mal Irene als Beispiel nehmen: Eine spätere Nachprä-
gung müßte dann immer(!) deutlich BESSER erhalten sein als eine Münze
von um 800.

Das noch wichtigere Argument: *Wer* sollte *zu welchem Zweck* an frühere
Kaiser(innen) erinnern? Als "legendär" ("Goldenes Zeitalter") wurde im
oströmischen Reich neben dem Heiligen(!) Constantin I allenfalls noch
Justinian I angesehen...

Es gab keine Dynastien, die an _frühere_ Ahnen anknüpfen "mußten". Sowas
würde natürlich immer Gedenkprägungen erklären. Nur wären die dann eben
im Stil der Ausgabezeit (im Römerreich ist ein hübsches Beispiel für
sowas die "Consecratio"-Serie, die um 250 u.Z. unter Traianus Decius
geprägt wurde, mit den Porträts diverser, vergöttlichter, früherer
Kaiser von Augustus bis Severus Alexander - der STIL ist aber auf den
ersten Blick als "Zeit des Decius" zu erkennen, auch das Material, die
Prägeart, das Nominal (das es vorher nicht gab), eben das ganze "Flair"
der Münzen...).
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Mit der Kushana befasst sich Klaus Weißgerbers Beitrag "Zur
indischen Chronologie. Grundprobleme: Dritter Teil (Indica I/3)"
in: Zeitensprünge 3/2004, S. 653 - 687.
Er macht unter anderem darauf aufmerksam, dass die Vorschläge um
das Jahr "1 K." zu datieren vom Jahr -57 bis zum Jahr +278 reichen.
Da hat er aber lange gesucht (ja Ihr PhZ-ler seid schon ein lustiges
Völkchen mit Eurer Verschwörungstheorie, wie besessen...:-).
Weißgerber ist Historiker: Hier arbeitet ausnahmsweise mal einer von
uns auf seinem eigenen Fachgebiet ... :-)
Aha...
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
"57 v.u.Z."
- wo und vom wem soll das mal in die Diskussion gebracht worden sein?
Das Jahr -57 wurde zuletzt 1913 auf einer Internationalen Konferenz
in London vorgeschlagen. Einige Teilnehmer äußerten dort die
Auffassung, der Beginn der Vikrama-Ära könne mit dem Beginn der
Kanishka-Ära identisch sein.
Ich dachte, das wäre ein etwas anderes Jahr, aber egal - das fällt nun
VÖLLIG aus...
Post by Jan Beaufort
Bevor Göbl ab 1967 zu seinen aufsehenerregenden Spätdatierungen kam,
bewegte er sich im Rahmen der traditionellen Auffassung.
Menschen entwickeln sich eben. Es würde GEGEN Göbl sprechen, wenn's
anders wäre...
Post by Jan Beaufort
Er meinte damals, dass die Münzen der Kuschana-Herrscher Nachprägungen
von Münzen der frühen römischen Adoptiv-Kaiser waren.
Ja, manche Rückseitenmotive (aus diesem hochinteressanten Kushana-
"Pantheon") legen das nahe. Aber da wurden halt solche ÄLTEREN Vorbilder
kopiert. Die rätselhafte "RIshTI" (oder doch "RIOM"?) _ist_ perfekt die
Roma(!) von _Hadrian_-Denaren kopiert, ja...

Die Göbl'sche These von der Unterstützung durch mit römischer Münzprä-
gung i.w.S. vertrauten Spezialisten als Techniker/Stempelschneider ist
nicht von der Hand zu weisen, selbst wenn sie Göbl selber nur betont
spekulativ formuliert. Dann liegt natürlich besonders ALEXANDRIA "nahe"
- sowohl räumlich, als auch historisch/handelspolitisch.

Wer sich jetzt mit "Alexandrinern" auskennt (also den faszinierenden
Münzserien aus Alexandria zur Röm. Kaiserzeit bis Ende 3. Jh.; Vorder-
seite jeweils Kaiserporträt, Rückseite sehr oft Adler und die Regie-
rungsjahreszahl - aber auch diverse Gottheiten/Personifikationen), dem
drängt sich die _extreme_ stilistische Ähnlichkeit massiv auf. Und jetzt
kommt's: Zur Zeit des _Caracalla bis Severus Alexander_ herrscht in
Alexandria eine ausgemachte "Prägekrise"; unter Sev. Alexander müssen
sogar in Rom(!) "Alexandriner" geprägt werden...

Rate mal, warum?! Eben... die Kushana konnten die Spezialisten eben
besser bezahlen. "Headhunter" sind keine Erfindung der Neuzeit... ;-)

Und _Huvishka_ ist mit seinen phantasiereichen Büsten definitiv Ende 3.
Jh.u.Z. - vgl. Probus' Prachtbüsten auf den reichsrömischen Münzen.

Dann dieses Constantinische(!)-Kushan-Misch-Medaillon aus London...

Wenn es sonst schon _keinen_ anderen Beweis gibt, dann _DEN_...
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Weißgerbers eigener Rekonstruktion entspricht das Jahr 1 K. dem
Jahr -75.
Au weia! :-(
Naja, wenn man 297 Jahre abzieht, und jetzt "Anno 1709" ist, kommt -75
bei "1. Kanishka = 232 'klassisch'" doch fast(!) hin... ;-)))))))))))
Post by Jan Beaufort
Mir wäre eine viel spätere Datierung auch lieber ...
Weißgerber folgt der Göbl-Kritik von Walter Posch, Baktrien zwischen
Griechen und Kuschan, Wiesbaden 1995, S. 111 - 121. In einem Punkt
ergänzt er sie.
Für seinen eigenen Standpunkt argumentiert er zum Teil ebenfalls
numismatisch: Er meint auf Grund von Münzähnlichkeiten, dass Kanishka
der unmittelbare Nachfolger von Vima Kadphises gewesen sein muss.
<Loriot> Ach?! </> ;-)
Post by Jan Beaufort
Die Münzen von dessen Vater Kujula Kadphises folgen wiederum
unmittelbar denen des Azes II. und Gudophares, die laut Weißgerber ins
-2. Jh. gehören.
Korrekt. Spätes 2. Jh. v.u.Z. bis Anfang 1. Jh. v.u.Z.

ABER: Der als "Prägeherr" genannte "Soter Megas" ist eine Art "Gattungs-
name". Diese _anonymen KLEINMÜNZEN_ sind wirklich über JAHRHUNDERTE hin-
weg geprägt worden. Massenware par excellence. Wieviele brauchste? ;-)

Ab _VIMA Kadphises_ beginnt die _nicht-anonyme_ (also eigentliche)
Kushana-Prägung. Daß die letzten "Soter Megas"-Münzen unter Kujula
geprägt worden sind, wird wohl keiner bestreiten. Auch wenn ich trotz
intensivster(!) Diskussion mit einem befreundeten Experten(!) zusammen
mit ihm noch zu keiner Idee gekommen bin, wie die als Serien anzuordnen
sind (nach zu- oder abnehmender Strahlenzahl der Krone? - nach größerem
oder kleinerem Kopf?). Aber es muß ja auch für nachfolgende Generationen
noch was zu forschen geben... :-))
Post by Jan Beaufort
Weißgerber gleicht diese numismatisch gewonnenen (allerdings
im Aufsatz nicht näher erläuterten) Datierungen mit chinesischen Quellen ab.
Ähhh, die sind allesamt furchtbar problematisch.
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
BTW: Kannst Du mir mal Scans davon schicken?? Die dafür mögliche
eMail- Adresse bitte erfragen (an die im Header kann man bloß Mails
< 10 kB schicken; kein HTML, keine Anhänge).
Günter hat einen Scanner. Günter, machst Du das?
Du glaubst doch nicht im ernst, daß Herr Lellarge einen bekennenden
Homosexuellen in irgendeiner(!) Weise unterstützt?!
Post by Jan Beaufort
Jan
So long...
__ | ____
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| rank aus Leipzig | \/ <--- bitte in Rosa ausmalen!
--
In Nomine ANTINOI, dilecti Dei nostri. Sanctissime, benedicitissime, et
clarissime, consecramus vitas nostras tibi. Exorna membra nostra cum amante
suavolente tuo. Auris nostra vocem tui exaudiamus, et gena nostra spiritum tui
tangamus, fac domum tuam in corde nostro et extollas nos ad vitam aeternam.
Jan Beaufort
2006-07-22 17:57:01 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Ich versuche hier schon seit mehreren Jahren, die FZT zu
falsifizieren.
<Loriot> Ach?! </>
Doch, ist so. Es bedarf m. A. n. einer möglichst "harten" Widerlegung
der FZT, um sie ad acta legen zu können.

(Es gelingt mir halt immer noch nicht, bloße Anfeindungen und Häme,
wie sie von Seiten der dsg-Traditionalisten leider so oft kommen, als
Falsifizierung der FZT zu verstehen. Auch die häufig wiederholte
Behauptung, die FZT sei längst widerlegt, ist nach meinem Empfinden kein
überzeugendes Falsificans - auch dann nicht, wenn sie von schlecht
informierten Natwis kommt.)

Es gibt zum Beispiel starke Argumente aus der historischen Astronomie
gegen eine Deutung der FZT, die die ganze antike Geschichte um 300 Jahre
auf der Zeitachse verschieben möchte. Hans-E. Korth und ich haben daraus
die Konsequenz gezogen, dass die FZT bestenfalls dann zu retten ist,
wenn sie eine im Mittelalter erfolgte künstliche Rückdatierung
hauptsächlich nur des Römerreiches postuliert. Insbesondere die
Achämeniden und die frühen hellenistischen Reiche sind gemäß dieser
Hypothese traditionell richtig datiert.
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Wäre es vorstellbar, dass einige dieser Solidi als spätere
Gedenkmünzen herausgegeben wurden?
Nein.
Und zwar ziemlich definitiv. Gerade die byzantinische Münzprägung - mit
der von mir ja schon erwähnten, ausgemachten "Tagesaktualität"! - kennt
sowas einfach nicht.
Die Tagesaktualität hattest Du daraus abgeleitet, dass es auch Münzen
von (in Deinem Beispiel vorfzlichen) Kaisern gibt, die sehr kurz regiert
haben.

Würden aber zum Beispiel spätere Gedenkmünzen herausgegeben, gäbe es
diesen Effekt unter Umständen auch. (Allerdings ist natürlich das
Argument zu bedenken, das Du unten bringst: siehe dort.)
Post by Frank Markopoulos
Daß auf den Goldmünzen keine (mittelbaren) Datierungen (Indiktions-
Jahre) auftauchen, hängt mit deren ausgemachter "Zeitlosigkeit" als
"Welthandelsgeld" zusammen.
ACK, würde ich auch so verstehen.
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Auf Bronzen _regelmäßig_ bis m.W. Justinian II (705-711). Die auf
späteren Folles (z.B. Leo III, 717-741) auftretende, immer gleiche
Angabe "ANN XXX" ist einfach von den alten Münzen "als Stilelement
ohne 'realen' Inhalt" abkopiert worden.
Was bedeutet "ohne realen Inhalt"? Heißt das "ohne Bezug auf ein
reales Datum"?
Genauso. Das ist dann nur noch ein Stilelement der Münzkomposition -
möglicherweise (ich bin wie gesagt für "byzantinische Denkweise" kein
Experte) könnte es auch sowas ähnliches sein, wie in der weströmischen
Spätantike die "VOTA <Jahreszahl>" Angaben auf den Münzen, also die
feierlich verkündeten "Regierungsprogramme" der Kaiser, mit der Zusage,
am soundsovielten Jubiläum diese zu erneuern/konkretisieren...
Also nochmal zur Sicherheit nachgefragt: Diese Datumsangaben sind dann
alle sozusagen falsch? Also zum Beispiel gibt es dann Münzen von Leo
III. mit Jahresangaben, die gar nicht mit seiner Regierungszeit
übereinstimmen?

Ist auch dieses Phänomen typisch für Münzen fzlicher Kaiser?
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Ich glaube keineswegs, dass es sich hier um kunstvoll manipulierte
Münzen handelt!
Sondern?!
Ich weiß es noch nicht! Vielleicht Münzen, die erst später in Umlauf
gebracht wurden?
Nööö, denn wenn man sie im Zusammenhang von GROSZfunden findet, sind sie
- darauf habe ich hier schon WIEDERHOLT hingewiesen! - immer "genau
passend" abgenutzt. Also, wenn wir einen Fund haben, dessen Schlußmünze,
sagen wir mal, von 1000 ist (die ist dann prägefrisch), dann sind Münzen
von 900 im Durchschnitt nur halb so abgenutzt wie welche von ca. 800.
Und wenn wir jetzt mal Irene als Beispiel nehmen: Eine spätere Nachprä-
gung müßte dann immer(!) deutlich BESSER erhalten sein als eine Münze
von um 800.
Gibt es für einen solchen Großfund ein konkretes Beispiel?
Post by Frank Markopoulos
Das noch wichtigere Argument: *Wer* sollte *zu welchem Zweck* an frühere
Kaiser(innen) erinnern? Als "legendär" ("Goldenes Zeitalter") wurde im
oströmischen Reich neben dem Heiligen(!) Constantin I allenfalls noch
Justinian I angesehen...
Naja, Illigs Hypothese geht halt dahin, dass er die Chronik des
Theophanes Confessor für eine Fälschung hält, die die Geschichte des
oströmischen Kaiserreiches um ca. 300 Jahre verlängert. Insbesondere in
der Zeit zwischen 614 und 911 (aber vielleicht auch vorher) seien viele
erfundene Kaiser eingefügt worden.

Über den Zweck gibt es mehrere Vermutungen. Durch eine künstliche
Verlängerung könnte etwa die Dynastie der Makedonier oder die
Umschaltung auf Griechisch als Amtssprache legitimiert worden sein.
Post by Frank Markopoulos
Es gab keine Dynastien, die an _frühere_ Ahnen anknüpfen "mußten". Sowas
würde natürlich immer Gedenkprägungen erklären. Nur wären die dann eben
im Stil der Ausgabezeit (im Römerreich ist ein hübsches Beispiel für
sowas die "Consecratio"-Serie, die um 250 u.Z. unter Traianus Decius
geprägt wurde, mit den Porträts diverser, vergöttlichter, früherer
Kaiser von Augustus bis Severus Alexander - der STIL ist aber auf den
ersten Blick als "Zeit des Decius" zu erkennen, auch das Material, die
Prägeart, das Nominal (das es vorher nicht gab), eben das ganze "Flair"
der Münzen...).
Im Falle der Illig-These ginge es natürlich um Kaiser, die es nie
gegeben hat. Folglich würde ein eigener Stil fehlen, dem die
Gedenkprägungen hätten angepasst werden können.

[...]
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Bevor Göbl ab 1967 zu seinen aufsehenerregenden Spätdatierungen kam,
bewegte er sich im Rahmen der traditionellen Auffassung.
Menschen entwickeln sich eben. Es würde GEGEN Göbl sprechen, wenn's
anders wäre...
Sehe ich auch so. Ich hatte den Hinweis nur als zusätzliche Information,
nicht als Einwand gemeint.
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Er meinte damals, dass die Münzen der Kuschana-Herrscher Nachprägungen
von Münzen der frühen römischen Adoptiv-Kaiser waren.
Ja, manche Rückseitenmotive (aus diesem hochinteressanten Kushana-
"Pantheon") legen das nahe. Aber da wurden halt solche ÄLTEREN Vorbilder
kopiert. Die rätselhafte "RIshTI" (oder doch "RIOM"?) _ist_ perfekt die
Roma(!) von _Hadrian_-Denaren kopiert, ja...
Die Göbl'sche These von der Unterstützung durch mit römischer Münzprä-
gung i.w.S. vertrauten Spezialisten als Techniker/Stempelschneider ist
nicht von der Hand zu weisen, selbst wenn sie Göbl selber nur betont
spekulativ formuliert. Dann liegt natürlich besonders ALEXANDRIA "nahe"
- sowohl räumlich, als auch historisch/handelspolitisch.
Wer sich jetzt mit "Alexandrinern" auskennt (also den faszinierenden
Münzserien aus Alexandria zur Röm. Kaiserzeit bis Ende 3. Jh.; Vorder-
seite jeweils Kaiserporträt, Rückseite sehr oft Adler und die Regie-
rungsjahreszahl - aber auch diverse Gottheiten/Personifikationen), dem
drängt sich die _extreme_ stilistische Ähnlichkeit massiv auf. Und jetzt
kommt's: Zur Zeit des _Caracalla bis Severus Alexander_ herrscht in
Alexandria eine ausgemachte "Prägekrise"; unter Sev. Alexander müssen
sogar in Rom(!) "Alexandriner" geprägt werden...
Rate mal, warum?! Eben... die Kushana konnten die Spezialisten eben
besser bezahlen. "Headhunter" sind keine Erfindung der Neuzeit... ;-)
Und _Huvishka_ ist mit seinen phantasiereichen Büsten definitiv Ende 3.
Jh.u.Z. - vgl. Probus' Prachtbüsten auf den reichsrömischen Münzen.
Dann dieses Constantinische(!)-Kushan-Misch-Medaillon aus London...
Wenn es sonst schon _keinen_ anderen Beweis gibt, dann _DEN_...
Hochinteressant das alles!
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Weißgerbers eigener Rekonstruktion entspricht das Jahr 1 K. dem
Jahr -75.
Au weia! :-(
Naja, wenn man 297 Jahre abzieht, und jetzt "Anno 1709" ist, kommt -75
bei "1. Kanishka = 232 'klassisch'" doch fast(!) hin... ;-)))))))))))
Gut möglich, dass das bei Weißgerber so gemeint war ... :-)
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Mir wäre eine viel spätere Datierung auch lieber ...
Weißgerber folgt der Göbl-Kritik von Walter Posch, Baktrien zwischen
Griechen und Kuschan, Wiesbaden 1995, S. 111 - 121. In einem Punkt
ergänzt er sie.
Für seinen eigenen Standpunkt argumentiert er zum Teil ebenfalls
numismatisch: Er meint auf Grund von Münzähnlichkeiten, dass Kanishka
der unmittelbare Nachfolger von Vima Kadphises gewesen sein muss.
<Loriot> Ach?! </> ;-)
Post by Jan Beaufort
Die Münzen von dessen Vater Kujula Kadphises folgen wiederum
unmittelbar denen des Azes II. und Gudophares, die laut Weißgerber ins
-2. Jh. gehören.
Korrekt. Spätes 2. Jh. v.u.Z. bis Anfang 1. Jh. v.u.Z.
ABER: Der als "Prägeherr" genannte "Soter Megas" ist eine Art "Gattungs-
name". Diese _anonymen KLEINMÜNZEN_ sind wirklich über JAHRHUNDERTE hin-
weg geprägt worden. Massenware par excellence. Wieviele brauchste? ;-)
Gutes Gegenargument!
Post by Frank Markopoulos
Ab _VIMA Kadphises_ beginnt die _nicht-anonyme_ (also eigentliche)
Kushana-Prägung. Daß die letzten "Soter Megas"-Münzen unter Kujula
geprägt worden sind, wird wohl keiner bestreiten. Auch wenn ich trotz
intensivster(!) Diskussion mit einem befreundeten Experten(!) zusammen
mit ihm noch zu keiner Idee gekommen bin, wie die als Serien anzuordnen
sind (nach zu- oder abnehmender Strahlenzahl der Krone? - nach größerem
oder kleinerem Kopf?). Aber es muß ja auch für nachfolgende Generationen
noch was zu forschen geben... :-))
Post by Jan Beaufort
Weißgerber gleicht diese numismatisch gewonnenen (allerdings
im Aufsatz nicht näher erläuterten) Datierungen mit chinesischen Quellen ab.
Ähhh, die sind allesamt furchtbar problematisch.
Sehe ich auch so.
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
BTW: Kannst Du mir mal Scans davon schicken?? Die dafür mögliche
eMail- Adresse bitte erfragen (an die im Header kann man bloß Mails
< 10 kB schicken; kein HTML, keine Anhänge).
Günter hat einen Scanner. Günter, machst Du das?
Du glaubst doch nicht im ernst, daß Herr Lellarge einen bekennenden
Homosexuellen in irgendeiner(!) Weise unterstützt?!
Glaube ich nun aber nicht, dass Günter so ist! Den Artikel kriegst Du
jedenfalls so oder so!

Jan
Ingo Heinscher
2006-07-22 18:53:32 UTC
Permalink
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Ich versuche hier schon seit mehreren Jahren, die FZT zu
falsifizieren.
<Loriot> Ach?! </>
Doch, ist so. Es bedarf m. A. n. einer möglichst "harten" Widerlegung
der FZT, um sie ad acta legen zu können.
Diese hat es mehrfach gegeben, wie ich unserer kürzlichen Diskussion und den
Archiven entnehme. Das Problem ist, dass Du sich ständig ändernde
Falsifizierungskriterien anlegst, die zudem nicht einmal erfüllt wären,
wenn es um den Kalten Krieg ginge und nicht die Karolingerzeit.
Günter Lelarge
2006-07-22 19:39:07 UTC
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Post by Ingo Heinscher
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Ich versuche hier schon seit mehreren Jahren, die FZT zu
falsifizieren.
<Loriot> Ach?! </>
Doch, ist so. Es bedarf m. A. n. einer möglichst "harten" Widerlegung
der FZT, um sie ad acta legen zu können.
Diese hat es mehrfach gegeben, wie ich unserer kürzlichen Diskussion und den
Archiven entnehme.
Ich erinner mich. Meinten sie diese Widerlegung:

"W....nennt sich Orangensaft. Willst Du auch einen?"

Oder die hier:

"Mein Sohn beschuldigt den nämlich immer, Klingelstreiche
durchzuführen!"

Du solltest deine angebliche Widerlegung tapfer wiederholen, damit alle
-und nicht nur ich- darüber lachen können.

Günter
--
http://lelarge.de/register.html
Ingo Heinscher
2006-07-23 05:25:41 UTC
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Post by Günter Lelarge
Post by Ingo Heinscher
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Ich versuche hier schon seit mehreren Jahren, die FZT zu
falsifizieren.
<Loriot> Ach?! </>
Doch, ist so. Es bedarf m. A. n. einer möglichst "harten" Widerlegung
der FZT, um sie ad acta legen zu können.
Diese hat es mehrfach gegeben, wie ich unserer kürzlichen Diskussion und
den Archiven entnehme.
Ich erinner mich.
Geaschafft! Ein Wunder der Neurologie. :-)
Günter Lelarge
2006-07-23 06:32:46 UTC
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Post by Ingo Heinscher
Post by Günter Lelarge
Post by Ingo Heinscher
Post by Jan Beaufort
Doch, ist so. Es bedarf m. A. n. einer möglichst "harten" Widerlegung
der FZT, um sie ad acta legen zu können.
Diese hat es mehrfach gegeben, wie ich unserer kürzlichen Diskussion und
den Archiven entnehme.
Ich erinner mich.
Geaschafft! Ein Wunder der Neurologie. :-)
Ein Wunder der Verdrängung:

Meinten sie diese Widerlegung:

"W....nennt sich Orangensaft. Willst Du auch einen?"

Oder die hier:

"Mein Sohn beschuldigt den nämlich immer, Klingelstreiche
durchzuführen!"

"Geschafft! Ein Wunder der Neurologie!"

Falls du dich selber zu verwirren imstande bist, erzähle ich dir
nochmal worum es es geht:

Du schriebst:

---snip---
Post by Ingo Heinscher
Post by Günter Lelarge
Post by Ingo Heinscher
Ich versuche hier schon seit mehreren Jahren, die FZT zu
falsifizieren.
<Loriot> Ach?! </>
Doch, ist so. Es bedarf m. A. n. einer möglichst "harten" Widerlegung
der FZT, um sie ad acta legen zu können.
Diese hat es mehrfach gegeben, wie ich unserer kürzlichen Diskussion und
den Archiven entnehme. Das Problem ist, dass Du sich ständig ändernde
Falsifizierungskriterien anlegst, die zudem nicht einmal erfüllt wären,
wenn es um den Kalten Krieg ginge und nicht die Karolingerzeit.
---snap---

Die gabs nicht, Ingo: Das ist nur euer Wunschdenken!
Nie hat jemand in der "Hauptstadt Karls des Großen" rund um die
Pfalzkapell (die NICHT karolingisch ist) auch nur einen einzigen
karolingischen Fitzel entdeckt - nur Römisches, Fränkisches,
Ottonisches...

Was du dan anschlepptest, war wieder nur übernommenes Geschwurbel, das
daran krankte, dass C14 nicht _dati eren_ kann, Münzen, wie zu erwarten,
auch solche späterer oder frühererHerrscher sein können (weil es deren
SIND), Spuren der Überfallwikinger fehlen - uach in Zutphen.

Deine knallharte Widerlegung war schleimiges Geschwurbel.

Günter
--
http://lelarge.de/register.html
Günter Lelarge
2006-07-23 06:52:23 UTC
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Post by Ingo Heinscher
Post by Günter Lelarge
Post by Ingo Heinscher
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Ich versuche hier schon seit mehreren Jahren, die FZT zu
falsifizieren.
<Loriot> Ach?! </>
Doch, ist so. Es bedarf m. A. n. einer möglichst "harten" Widerlegung
der FZT, um sie ad acta legen zu können.
Diese hat es mehrfach gegeben, wie ich unserer kürzlichen Diskussion und
den Archiven entnehme.
Ich erinner mich.
Geaschafft! Ein Wunder der Neurologie. :-)
Die "Harte Widerleghung" gabs nicht, Ingo, nur Übersprungshandlungen:

Nie hat jemand in der "Hauptstadt Karls des Großen" rund um die
Pfalzkapelle (die NICHT karolingisch ist) auch nur einen einzigen
karolingischen Fitzel entdeckt - nur Römisches, Fränkisches,
Ottonisches...

Was du dan anschlepptest, war wieder nur übernommenes Geschwurbel, das
(nur z.B.) daran krankte, dass C14 nicht _datieren_ kann, Münzen, wie zu
erwarten, auch solche späterer oder früherer Herrscher sein können (weil
es deren SIND), Spuren der Überfallwikinger fehlen - sogar im mehrfach
angeschleppten Zutphen.

Deine knallharte Widerlegung war wieder nur Geschwurbel.

Günter
--
http://lelarge.de/register.html
Ingo Heinscher
2006-07-23 07:44:30 UTC
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Post by Günter Lelarge
Post by Ingo Heinscher
Post by Günter Lelarge
Post by Ingo Heinscher
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Ich versuche hier schon seit mehreren Jahren, die FZT zu falsifizieren.
<Loriot> Ach?! </>
Doch, ist so. Es bedarf m. A. n. einer möglichst "harten"
Widerlegung der FZT, um sie ad acta legen zu können.
Diese hat es mehrfach gegeben, wie ich unserer kürzlichen Diskussion
und den Archiven entnehme.
Ich erinner mich.
Geaschafft! Ein Wunder der Neurologie. :-)
Die "Harte Widerleghung" gabs nicht,
Okay, zu früh gefreut. Die Neurologen werden nicht arbeitslos.
Günter Lelarge
2006-07-23 08:09:41 UTC
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Post by Ingo Heinscher
Post by Günter Lelarge
Die "Harte Widerleghung" gabs nicht,
Okay, zu früh gefreut. Die Neurologen werden nicht arbeitslos.
Dann melde dich danach nochmal - und achte auch darauf, dass deine
Tippgeber keine an der Klatsche haben... :-))

Günter
--
http://lelarge.de/bayern.html
Ingo Heinscher
2006-07-23 08:36:04 UTC
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Post by Günter Lelarge
Post by Ingo Heinscher
Post by Günter Lelarge
Die "Harte Widerleghung" gabs nicht,
Okay, zu früh gefreut. Die Neurologen werden nicht arbeitslos.
Dann melde dich danach nochmal
Gern, gib mir dann einfach Bescheid.
Günter Lelarge
2006-07-23 09:16:05 UTC
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Post by Ingo Heinscher
Gern, gib mir dann einfach Bescheid.
OK:

<http://www.lelarge.de/bayern1.html>

Dann wieder, bis du mit deinem Tippgebers aus der REHA zurück bist!

Druck dir das da oben aus, falls ihr an keinen Computer kommt!

Günter
--
http://lelarge.de/bayern.html
Ingo Heinscher
2006-07-23 09:22:10 UTC
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Post by Ingo Heinscher
Gern, gib mir dann einfach Bescheid.
OK
Ja, bis dann dann. :-)
Frank Markopoulos
2006-07-23 13:28:00 UTC
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Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Ich versuche hier schon seit mehreren Jahren, die FZT zu
falsifizieren.
<Loriot> Ach?! </>
Doch, ist so. Es bedarf m. A. n. einer möglichst "harten" Widerlegung
der FZT, um sie ad acta legen zu können.
(Es gelingt mir halt immer noch nicht, bloße Anfeindungen und Häme,
wie sie von Seiten der dsg-Traditionalisten leider so oft kommen, als
Falsifizierung der FZT zu verstehen. Auch die häufig wiederholte
Behauptung, die FZT sei längst widerlegt, ist nach meinem Empfinden
kein überzeugendes Falsificans - auch dann nicht, wenn sie von
schlecht informierten Natwis kommt.)
Das ist hier aber 100%ig dasselbe Phänomen wie bei den Holocaustleug-
nern: Es _bringt_ einfach nichts mehr, denen die _"Offenkundigkeit"_
dieses Ereignisses vermitteln zu wollen; die kontern dann eh immer mit
_denselben_ Schwachsinnsargumenten, die sich anhören wie: "Nein, die
Erde _ist_ eine Scheibe, denn sonst würde ich ja meinen Gartenzaun im
Schrebergarten nicht mehr sehen..." Irgendwann _ist_ das nur noch
nervend, darauf einzugehen. Also läßt es $KLARDENKENDER_MENSCH nach
einer Weile, was $SCHWURBLER dann als "Sieg!!!!!!!!!!!!!!!!11111elf"
verbucht... Total öde, das!
Post by Jan Beaufort
Die Tagesaktualität hattest Du daraus abgeleitet, dass es auch Münzen
von (in Deinem Beispiel vorfzlichen) Kaisern gibt, die sehr kurz
regiert haben.
*Und* von phantomzeitlichen!

Auch (und gerade!) dort gab's *massig* sehr kurz regierende Kaiser. Vor
allem zwischen Justinian II und Leo III (die ich jeweils erwähnte). Soll
ich Dir jetzt Kataloge abtippen?!

Okay, bin heute in "Spendierlaune" (obwohl's sicher auch irgendwo online
eine Liste der Byzantinerkaiser gibt - ich arbeite hier aber offline;
sitze nämlich gerade im Zug von Berlin nach Leipzig):

Philippicus Bardanes 711-713
Anastasius II 713-715
Theodosius III von Adramytium 715-717

Jetzt sehe ich schon Deine Augen leuchten: "Ha, alle regierten sie je
_2 Jahre_!!!"

Tja, solche Zufälle gibt's eben.

Warum ist in der deutschen Geschichte so oft an einem _9. November_ ein
"historisches Datum"? 1918, 1923, 1938, 1989, ...

Was viel wichtiger ist: Die Münzen der o.g. 3 Kaiser sind nicht etwa
gleich selten - *wenn* "irgendwer" die "nachgefälscht" hätte, und dem
schon nix besseres eingefallen ist, als die Kaiser "auf dem Papier"
allesamt genau 2 Jahre regieren zu lassen, dann hätte er auch für alle
gleich viele (genauer: wenige...) Münzen "nachgefälscht". (Ich wieder-
hole meinen Haupteinwand: Woher hat er das Gold dafür? Vom Know-How der
Prägung im absoluten "Stil der Zeit" mal abgesehen...) Theodosius III
ist nun aber deutlich seltener als Philippicus...

Ach neee, ich weiß schon: Da das "die Zeitläufte" sind (der Prägeumfang
nimmt zur Mitte der "PhZ" hin ab, um dann wieder anzusteigen), hat das
"der Fälscher" natürlich berücksichtigt, genauer: das alles extra so
konstruiert. Jaja...

Mann, daß so ein _Fälschergenie der Superklasse_ keine sonstigen Spuren
hinterlassen hat?!? Während "Kujau" ja schon fast ein Gattungsname für
"Fälscher" ist.
Post by Jan Beaufort
Würden aber zum Beispiel spätere Gedenkmünzen herausgegeben, gäbe es
diesen Effekt unter Umständen auch.
Schöner Weichmacher: "unter Umständen". ;-)

Neee, mein Lieber, es ist genau umgedreht: Eher wäre ein nur ganz kurz
regierender (aber später als BESONDERES VORBILD gesehener!) Kaiser in
der Gedenkprägung MASSIV überrepräsentiert.

In der von mir nicht ohne Hintergedanken erwähnten "Divi"-Serie des
Traianus Decius ist das nämlich so. Sein Namensgeber Traian ist darin
ca. 20mal häufiger vertreten als der etwa gleichlang regierende Hadrian.
Ich weiß das so genau, weil genau _das_ seit 35 Jahren mein Spezial-
gebiet ist! Sowohl Hadrian _als auch_ Traianus Decius (und natürlich
auch Maxentius und Julianus II Philosophus) sind nämlich meine
ausgemachten Lieblingskaiser und Sammlungsschwerpunkte. Und ich hätte
schon gern (seit wie gesagt 35 Jahren!) einen "DIVO HADRIANO" von
Traianus Decius. Ist einfach nicht zu kriegen... (zumindest nicht mit
meinen finanziellen Mitteln ... einen auch "an sich" recht seltenen
"DIVO SEVERO" habe ich aber mal "mit Sammlerglück" preiswert bei einem
Händler bekommen, der die Fundanalysen mit den _objektiven_ Häufigkeits-
zahlen innerhalb dieser Serie nicht kannte... ;-).
Post by Jan Beaufort
(Allerdings ist natürlich das
Argument zu bedenken, das Du unten bringst: siehe dort.)
Eben.
Post by Jan Beaufort
Also nochmal zur Sicherheit nachgefragt: Diese Datumsangaben sind
dann alle sozusagen falsch? Also zum Beispiel gibt es dann Münzen von
Leo III. mit Jahresangaben, die gar nicht mit seiner Regierungszeit
übereinstimmen?
Ja.

Genauer: Es kommen *nur* "runde" Zahlen vor (auch "XX", nicht bloß "XXX"
- so ein Stück habe ich halt bei mir rumliegen, deshalb erwähnte ich
das), d.h. es fehlen die "Zwischenjahre". Daß in den "unrunden" Jahren
aber GAR KEIN Kleingeld(!) geprägt worden sein soll, ist absolut unwahr-
scheinlich. Deshalb meine Idee (in keinster Weise gegengeprüft, nur so
"ins Unreine gesprochen!) mit dem Vergleich mit den "VOTA"-Angaben der
frühen Spätantike in Westrom (die auch immer "runde" Jubiläen betrafen).
Post by Jan Beaufort
Ist auch dieses Phänomen typisch für Münzen fzlicher Kaiser?
Nein.

Vor Leo III sind die _echten_ Jahre die REGEL (z.B. bei Heraclius - der
ist im wesentlichen "phantomzeitlich": 610-641 - und bei Constans II:
641-668) - zumindest in der Hauptmünzstätte Constantinopel. An der
Peripherie des Reiches kommen aber "komischerweise" gleichzeitig schon
immer nur noch "runde" Jahre vor ... oder gar keine mehr. Nur sind dann
auch die Bronzen SEHR selten, also von außerordentlich geringem
Prägeumfang (die Katalogpreise im Sear widerspiegeln das nicht annähernd
- wer "phantomzeitliche" Byzantinerbronzen von außerhalb Constantinopels
sucht, wird kaum fündig; oder er "stolpert" nur über die immer gleichen
Fälschungen: auf einer bekannten Internet-Auktionsplattform gibt's z.B.
immer gleiche "Nikaia"-"Byzantiner", die allenfalls die 10 g Messing
wert sind, aus dem die per Schleuderguß Ende des 20. Jh. in der Türkei
hergestellt worden sind).
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Nööö, denn wenn man sie im Zusammenhang von GROSZfunden findet, sind
sie - darauf habe ich hier schon WIEDERHOLT hingewiesen! - immer
"genau passend" abgenutzt. Also, wenn wir einen Fund haben, dessen
Schlußmünze, sagen wir mal, von 1000 ist (die ist dann prägefrisch),
dann sind Münzen von 900 im Durchschnitt nur halb so abgenutzt wie
welche von ca. 800. Und wenn wir jetzt mal Irene als Beispiel
nehmen: Eine spätere Nachprä- gung müßte dann immer(!) deutlich
BESSER erhalten sein als eine Münze von um 800.
Gibt es für einen solchen Großfund ein konkretes Beispiel?
Ja.

Habe ich selber gesehen - ca. 4000...5000 Solidi, von etwa Constans bis
Constantinus VII (also Mitte 4. bis Mitte 10. Jh.). Ist leider nie
wissenschaftlich bearbeitet worden, sondern aus einer "Raubgrabung"
sofort in den Handel gekommen; und die o.g. Menge war angeblich nur ein
_kleiner Bruchteil_ des Gesamtfundes. Merkte man daran, daß da *alles*
schon "rausgefischt" worden war, was ein bißchen seltener/gesucht ist.

Bestimmt waren die ersten Solidi darin wirklich die ERSTEN Solidi, also
von Constantinus I "d.Gr." (die sind auch "abgelatscht" von Sammlern
_extrem_ gesucht). In größeren Stückzahlen enthalten war Constans
(C.171) und besonders Constantius II als Augustus (C.112 - mindestens
200...300 Stück allein von diesem Typ: fast alle massivst abgenutzt, und
demnach nur noch als "Belegstück" für Jungsammler sammelwürdig) und die
Schlußmünzen war die Massenware von Constantinus VII mit der
Christusbüste auf dem Avers (die dann wirklich in besten Erhaltungen,
fast prägefrisch...).

Das war irgendeine byzantinische Heereskasse oder sowas, also aus dem
"normalen Geldumlauf" Mitte 10. Jh.

Und wie soll man das mit den unterschiedlichen Erhaltungen _verbal_
beschreiben?! Das muß man _sehen_!! Da sind selbst gute Fotos nicht
sonderlich aussagekräftig.
Post by Jan Beaufort
Naja, Illigs Hypothese geht halt dahin, dass er die Chronik des
Theophanes Confessor für eine Fälschung hält, die die Geschichte des
oströmischen Kaiserreiches um ca. 300 Jahre verlängert. Insbesondere
in der Zeit zwischen 614 und 911 (aber vielleicht auch vorher) seien
viele erfundene Kaiser eingefügt worden.
Soso, und für die hat man also Münzen "nachgefälscht" und dann auch noch
_derart perfekt_ "abgenutzt", daß sie in so einem Fund nicht auffallen?!
Nööö Du, die "phantomzeitlichen" paßten perfekt da rein. Waren eben
durchschnittlich "mittlerer" Abnutzungsgrad, die früheren natürlich mehr
als die gegen Ende der "PhZ".
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Beispiel für sowas die "Consecratio"-Serie, die um 250 u.Z. unter
Traianus Decius geprägt wurde, mit den Porträts diverser,
vergöttlichter, früherer Kaiser von Augustus bis Severus Alexander -
der STIL ist aber auf den ersten Blick als "Zeit des Decius" zu
erkennen, auch das Material, die Prägeart, das Nominal (das es
vorher nicht gab), eben das ganze "Flair" der Münzen...).
Im Falle der Illig-These ginge es natürlich um Kaiser, die es nie
gegeben hat. Folglich würde ein eigener Stil fehlen, dem die
Gedenkprägungen hätten angepasst werden können.
Die würden aber im Stil _zwischen_ andere passen müssen. Wenn man diese
ZWISCHENSCHRITTE rausnimmt, würde sofort die *stilistische Entwicklung*
der Byzantiner (ein kontinuierlicher Prozeß, auch und gerade während der
"PhZ"!) zerstört werden. Da gab's eben keine Sprünge: Natura non facit
saltum! Oder ein Fälschergenie der Mega-Überklasse hätte eigene
Stilepochen "nachgefälscht". Ginge aber nur, wenn da schon eine Lücke
bzw. ein "Stilsprung" zum "Ausfüllen" vorhanden _wäre_. S.o. & q.e.d.

[Kushana]
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Die Münzen von dessen Vater Kujula Kadphises folgen wiederum
unmittelbar denen des Azes II. und Gudophares, die laut Weißgerber
ins -2. Jh. gehören.
Korrekt. Spätes 2. Jh. v.u.Z. bis Anfang 1. Jh. v.u.Z.
Au weia! :-(

Korrektur: Ihr Zeitenhopser macht einen ja ganz verrückt. Natürlich ist
*Azes II* Ende 1. Jh. v.u.Z. (bis ganz zeitiges 1. Jh. u.Z.); sorry.

Wichtig ist auch Hermaios vom Indo-Griechischen Königreich (ebenfalls
Ende 1. Jh. v.u.Z.); während seiner Zeit verfallen die Tetradrachmen von
noch recht gutem Silber (ca. 50%) zu fast reinen Bronzeprägungen. Ich
vermute(!) sogar, daß Teile der "Hermaios"-Bronze-Tetradrachmen _postum_
sind ("Gedenkprägungen"). Die Inflation war schon erschreckend - die
Römer dominierten mit ihrem starken Gold-Geld (Augustus' Aurei!!) sofort
den ganzen Osthandel, darunter litten dann die Gräco-Bactrischen
Königreiche...

Dann gibt es diesen Typ mit dem Namen von Kujula Kadphises - hohes 1.
Jh. u.Z., und dann kommen für über ein Jahrhundert diese riesigen(!)
Serien der anonymen Prä-Kushana ("Clan"-)Kleinbronzen mit der Titulatur
"Soter Megas", bei denen nur klar ist, daß sie im Verlaufe des 2.Jh.u.Z.
immer kleiner und leichter werden (aber wohl trotzdem weiterhin als
"Tetradrachmen" galten); sie sind momentan nicht sinnvoll als Serien zu
ordnen (dazu bräuchten wir _fundierte_ Fundanalysen).

Dann kommt der "numismatische Urknall" der Kushana: Die gewaltige
Münzreform von Vima Kadphises, mit der eigenen, gigantischen Goldprägung
(die Göbl in seinem Corpuswerk so perfekt nach chronologischen Serien
sortiert hat - da wird wohl kaum je eine ernsthafte Korrektur nötig
sein), Anfang 3. Jh. Und während jetzt die römische Goldwährung im
Welthandel passe ist (auch in den Randkönigreichen des Römerreiches, wie
Pontus, verfällt ab der Wende zum 3. Jh. das Gold in _kürzester_ Zeit zu
fast reinem Silbergeld), werden die Kushana, diese gerade erst an der
"Seidenstraße" seßhaft gewordenen Ex-Nomaden der innerasiatischen
Steppe, immer reicher, urbaner (also in "unserem" Sinne "zivilisier-
ter"), religiös "verindischen" sie zunehmend (Buddhismus, Hinduismus,
... ihre Münzen sind diesbezüglich ein _faszinierender_ Spiegel!) ...

BTW: Geschichte wiederholt sich oft ---> China heute!
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
BTW: Kannst Du mir mal Scans davon schicken?? Die dafür mögliche
eMail- Adresse bitte erfragen (an die im Header kann man bloß
Mails < 10 kB schicken; kein HTML, keine Anhänge).
Günter hat einen Scanner. Günter, machst Du das?
Du glaubst doch nicht im ernst, daß Herr Lellarge einen bekennenden
Homosexuellen in irgendeiner(!) Weise unterstützt?!
Glaube ich nun aber nicht, dass Günter so ist!
Da kennst Du aber Deinen Nickdackel Günter nicht. :-(

Für den, sowie auch seinen DidaDiddi-Lieblings"gespielen" aus so einem
Kuhnest "(bei Spandau (bei Berlin))", wird erstmal als Gesprächspartner
_rundherum_ und per se _abgelehnt_, wer nicht 100%ig heterosexuell (bei
Gülle dazu noch: Nazi/Toitone durch und durch...) ist. Tja, da kann man
nix machen, sich nur seinen Teil denken... :-(
Post by Jan Beaufort
Den Artikel kriegst Du jedenfalls so oder so!
Ach?!
Post by Jan Beaufort
Jan
So long...
__ | ____
|_ | \ /
| rank aus Leipzig | \/ <--- bitte in Rosa ausmalen!
--
Ich ziehe meine Schwingen ein. Wohl mir; schon athm' ich Freiheit. Ich seh's
wie fernes Alpenglühen. O Morgenroth! Zum Ohr erklingt's wie leise Siegeslie-
der. Und in öder Wüste tönt meine Stimme, wie Memnon's Säule, der Morgenröthe
entgegen. -Karl Heinrich Ulrichs (Memnon II, S. 135, Schlußsatz, 1868)
Jan Beaufort
2006-07-24 13:58:03 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Doch, ist so. Es bedarf m. A. n. einer möglichst "harten" Widerlegung
der FZT, um sie ad acta legen zu können.
(Es gelingt mir halt immer noch nicht, bloße Anfeindungen und Häme,
wie sie von Seiten der dsg-Traditionalisten leider so oft kommen, als
Falsifizierung der FZT zu verstehen. Auch die häufig wiederholte
Behauptung, die FZT sei längst widerlegt, ist nach meinem Empfinden
kein überzeugendes Falsificans - auch dann nicht, wenn sie von
schlecht informierten Natwis kommt.)
Das ist hier aber 100%ig dasselbe Phänomen wie bei den Holocaustleug-
nern: Es _bringt_ einfach nichts mehr, denen die _"Offenkundigkeit"_
dieses Ereignisses vermitteln zu wollen; die kontern dann eh immer mit
_denselben_ Schwachsinnsargumenten, die sich anhören wie: "Nein, die
Erde _ist_ eine Scheibe, denn sonst würde ich ja meinen Gartenzaun im
Schrebergarten nicht mehr sehen..." Irgendwann _ist_ das nur noch
nervend, darauf einzugehen. Also läßt es $KLARDENKENDER_MENSCH nach
einer Weile, was $SCHWURBLER dann als "Sieg!!!!!!!!!!!!!!!!11111elf"
verbucht... Total öde, das!
Kann ich in Bezug auf die FZT leider nicht so sehen. Eher sind die
meisten Argumente, die gegen die FZT angeführt werden, unüberlegte,
unzureichende und leicht zu widerlegende "Schwachsinnsargumente".
Meistens werden sie ohne _jede_ Kenntnis von Art und Umfang des
hochmittelalterlichen Fälschens vorgebracht.

Das gilt nun allerdings nicht für Deine numismatischen Einwände, die m.
A. n. sehr ernst zu nehmen sind, weil sie eine zentrale Hypothese der
Illig-Theorie (die Fälschung der Theophanes-Chronik) in Frage stellen.

(Übrigens: Die FZT ist selbstverständlich stinklangweilig für jemanden,
der sie nicht ernst nehmen kann. Witzig ist sie nur solange sie
ernstgenommen wird.)
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Die Tagesaktualität hattest Du daraus abgeleitet, dass es auch Münzen
von (in Deinem Beispiel vorfzlichen) Kaisern gibt, die sehr kurz
regiert haben.
*Und* von phantomzeitlichen!
Auch (und gerade!) dort gab's *massig* sehr kurz regierende Kaiser. Vor
allem zwischen Justinian II und Leo III (die ich jeweils erwähnte). Soll
ich Dir jetzt Kataloge abtippen?!
Okay, bin heute in "Spendierlaune" (obwohl's sicher auch irgendwo online
eine Liste der Byzantinerkaiser gibt - ich arbeite hier aber offline;
Philippicus Bardanes 711-713
Anastasius II 713-715
Theodosius III von Adramytium 715-717
Jetzt sehe ich schon Deine Augen leuchten: "Ha, alle regierten sie je
_2 Jahre_!!!"
Du machst Dir eine völlig falsche Vorstellung: So einfach sind wir
wirklich nicht gestrickt ... ;-)
Post by Frank Markopoulos
Tja, solche Zufälle gibt's eben.
Warum ist in der deutschen Geschichte so oft an einem _9. November_ ein
"historisches Datum"? 1918, 1923, 1938, 1989, ...
Was viel wichtiger ist: Die Münzen der o.g. 3 Kaiser sind nicht etwa
gleich selten - *wenn* "irgendwer" die "nachgefälscht" hätte, und dem
schon nix besseres eingefallen ist, als die Kaiser "auf dem Papier"
allesamt genau 2 Jahre regieren zu lassen, dann hätte er auch für alle
gleich viele (genauer: wenige...) Münzen "nachgefälscht".
Ist plausibel - obwohl natürlich etwa vorstellbar ist, dass zu mehreren
Zeiten solche Münzen herausgegeben wurden. Nur mal als theoretische
Möglichkeit: Jeder Herrscher gibt zum Regierungsantritt Gedenkmünzen
seiner Vorgänger heraus ...
Post by Frank Markopoulos
(Ich wieder-
hole meinen Haupteinwand: Woher hat er das Gold dafür?
Gute Frage. Hypothese: existierende Goldmünzen wurden eingesammelt und
umgeprägt.

Wieviel Gold hätte ein Fälscher schätzungsweise gebraucht?
Post by Frank Markopoulos
Vom Know-How der
Prägung im absoluten "Stil der Zeit" mal abgesehen...)
Theodosius III
ist nun aber deutlich seltener als Philippicus...
Ach neee, ich weiß schon: Da das "die Zeitläufte" sind (der Prägeumfang
nimmt zur Mitte der "PhZ" hin ab, um dann wieder anzusteigen), hat das
"der Fälscher" natürlich berücksichtigt, genauer: das alles extra so
konstruiert. Jaja...
ACK, gutes Argument.

Woher kennst andererseits Du die Zeitläufte, die eine solche Ab- und
Zunahme des Prägeumfangs erklären könnten?
Post by Frank Markopoulos
Mann, daß so ein _Fälschergenie der Superklasse_ keine sonstigen Spuren
hinterlassen hat?!? Während "Kujau" ja schon fast ein Gattungsname für
"Fälscher" ist.
Welche Spuren hinterlässt denn ein Münzfälscher außer Falschmünzen?
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Würden aber zum Beispiel spätere Gedenkmünzen herausgegeben, gäbe es
diesen Effekt unter Umständen auch.
Schöner Weichmacher: "unter Umständen". ;-)
;-). Geschichte ist eine weiche Wissenschaft. Die "harten" Sachen, die
es gibt, sind fast alle mehrdeutig. (Die Brutalität, mit der die
FZ-Debatte in dsg geführt wird, täuscht leider über den Umstand hinweg,
dass sie eigentlich sehr schwierig ist und sehr differenziert zu führen
wäre.)
Post by Frank Markopoulos
Neee, mein Lieber, es ist genau umgedreht: Eher wäre ein nur ganz kurz
regierender (aber später als BESONDERES VORBILD gesehener!) Kaiser in
der Gedenkprägung MASSIV überrepräsentiert.
Ist freilich auch möglich! Oben hattest Du angedeutet, dass das auch
tatsächlich der Fall sei (ich meine Überrepräsentation)?

Das Problem ist: wenn wir einmal von einem oder mehreren Fälschern
ausgehen, wird _alles_ vorstellbar (ex falso quodlibet).
Post by Frank Markopoulos
In der von mir nicht ohne Hintergedanken erwähnten "Divi"-Serie des
Traianus Decius ist das nämlich so. Sein Namensgeber Traian ist darin
ca. 20mal häufiger vertreten als der etwa gleichlang regierende Hadrian.
Ich weiß das so genau, weil genau _das_ seit 35 Jahren mein Spezial-
gebiet ist! Sowohl Hadrian _als auch_ Traianus Decius (und natürlich
auch Maxentius und Julianus II Philosophus) sind nämlich meine
ausgemachten Lieblingskaiser und Sammlungsschwerpunkte. Und ich hätte
schon gern (seit wie gesagt 35 Jahren!) einen "DIVO HADRIANO" von
Traianus Decius. Ist einfach nicht zu kriegen... (zumindest nicht mit
meinen finanziellen Mitteln ... einen auch "an sich" recht seltenen
"DIVO SEVERO" habe ich aber mal "mit Sammlerglück" preiswert bei einem
Händler bekommen, der die Fundanalysen mit den _objektiven_ Häufigkeits-
zahlen innerhalb dieser Serie nicht kannte... ;-).
Hochinteressant. Es gibt m. A. n. mindestens drei Lösungen: (1) Trajans
Münzen wurden 20mal so oft gefälscht; (2) Hadrian regierte 20mal kürzer
als die Schriftquellen erzählen (ist wg. unter anderem Adrianopel und
Pantheon weniger plausibel); (3) Hadrian verfiel der damnatio memoriae.

Mich würde interessieren, wie Hadrian auf den Münzen genannt wird:
Hadrianus Aelius oder Adrianus Helius?
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Also nochmal zur Sicherheit nachgefragt: Diese Datumsangaben sind
dann alle sozusagen falsch? Also zum Beispiel gibt es dann Münzen von
Leo III. mit Jahresangaben, die gar nicht mit seiner Regierungszeit
übereinstimmen?
Ja.
Genauer: Es kommen *nur* "runde" Zahlen vor (auch "XX", nicht bloß "XXX"
- so ein Stück habe ich halt bei mir rumliegen, deshalb erwähnte ich
das), d.h. es fehlen die "Zwischenjahre". Daß in den "unrunden" Jahren
aber GAR KEIN Kleingeld(!) geprägt worden sein soll, ist absolut unwahr-
scheinlich. Deshalb meine Idee (in keinster Weise gegengeprüft, nur so
"ins Unreine gesprochen!) mit dem Vergleich mit den "VOTA"-Angaben der
frühen Spätantike in Westrom (die auch immer "runde" Jubiläen betrafen).
Hochinteressant - auch aus der Sicht der FZT. (FZTheoretisch müssen ja
nicht _alle_ byzantinischen Herrscher zwischen 614 und 911 gefälscht sein.)
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Ist auch dieses Phänomen typisch für Münzen fzlicher Kaiser?
Nein.
Vor Leo III sind die _echten_ Jahre die REGEL (z.B. bei Heraclius - der
641-668) - zumindest in der Hauptmünzstätte Constantinopel. An der
Peripherie des Reiches kommen aber "komischerweise" gleichzeitig schon
immer nur noch "runde" Jahre vor ... oder gar keine mehr. Nur sind dann
auch die Bronzen SEHR selten, also von außerordentlich geringem
Prägeumfang (die Katalogpreise im Sear widerspiegeln das nicht annähernd
- wer "phantomzeitliche" Byzantinerbronzen von außerhalb Constantinopels
sucht, wird kaum fündig; oder er "stolpert" nur über die immer gleichen
Fälschungen: auf einer bekannten Internet-Auktionsplattform gibt's z.B.
immer gleiche "Nikaia"-"Byzantiner", die allenfalls die 10 g Messing
wert sind, aus dem die per Schleuderguß Ende des 20. Jh. in der Türkei
hergestellt worden sind).
Eben. Ist die Fälscherei für die Numismatik nicht generell ein
Riesenproblem?

Eine mich _sehr_ interessierende Frage: Irgendwann wurde in Byzanz die
Gewohnheit, nach Seleukidenära zu datieren, durch die Datierung nach -
mehreren unterschiedlichen - Schöpfungsären abgelöst. Widerspiegelt sich
dieser Übergang in den Münzen?
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Nööö, denn wenn man sie im Zusammenhang von GROSZfunden findet, sind
sie - darauf habe ich hier schon WIEDERHOLT hingewiesen! - immer
"genau passend" abgenutzt. Also, wenn wir einen Fund haben, dessen
Schlußmünze, sagen wir mal, von 1000 ist (die ist dann prägefrisch),
dann sind Münzen von 900 im Durchschnitt nur halb so abgenutzt wie
welche von ca. 800. Und wenn wir jetzt mal Irene als Beispiel
nehmen: Eine spätere Nachprä- gung müßte dann immer(!) deutlich
BESSER erhalten sein als eine Münze von um 800.
Gibt es für einen solchen Großfund ein konkretes Beispiel?
Ja.
Habe ich selber gesehen - ca. 4000...5000 Solidi, von etwa Constans bis
Constantinus VII (also Mitte 4. bis Mitte 10. Jh.). Ist leider nie
wissenschaftlich bearbeitet worden, sondern aus einer "Raubgrabung"
sofort in den Handel gekommen; und die o.g. Menge war angeblich nur ein
_kleiner Bruchteil_ des Gesamtfundes. Merkte man daran, daß da *alles*
schon "rausgefischt" worden war, was ein bißchen seltener/gesucht ist.
Bestimmt waren die ersten Solidi darin wirklich die ERSTEN Solidi, also
von Constantinus I "d.Gr." (die sind auch "abgelatscht" von Sammlern
_extrem_ gesucht). In größeren Stückzahlen enthalten war Constans
(C.171) und besonders Constantius II als Augustus (C.112 - mindestens
200...300 Stück allein von diesem Typ: fast alle massivst abgenutzt, und
demnach nur noch als "Belegstück" für Jungsammler sammelwürdig) und die
Schlußmünzen war die Massenware von Constantinus VII mit der
Christusbüste auf dem Avers (die dann wirklich in besten Erhaltungen,
fast prägefrisch...).
Das war irgendeine byzantinische Heereskasse oder sowas, also aus dem
"normalen Geldumlauf" Mitte 10. Jh.
Naja: ob eine derartig unglaubliche Menge Goldsolidi mit so vielen
Münzen viel älterer Kaiser wirklich eine ganz gewöhnliche Heereskasse
gewesen sein kann?
Post by Frank Markopoulos
Und wie soll man das mit den unterschiedlichen Erhaltungen _verbal_
beschreiben?! Das muß man _sehen_!! Da sind selbst gute Fotos nicht
sonderlich aussagekräftig.
ACK! Aber Du nennst gerade Münzen einiger zweifellos
_vorfantomrealzeitlichen_ Kaiser als Beispiel abgenutzter Münzen! Die
Frage ist jedoch: Wie war das mit der Irene z. B.?
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Naja, Illigs Hypothese geht halt dahin, dass er die Chronik des
Theophanes Confessor für eine Fälschung hält, die die Geschichte des
oströmischen Kaiserreiches um ca. 300 Jahre verlängert. Insbesondere
in der Zeit zwischen 614 und 911 (aber vielleicht auch vorher) seien
viele erfundene Kaiser eingefügt worden.
Soso, und für die hat man also Münzen "nachgefälscht" und dann auch noch
_derart perfekt_ "abgenutzt", daß sie in so einem Fund nicht auffallen?!
Nööö Du, die "phantomzeitlichen" paßten perfekt da rein. Waren eben
durchschnittlich "mittlerer" Abnutzungsgrad, die früheren natürlich mehr
als die gegen Ende der "PhZ".
Das ist natürlich ein wirklich schwer zu widerlegendes Argument!

Gibt es genau hierfür konkrete, also aus dem oben genannten Riesenfund
bekannte Beispiele für fzliche KaiserInnen?
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Im Falle der Illig-These ginge es natürlich um Kaiser, die es nie
gegeben hat. Folglich würde ein eigener Stil fehlen, dem die
Gedenkprägungen hätten angepasst werden können.
Die würden aber im Stil _zwischen_ andere passen müssen. Wenn man diese
ZWISCHENSCHRITTE rausnimmt, würde sofort die *stilistische Entwicklung*
der Byzantiner (ein kontinuierlicher Prozeß, auch und gerade während der
"PhZ"!) zerstört werden. Da gab's eben keine Sprünge: Natura non facit
saltum! Oder ein Fälschergenie der Mega-Überklasse hätte eigene
Stilepochen "nachgefälscht". Ginge aber nur, wenn da schon eine Lücke
bzw. ein "Stilsprung" zum "Ausfüllen" vorhanden _wäre_. S.o. & q.e.d.
Naja: Gemäß Illig gab es eine große kaiserliche Fälschungsaktion im 10.
Jahrhundert, wobei sämtliche antike Majuskelhandschriften (etwa auch
alle antiken Exemplare des Almagest) eingesammelt, vernichtet und -
allerdings nur zum Teil - als Minuskelhandschriften neu herausgegeben
wurden.

(Der Vorgang der Vernichtung von Majuskelhandschriften hat _irgendwann_
stattgefunden, wie Byzantinisten wissen. Meistens bringen sie ihn mit
dem Patriarchen Photios, aber eben auch mit Konstantin VII. in
Verbindung. Illig geht also in diesem Punkt nur insofern weiter als die
Tradition, als er Konstantin für den einzig Verantwortlichen hält. Das
heißt: Es ist auf jeden Fall mit der _Möglichkeit_ einer bewussten,
organisierten Geschichtsfälschung in großem Umfang zu rechnen.)

Wäre nun _ich_ ein solcher purpurgeborener Geschichtsfälscher, würde mir
in Bezug auf Münzen schon Einiges einfallen. (Witzig wäre z. B., eine
Entwicklung dadurch vorzutäuschen, dass ich lateinische mit griechischen
Buchstaben mische und die Anzahl griechischer Buchstaben langsam
zunehmen lasse ... ;-))
Post by Frank Markopoulos
[Kushana]
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Die Münzen von dessen Vater Kujula Kadphises folgen wiederum
unmittelbar denen des Azes II. und Gudophares, die laut Weißgerber
ins -2. Jh. gehören.
Korrekt. Spätes 2. Jh. v.u.Z. bis Anfang 1. Jh. v.u.Z.
Au weia! :-(
Korrektur: Ihr Zeitenhopser macht einen ja ganz verrückt.
Wir Chronologiekritiker wissen halt um die _wirkliche_ Schwierigkeit der
Erstellung einer Weltchronologie. ;-)

(Weltchronologien sind selbstverständlich immer künstliche _Konstrukte_,
kein Produkt irgendeiner existierenden Überlieferung. Es sind Versuche,
_extrem_ viele unterschiedliche Daten - längst nicht nur irgendwelche
immer noch lebendige Überlieferungen - aufeinander zu beziehen.)
Post by Frank Markopoulos
Natürlich ist
*Azes II* Ende 1. Jh. v.u.Z. (bis ganz zeitiges 1. Jh. u.Z.); sorry.
Weißgerber meint, dass Gudophares' 26. Regierungsjahr das Jahr -144 sein
muss.

In Teil II seiner "Indica" (der Dir also auch zugeschickt wird ...)
schreibt er zu Gudophares unter anderem:

"Sten Konow berichtete 1925 von der Inschrift eines Guduvhara, die bei
Tacht-i Bahi (Takht-i Bahi) in Baktrien gefunden wurde. Sie ist datiert
auf das 26. Regierungsjahr dieses Herrschers im Jahr 103 einer
unbekannten Ära. [...] Möglich ist, dass die Inschrift von Tach-i Bahi
ebenfalls nach der Arsakiden-Ära datiert wurde. Immerhin ging Gudophares
nach dem archäologischen Befund den Kuschana unmittelbar voraus."
Post by Frank Markopoulos
Wichtig ist auch Hermaios vom Indo-Griechischen Königreich (ebenfalls
Ende 1. Jh. v.u.Z.); während seiner Zeit verfallen die Tetradrachmen von
noch recht gutem Silber (ca. 50%) zu fast reinen Bronzeprägungen. Ich
vermute(!) sogar, daß Teile der "Hermaios"-Bronze-Tetradrachmen _postum_
sind ("Gedenkprägungen"). Die Inflation war schon erschreckend - die
Römer dominierten mit ihrem starken Gold-Geld (Augustus' Aurei!!) sofort
den ganzen Osthandel, darunter litten dann die Gräco-Bactrischen
Königreiche...
Dann gibt es diesen Typ mit dem Namen von Kujula Kadphises - hohes 1.
Jh. u.Z., und dann kommen für über ein Jahrhundert diese riesigen(!)
Serien der anonymen Prä-Kushana ("Clan"-)Kleinbronzen mit der Titulatur
"Soter Megas", bei denen nur klar ist, daß sie im Verlaufe des 2.Jh.u.Z.
immer kleiner und leichter werden (aber wohl trotzdem weiterhin als
"Tetradrachmen" galten); sie sind momentan nicht sinnvoll als Serien zu
ordnen (dazu bräuchten wir _fundierte_ Fundanalysen).
Dann kommt der "numismatische Urknall" der Kushana: Die gewaltige
Münzreform von Vima Kadphises, mit der eigenen, gigantischen Goldprägung
(die Göbl in seinem Corpuswerk so perfekt nach chronologischen Serien
sortiert hat - da wird wohl kaum je eine ernsthafte Korrektur nötig
sein), Anfang 3. Jh. Und während jetzt die römische Goldwährung im
Welthandel passe ist (auch in den Randkönigreichen des Römerreiches, wie
Pontus, verfällt ab der Wende zum 3. Jh. das Gold in _kürzester_ Zeit zu
fast reinem Silbergeld), werden die Kushana, diese gerade erst an der
"Seidenstraße" seßhaft gewordenen Ex-Nomaden der innerasiatischen
Steppe, immer reicher, urbaner (also in "unserem" Sinne "zivilisier-
ter"), religiös "verindischen" sie zunehmend (Buddhismus, Hinduismus,
.... ihre Münzen sind diesbezüglich ein _faszinierender_ Spiegel!) ...
BTW: Geschichte wiederholt sich oft ---> China heute!
ACK!
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Du glaubst doch nicht im ernst, daß Herr Lellarge einen bekennenden
Homosexuellen in irgendeiner(!) Weise unterstützt?!
Glaube ich nun aber nicht, dass Günter so ist!
Da kennst Du aber Deinen Nickdackel Günter nicht. :-(
Für den, sowie auch seinen DidaDiddi-Lieblings"gespielen" aus so einem
Kuhnest "(bei Spandau (bei Berlin))", wird erstmal als Gesprächspartner
_rundherum_ und per se _abgelehnt_, wer nicht 100%ig heterosexuell (bei
Gülle dazu noch: Nazi/Toitone durch und durch...) ist. Tja, da kann man
nix machen, sich nur seinen Teil denken... :-(
Könnte evt. sein, dass Günter mit solchen Bemerkungen auf gegen ihn
gerichte Beleidigungen reagiert hat?

Auf jeden Fall habe ich selbst mit Schwulen keine Berührungsängste. :-)
(Hörte zufällig vorher im Radio "Thank You for the Days" von The Kinks:
eine der schönsten Liebeshymnen der Musikgeschichte.)
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Den Artikel kriegst Du jedenfalls so oder so!
Ach?!
Wetten?

Jan
Frank Markopoulos
2006-07-24 19:56:00 UTC
Permalink
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Was viel wichtiger ist: Die Münzen der o.g. 3 Kaiser sind nicht etwa
gleich selten - *wenn* "irgendwer" die "nachgefälscht" hätte, und
dem schon nix besseres eingefallen ist, als die Kaiser "auf dem
Papier" allesamt genau 2 Jahre regieren zu lassen, dann hätte er
auch für alle gleich viele (genauer: wenige...) Münzen
"nachgefälscht".
Ist plausibel - obwohl natürlich etwa vorstellbar ist, dass zu
mehreren Zeiten solche Münzen herausgegeben wurden. Nur mal als
theoretische Möglichkeit: Jeder Herrscher gibt zum Regierungsantritt
Gedenkmünzen seiner Vorgänger heraus ...
Nochmal: Thema Stilentwicklung... - dazu gleich noch mehr.
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
(Ich wiederhole meinen Haupteinwand: Woher hat er das Gold dafür?
Gute Frage. Hypothese: existierende Goldmünzen wurden eingesammelt
und umgeprägt.
Abgesehen davon, daß es sowas durchaus zu den verschiedensten Zeiten
gegeben hat (und dann von den Numismatikern immer ganz besonders genau
untersucht wird: "Warum, wieso, weshalb, von wem, wann, wozu?"): Es gab
gerade bei den Byzantinern eben kein "dynastisches Denken" in Bezug auf
die _fernen Vorfahren/Vorgänger_ (nur die jeweils eigene, meist sehr
junge, Dynastie spielte, wenn überhaupt, eine Rolle).
Post by Jan Beaufort
Wieviel Gold hätte ein Fälscher schätzungsweise gebraucht?
GIGANTISCHE Mengen.

Leider fehlen gerade zu diesem (mich eigentlich sogar mehr als die
"reine" Numismatik interessierenden...) Themenkreis (Währungs- und
Geldgeschichte) gute Forschungen.

In aller Kurzform: Der Wert der Edelmetalle (INSBESONDERE des Goldes!)
war in der Antike rein kaufkraftmäßig DEUTLICH höher als heute (trotz
des aktuellen Goldpreisbooms!). Und bis Ende des 3. Jh. wurde auch von
den Römern Gold nur im Rahmen von Spezial- oder Sonderprägungen
ausgegeben. Es war gedacht als Sondergratifikation für (siegreiche)
Soldaten bzw. als Fernhandelsgeld. In letzterer Eigenschaft unterlag es
sofort am "Zielort" wieder der Einschmelzung.

In den "klassischen" Jahrhunderten des Römerreiches (1.v.u.Z. - Anfang
4.u.Z.) hat deshalb auch "Iulius Normalrömer" ;) eher nie eine Goldmünze
gesehen (auch der "gehobene Mittelstand" nicht; ein moderner 500-Euro-
Schein wäre so gesehen eher "Kleingeld" - wenn es aber einen 5000,- EUR-
Schein gäbe, wäre das was heute etwa Vergleichbares ... ;-).

Das "Gold der Römer" lag in "gebundener" Form vor: Im Aerarium
(Staatsschatz; ungeprägt, in Form von Kultgegenständen, etc.) und vor
allem in Form von _öffentlichen Kunstwerken_ (goldene Götterstatuen in
den Tempeln, Tempelschätze, etc.)

Mit der Machtergreifung durch die Christen wurden diese "Quellen"
erschlossen (----> Tempelstürmerei!) und der Wert des Goldes sank
rapide. "Plötzlich" war zunächst so ein Solidus nicht mehr eine Art
5000-Euro-Schein, sonden bald nur noch ein 500-Euro-Schein, und in
byzantinischer Zeit, als _alles_ "öffentliche" Gold eingeschmolzen und
als Münzen im Umlauf war, war der Solidus so etwa das, was heute der 50-
Euro-Schein ist. Jeder hatte immer ein paar in der Tasche...

Und zu dem Zweck brauchte man IRRSINNS-Mengen an Gold...

Hunderte von Tonnen(!) geprägten Goldes waren regelmäßig in Byzanz im
Umlauf. Genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln, nur Schätzungen sind
möglich...
Post by Jan Beaufort
Woher kennst andererseits Du die Zeitläufte, die eine solche Ab- und
Zunahme des Prägeumfangs erklären könnten?
Ganz einfach: Gerade in Byzanz ist ein schon "an sich" in der Antike zu
beobachtender Effekt zu beachten, der uns heute leider fremd geworden
ist - mit unseren laufenden Währungsreformen (allein den letzten hundert
Jahren diverse, nicht kompatible Erscheinungsformen der Mark: Silbermark
der Kaiserzeit, Alu-Inflationsmark, "Goldmark" in Silber der WR, Nazi-
Silbermark, BRD-Mark, "DDR"-Mark, Euro): Der "Ewigkeitscharakter" des
Geldes.

Antike Edelmetallprägungen waren an sich generell zeitlich _unbegrenzt_
umlauffähig. Was sie allenfalls aus dem Markt drängte, war das Gresham-
Kopernikanische Gesetz des Münzumlaufs ("Die schlechtere Münze verdrängt
die bessere aus der Zirkulation"). Solange aber - und das war gerade in
Byzanz so!! - der Solidus eben der SOLIDE war (*immer* genau(!) 1/72 des
Röm. Pfundes in feinstem Golde, über ca. 7 Jahrhunderte lang!!), warum
sollten alte Münzen dann ersetzt werden?! Diese Arbeit sparte man sich.
Vor allem, da gerade in Byzanz die HERRSCHER-Propaganda auf Münzen de
facto unbedeutend war (im Unterschied zur frührömischen Zeit) - es ging
mehr um die religiöse Aussage (von der der Herrscherkult nur ein TEIL
war!), und da waren *alle* byzantinischen Münzen christlich, und also
inhaltlich okay.

D.h., nachdem der "allg. Geldumlauf" erstmal abgedeckt war, mußten nur
noch "verschlissene" Münzen ersetzt werden - deshalb fiel in der "PhZ"
der Prägeumfang ab: die vorherigen Kaiser (gerade Justinian I mit seinen
_gigantischen_ Serien!) hatten nämlich schon "ganze Arbeit geleistet".

Ist wie mit den Euros. Da sind die von Anno 2002 auch die häufigsten -
in späteren Jahren erfolg(t)en nun nur noch "Ersatzprägungen"...
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Mann, daß so ein _Fälschergenie der Superklasse_ keine sonstigen
Spuren hinterlassen hat?!? Während "Kujau" ja schon fast ein
Gattungsname für "Fälscher" ist.
Welche Spuren hinterlässt denn ein Münzfälscher außer Falschmünzen?
Wenn's den Zeitgenossen auffällt: literarische.

Deshalb kennen wir ja z.B. noch Alexander von Abonuteichos durch den
Essay von Lukian (Alexander war ja i.w.S. eine Art "Fälscher" - ein
raffinierter religiöser Scharlatan, der fast mit einem Paulus mithalten
konnte, dem Erfinder der Mysterienreligion "Christentum" um eine nie
existierende Gestalt, der Paulus den Namen "Jeshua ben Joseph" gab).
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
In der von mir nicht ohne Hintergedanken erwähnten "Divi"-Serie des
Traianus Decius ist das nämlich so. Sein Namensgeber Traian ist
^^^^^^^^^^^^^^^ ^^^^^^
der regierte *249-251 u.Z.*!! reg. 98-117 u.Z.
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
darin ca. 20mal häufiger vertreten als der etwa gleichlang
regierende Hadrian.
^^^^^^^
reg. 117-138 u.Z.
Post by Jan Beaufort
Hochinteressant. Es gibt m. A. n. mindestens drei Lösungen: (1)
Trajans Münzen wurden 20mal so oft gefälscht; (2) Hadrian regierte
20mal kürzer als die Schriftquellen erzählen (ist wg. unter anderem
Adrianopel und Pantheon weniger plausibel); (3) Hadrian verfiel der
damnatio memoriae.
Häh?!

Huhu, <klopf-klopf> jemand zuhause bei Dir?!?

Es geht um _Gedenkprägungen_ von Anno 250 für Kaiser _früherer Zeiten_,
die also mehr oder weniger nur EINES widerspiegeln: Wie wurden diese von
_Traianus Decius_ gesehen/gewürdigt?
Post by Jan Beaufort
Hadrianus Aelius oder Adrianus Helius?
Ganz schlicht und einfach: "Hadrianus Augustus".

In früheren Prägungen (bis 121 u.Z.) noch als Sohn Traians, z.B. in
seinen ersten Legenden: IMP(erator) CAESAR TRAIANVS HADRIANVS
AVG(ustus). Im Jahre 117 - zur Betonung der Rechtmäßigkeit seiner
Nachfolge - auch noch mit allen militärischen Ehrentiteln Traians(!).
Post by Jan Beaufort
Eben. Ist die Fälscherei für die Numismatik nicht generell ein
Riesenproblem?
Jein.

Zeitgenössische Fälschungen sind ein eigenes, hoch interessantes
Spezialgebiet. Das sind _echt antike_ Münzen, die oft mehr über Zeit-,
Währungs-, und Wirtschaftsgeschichte aussagen als die Originale aus den
"legalen" Münzstätten.

Dann gibt's die Fälschungen zum Schaden moderner Sammler... :-(((
Post by Jan Beaufort
Eine mich _sehr_ interessierende Frage: Irgendwann wurde in Byzanz
die Gewohnheit, nach Seleukidenära zu datieren, durch die Datierung
nach - mehreren unterschiedlichen - Schöpfungsären abgelöst.
Widerspiegelt sich dieser Übergang in den Münzen?
Nein. Herrscherjahre sind Herrscherjahre sind Herrscherjahre. Und nur
die stehen auf den byzantinischen Münzen.

Nach "Ära"-Zahlen datierte Münzen gibt's als extrem seltene(!) Ausnahmen
in "normalen" Römerreich, ja - z.B. die Prägungen von Kaiser Philippus
Arabs (244-249 u.Z.) anläßlich der 1000-Jahr-Feier Roms Anno 247.
Post by Jan Beaufort
Naja: ob eine derartig unglaubliche Menge Goldsolidi mit so vielen
Münzen viel älterer Kaiser wirklich eine ganz gewöhnliche Heereskasse
gewesen sein kann?
Tja, keine Ahnung. War jedenfalls ein faszinierender Anblick. ;-)
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Und wie soll man das mit den unterschiedlichen Erhaltungen _verbal_
beschreiben?! Das muß man _sehen_!! Da sind selbst gute Fotos nicht
sonderlich aussagekräftig.
ACK! Aber Du nennst gerade Münzen einiger zweifellos
_vorfantomrealzeitlichen_ Kaiser als Beispiel abgenutzter Münzen! Die
Frage ist jedoch: Wie war das mit der Irene z. B.?
Wie geschrieben: Sowas war aus dem _Restbestand_ bereits "aussortiert"
worden. Aber ihre Vorgänger und Nachfolger waren darin (wie gesaagt:
mittelmäßig abgegriffen) in genügender Stückzahl vertreten.
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Soso, und für die hat man also Münzen "nachgefälscht" und dann auch
noch _derart perfekt_ "abgenutzt", daß sie in so einem Fund nicht
auffallen?! Nööö Du, die "phantomzeitlichen" paßten perfekt da rein.
Waren eben durchschnittlich "mittlerer" Abnutzungsgrad, die früheren
natürlich mehr als die gegen Ende der "PhZ".
Das ist natürlich ein wirklich schwer zu widerlegendes Argument!
Gibt es genau hierfür konkrete, also aus dem oben genannten
Riesenfund bekannte Beispiele für fzliche KaiserInnen?
Massig. Mindestens 1/5 des Fundes war "PhZ" - der gegenüber der
"vorphantomzeitlichen" "Massenware" wie Constantius II, Anastasius,
Justinian, ... geringere Umfang ergibt sich _zwangsläufig_ aus o.g.
Argumentation (weniger "Nachprägungsbedarf"). Erst lange(!) nach der
"PhZ" wurde dann wieder massenweise geprägt - um die dann wirklich bis
zur Unansehnlichkeit abgewetzten Altprägungen zu ersetzen. DANN fing
auch der Staat(!) langsam an, "auf den Dreh zu kommen" und das Gold zu
verschlechtern - d.h. aus 10 alten wurden mehr als 12...15 neue Solidi
gemacht und vom Staat in Umlauf gebracht ---> Inflation!

Der Fund endet kurz vor(!) dieser Entwicklung. Und natürlich kann das
auch ein "normaler Schatz" eines Hochadligen/KirchenFÜRSTEN gewesen
sein, der zur o.g. beginnenden "Inflationszeit" noch schnell "gute, alte
Gepräge" zusammenscharrte, diese dann versteckte, starb, ... und erst im
20. Jh. wurde diese Kiste nun wiederentdeckt. Irgendwo auf dem Balkan
oder in Kleinasien... ;-/
Post by Jan Beaufort
Wäre nun _ich_ ein solcher purpurgeborener Geschichtsfälscher, würde
mir in Bezug auf Münzen schon Einiges einfallen. (Witzig wäre z. B.,
eine Entwicklung dadurch vorzutäuschen, dass ich lateinische mit
griechischen Buchstaben mische und die Anzahl griechischer Buchstaben
langsam zunehmen lasse ... ;-))
Du solltest mal den Dealer wechseln. Das Zeug, das Du da rauchst, ist
nicht gut. ;-)
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Natürlich ist
*Azes II* Ende 1. Jh. v.u.Z. (bis ganz zeitiges 1. Jh. u.Z.); sorry.
Weißgerber meint, dass Gudophares' 26. Regierungsjahr das Jahr -144
sein muss.
In Teil II seiner "Indica" (der Dir also auch zugeschickt wird ...)
"Sten Konow berichtete 1925 von der Inschrift eines Guduvhara, die
bei Tacht-i Bahi (Takht-i Bahi) in Baktrien gefunden wurde. Sie ist
datiert auf das 26. Regierungsjahr dieses Herrschers im Jahr 103
einer unbekannten Ära. [...] Möglich ist, dass die Inschrift von
Tach-i Bahi ebenfalls nach der Arsakiden-Ära datiert wurde. Immerhin
ging Gudophares nach dem archäologischen Befund den Kuschana
unmittelbar voraus."
Es gab m.W. mehrere Könige/Provinzfürsten dieses Allerweltsnamens.
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Für den, sowie auch seinen DidaDiddi-Lieblings"gespielen" aus so
einem Kuhnest "(bei Spandau (bei Berlin))", wird erstmal als
Gesprächspartner _rundherum_ und per se _abgelehnt_, wer nicht
100%ig heterosexuell (bei Gülle dazu noch: Nazi/Toitone durch und
durch...) ist. Tja, da kann man nix machen, sich nur seinen Teil
denken... :-(
Könnte evt. sein, dass Günter mit solchen Bemerkungen auf gegen ihn
gerichte Beleidigungen reagiert hat?
Nein.

Es ist immer *er*, der anfängt, die übliche englische (und mittlerweile
auch in den deutschen Alltagssprachgebrauch eingeflossene) Formel "so
long" in einen bestimmten _sexuellen_ Kontext zu bringen. Etc. pp.
Post by Jan Beaufort
Jan
So long...
__ | ____
|_ | \ /
| rank aus Leipzig | \/ <--- bitte in Rosa ausmalen!
--
Wißt Ihr, warum Ihr Christenfuzzis was gegen Cannabis habt? Im Gegensatz zu
Alkohol denkt man bei diesem Rausch über Gott und die Welt nach, und man kommt
darauf, daß die Kirche nur eine Geldmaschine ist und nur die Fassade etwas mit
Gott zu tun hat. - Torsten Seybold zu Thorsten "doofes Schaf" Müller in dsd
Jürgen Clade
2006-07-25 05:11:19 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Antike Edelmetallprägungen waren an sich generell zeitlich _unbegrenzt_
umlauffähig. Was sie allenfalls aus dem Markt drängte, war das Gresham-
Kopernikanische Gesetz des Münzumlaufs ("Die schlechtere Münze verdrängt
die bessere aus der Zirkulation"). Solange aber - und das war gerade in
Byzanz so!! - der Solidus eben der SOLIDE war (*immer* genau(!) 1/72 des
Röm. Pfundes in feinstem Golde, über ca. 7 Jahrhunderte lang!!), warum
sollten alte Münzen dann ersetzt werden?! Diese Arbeit sparte man sich.
Vor allem, da gerade in Byzanz die HERRSCHER-Propaganda auf Münzen de
facto unbedeutend war (im Unterschied zur frührömischen Zeit) - es ging
mehr um die religiöse Aussage (von der der Herrscherkult nur ein TEIL
war!), und da waren *alle* byzantinischen Münzen christlich, und also
inhaltlich okay.
Da hätte ich als Chemiker mal eine Frage: Wurde tatsächlich "feinstes"
Gold verwendet? Ich würde das für Umlaufmünzen für ziemlich ungeeignet
halten (zu weich; die Münzen dürften sich ziemlich schnell abnutzen).
Und wie wurde die Goldqualität damals beurteilt/sichergestellt? Gibt es
moderne analytische Untersuchungen zur genauen Zusammensetzung antiker
Münzen (beispielsweise EDX, funktioniert zerstörungsfrei)?

MfG,
Jürgen
Joachim Pense
2006-07-25 06:00:39 UTC
Permalink
Post by Jürgen Clade
Post by Frank Markopoulos
Antike Edelmetallprägungen waren an sich generell zeitlich _unbegrenzt_
...
Post by Jürgen Clade
Da hätte ich als Chemiker mal eine Frage: Wurde tatsächlich "feinstes"
Gold verwendet? Ich würde das für Umlaufmünzen für ziemlich ungeeignet
halten (zu weich; die Münzen dürften sich ziemlich schnell abnutzen).
Würde "abnutzen" auch "abreiben" bedeuten, also einen realen Verlust
an Materialwert? Oder kann das vernachlässigt werden, und die
Abnutzung besteht lediglich in einer Verformung.

Joachim
Helga Schulz
2006-07-25 08:26:50 UTC
Permalink
Post by Joachim Pense
Post by Jürgen Clade
Post by Frank Markopoulos
Antike Edelmetallprägungen waren an sich generell zeitlich _unbegrenzt_
...
Post by Jürgen Clade
Da hätte ich als Chemiker mal eine Frage: Wurde tatsächlich "feinstes"
Gold verwendet? Ich würde das für Umlaufmünzen für ziemlich ungeeignet
halten (zu weich; die Münzen dürften sich ziemlich schnell abnutzen).
Würde "abnutzen" auch "abreiben" bedeuten, also einen realen Verlust
an Materialwert?
Ja was denn sonst? Es ist doch eine Selbstverständlichkeit, daß
Vielbenutztes "abgegriffen" wird. Durch welche arkane
physikalische Sonderregelung sollten Goldmünzen denn davon
ausgenommen sein?

<spekulation>
Frank sagte, daß die Nachprägungen in schlechterem Wert
stattfanden, als die verfügbaren Goldmünzen durch die Bank sehr
abgegriffen waren. Vielleicht brachte eben das bereits
verringerte Material die Leute ja überhaupt auf die Idee, nun
Goldmünzen mit geringerem Materialgewicht zu prägen, damit sie
mit den noch im Umlauf befindlichen alten "kompatibel" waren, und
nun nicht plötzlich mehr wert. Vielleicht traute man sich auch
wegen des Umfangs des Goldmünzenumlaufs nicht, nun alle durch
bessere zu ersetzen, bzw. die Neuprägungen wären so herausragend
gewesen, daß sich alle auf sie gestürzt hätten?
</spekulation>

Ist jedenfalls ein interessantes Thema, wenn man es so über die
Jahrhunderte betrachten kann.
Joachim Pense
2006-07-25 10:03:58 UTC
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Post by Helga Schulz
Post by Joachim Pense
Post by Jürgen Clade
Post by Frank Markopoulos
Antike Edelmetallprägungen waren an sich generell zeitlich _unbegrenzt_
...
Post by Jürgen Clade
Da hätte ich als Chemiker mal eine Frage: Wurde tatsächlich "feinstes"
Gold verwendet? Ich würde das für Umlaufmünzen für ziemlich ungeeignet
halten (zu weich; die Münzen dürften sich ziemlich schnell abnutzen).
Würde "abnutzen" auch "abreiben" bedeuten, also einen realen Verlust
an Materialwert?
Ja was denn sonst?
Verformung.
Post by Helga Schulz
Es ist doch eine Selbstverständlichkeit, daß
Vielbenutztes "abgegriffen" wird. Durch welche arkane
physikalische Sonderregelung sollten Goldmünzen denn davon
ausgenommen sein?
Könnte ja sein, dass der Abrieb vernachlässigbar gering ist.

Joachim
Frank Markopoulos
2006-07-25 16:06:00 UTC
Permalink
Post by Helga Schulz
Post by Joachim Pense
Post by Jürgen Clade
Da hätte ich als Chemiker mal eine Frage: Wurde tatsächlich
"feinstes" Gold verwendet? Ich würde das für Umlaufmünzen für
ziemlich ungeeignet halten (zu weich; die Münzen dürften sich
ziemlich schnell abnutzen).
Würde "abnutzen" auch "abreiben" bedeuten, also einen realen Verlust
an Materialwert?
Ja was denn sonst? Es ist doch eine Selbstverständlichkeit, daß
Vielbenutztes "abgegriffen" wird. Durch welche arkane
physikalische Sonderregelung sollten Goldmünzen denn davon
ausgenommen sein?
Genau.
Post by Helga Schulz
<spekulation>
Frank sagte, daß die Nachprägungen in schlechterem Wert
stattfanden, als die verfügbaren Goldmünzen durch die Bank sehr
abgegriffen waren. Vielleicht brachte eben das bereits
verringerte Material die Leute ja überhaupt auf die Idee, nun
Goldmünzen mit geringerem Materialgewicht zu prägen, damit sie
mit den noch im Umlauf befindlichen alten "kompatibel" waren, und
nun nicht plötzlich mehr wert. Vielleicht traute man sich auch
wegen des Umfangs des Goldmünzenumlaufs nicht, nun alle durch
bessere zu ersetzen, bzw. die Neuprägungen wären so herausragend
gewesen, daß sich alle auf sie gestürzt hätten?
</spekulation>
Netter Versuch - leider leicht daneben getroffen. ;-(

Das war auch damals alles wirklich viel "prosaischer", nämlich gar nicht
viel anders als heute noch: Abgenutzte Münzen (und heute vor allem
zerknautschte, eingerissene, fleckige, ... Geldscheine!) _müssen_ halt,
um eine geregelte Geldzirkulation (leichte Prüfbarkeit auf Echtheit) zu
gewährleisten, systematisch ersetzt werden.

Das war in Byzanz spätestens dann der Fall, wenn die Prägung kaum noch
erkennbar war. Trotz der von mir bereits erwähnten "an sich unbegrenz-
ten" formalen (staatsrechtlichen) Gültigkeit der (Gold-)Münzen.

Und zunächst wurden diese Münzen eingezogen, umgeschmolzen, und dann als
neue herausgebracht. Durch den natürlichen Abrieb (der bis fast 10% des
Gewichtes ausmachen konnte!!) war das Ergebnis - im Unterschied zu
heutigem "Symbolgeld" (also ohne "echte Werthaltigkeit", wie sie bei
Edelmetallen demgegenüber ja gegeben ist) - jedoch, daß man nunmehr
entsprechend _weniger_ neues Geld hatte (während das moderne Papiergeld
eher immer mehr wird... ;-( !). Aber die Stabilität der Währung ging
jahrhundertelang vor, denn sonst wäre der Außenhandel zusammengebrochen,
der ja auf _wirklich werthaltigem_ Geld basierte.

Erst recht spät wurde im Byzantinerreich durch Legierungszusatz das Gold
verschlechtert (also mehr Solidi ausgegeben, als "abgenutzte" eingezogen
worden waren) - nämlich genau dann, als als Reich, von überall her
bedrängt und militärisch/wirtschaftlich in der Defensive, eh kaum noch
Außenhandel trieb, und das Geld sozusagen zur "Binnenwährung" verfiel.
Post by Helga Schulz
Ist jedenfalls ein interessantes Thema, wenn man es so über die
Jahrhunderte betrachten kann.
EBEN! Mein Reden.

Vor allem, wenn ich mir diesen Großfund-"Rest" nochmal in Erinnerung
rufe (Numismatiker müssen ein eidetisches Gedächtnis haben ;-), nehme
ich meine erste Spekulation mit der "Heereskasse" voll zurück. Das Zeug
war offenbar ganz gezielt zu einer Zeit zusammengetragen worden, wo die
"neuen" Goldmünzen bereits schlechthaltig waren: _Gerade_ besonders
_alte_, "abgelatschte" Münzen gaben jedoch die Gewähr, noch aus gutem
Gold zu sein. Unabhängig vom Stückgewicht im Einzelfall... Deshalb war
da soviel "Schrott" drin.

So long...
__ | ____
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| rank aus Leipzig | \/ <--- bitte in Rosa ausmalen!
--
Amerikanisches Bier ist im allgemeinen ohnehin der Beweis fuer die
fortgeschrittene Technologie dort, welche es offensichtlich und
erstaunlicherweise ermoeglicht hat, Wasser noch zu verduennen.
(Vinzent Hoefler am 21.08.03 in daf.ddr)
Jürgen Clade
2006-07-25 09:25:46 UTC
Permalink
Post by Joachim Pense
Post by Jürgen Clade
Post by Frank Markopoulos
Antike Edelmetallprägungen waren an sich generell zeitlich _unbegrenzt_
...
Post by Jürgen Clade
Da hätte ich als Chemiker mal eine Frage: Wurde tatsächlich "feinstes"
Gold verwendet? Ich würde das für Umlaufmünzen für ziemlich ungeeignet
halten (zu weich; die Münzen dürften sich ziemlich schnell abnutzen).
Würde "abnutzen" auch "abreiben" bedeuten, also einen realen Verlust
an Materialwert? Oder kann das vernachlässigt werden, und die
Abnutzung besteht lediglich in einer Verformung.
Ja, ich meinte insbesondere Abnutzung unter Gewichtsverlust. Jedenfalls
war für alte deutsche Münzen (d.h. zu der Zeit, als der Geldwert noch
vom Edelmetallgehalt bestimmt wurde) ein sog. "Kurantgewicht"
festgelegt, das eine Münze nicht unterschreiten durfte - zu stark
abgegriffene und daher zu leicht gewordene Münzen mußten rechtzeitig aus
dem Verkehr gezogen werden, da ihr Wert nicht mehr gewährleistet war.

Allerdings hat man zur Zeit meines Sammelgebiets (Preußen/Deutschland ab
1817) die Zusammensetzung der Münzlegierungen schon exakt einstellen und
durch chemische Analytik überwachen können. Es waren auch nie Münzen aus
*reinem* Gold oder Silber in Umlauf: Der Edelmetallgehalt betrug meist
80-90 %, und für den Rest wurde meist Kupfer zulegiert.

MfG,
Jürgen
Frank Markopoulos
2006-07-25 16:50:00 UTC
Permalink
Post by Jürgen Clade
Post by Joachim Pense
Würde "abnutzen" auch "abreiben" bedeuten, also einen realen Verlust
an Materialwert? Oder kann das vernachlässigt werden, und die
Abnutzung besteht lediglich in einer Verformung.
Ja, ich meinte insbesondere Abnutzung unter Gewichtsverlust.
Wie ich eben sachrieb: Bei Byzantinern bis fast 10% des Original-
gewichts! Bei den früheren Geprägen (mit dem noch etwas höheren Relief)
sogar in der Tendenz mehr als später bei den nur ganz fach ausgeprägten
Münzen. Ist ja logisch, gell?!
Post by Jürgen Clade
Jedenfalls war für alte deutsche Münzen (d.h. zu der Zeit, als der
Geldwert noch vom Edelmetallgehalt bestimmt wurde) ein sog.
"Kurantgewicht" festgelegt, das eine Münze nicht unterschreiten
durfte - zu stark abgegriffene und daher zu leicht gewordene Münzen
mußten rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen werden, da ihr Wert nicht
mehr gewährleistet war.
Das war in Byzanz nicht anders: <***@fm666.dialin.t-online.de>

Ein Solidus war 1/72 Römisches Pfund (von 327,x g) - also ca. 4,54g. Die
Münzen waren schon _extrem gut_ einzeln justiert, aber auch prägefrische
Prachtstücke bewegen sich meist nur um max. ca. 4,45g (lediglich
einzelne "Ausreißer" erreichen auch mal 4,5g). Der Grund dafür war wohl
der "Schlagschatz", also "Aufwandsabzug" für die Münzprägung (der bei
modernen Goldmünzen eher über die Legierung läuft...).

Durch die Abnutzung sinkt das Gewicht bis auf etwa 4,2 g.

Und jetzt kommt ein interessantes Detail im o.g. Sinne: Es sind diverse
antike Münzgewichte bekannt: www.coinarchives.com/a/ - und dann mal nach
"exagium solidi" (<--- mit den Gänsefüßchen!) suchen. :-)

Die Dinger wiegen zwischen etwa 4,1 und max. 4,25 g. Man muß natürlich
berücksichtigen, daß bei Kupfer bei Korrosion/Patinabildung über die
Jahrhunderte durchaus einiges wegdiffundiert - aber die 4,25g schweren
Dinger sind _Prachtexemplare_, die waren also auch "damals" sicher nie
wirklich schwerer.

Womit das "Kurantgewicht" für den Solidus bei etwa 4,2 ... 4,3 g gelegen
haben dürfte; und ein Solidus, der so viel wiegt, der ist dann in der
Tat ziemlich "runtergeschrubbt". Habe gerade in meiner Datenbank bzgl.
der Gewichte nachgeguckt.
Post by Jürgen Clade
Allerdings hat man zur Zeit meines Sammelgebiets (Preußen/Deutschland
ab 1817) die Zusammensetzung der Münzlegierungen schon exakt
einstellen und durch chemische Analytik überwachen können. Es waren
auch nie Münzen aus *reinem* Gold oder Silber in Umlauf: Der
Edelmetallgehalt betrug meist 80-90 %, und für den Rest wurde meist
Kupfer zulegiert.
Wie gesagt: Bis 2.Hälfte 10.Jh. war der Solidus fast 100% reines Gold.

Dann ging die Verschlechterung los: schleichend zunächst (ab etwa
Nikephoros II (963-969) - er führte ein neues Leichtgoldstück namens
"Tetarteron" ein, sowas ist währungsgeschichtlich immer ein "böses
Omen"); schneller dann unter Basil II (976-1025) - und in den frühen
Jahren von Alexius I (1081-1118) war das "Gold" fast auf Kupferniveau
abgesackt, bis er dann 1092 eine Währungsrform machte, mit der Ausgabe
von ca. 80% haltigen neuen Goldmünzen ("Hyperpyron").

Aber das ist ales schon nicht mehr "meine Zeit"...
Post by Jürgen Clade
MfG,
Jürgen
So long...
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In Nomine ANTINOI, dilecti Dei nostri. Sanctissime, benedicitissime, et
clarissime, consecramus vitas nostras tibi. Exorna membra nostra cum amante
suavolente tuo. Auris nostra vocem tui exaudiamus, et gena nostra spiritum tui
tangamus, fac domum tuam in corde nostro et extollas nos ad vitam aeternam.
Ralf Kusmierz
2006-07-25 14:50:11 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Jürgen Clade
Da hätte ich als Chemiker mal eine Frage: Wurde tatsächlich "feinstes"
Gold verwendet?
Feingold (999) war wohl kaum mit vernünftigem Aufwand herstellbar -
die Kuppellation könnte bekannt gewesen sein, aber wohl nur als
analytisches Nachweisverfahren, nicht als metallurgisches
Produktionsverfahren.
Post by Jürgen Clade
Ich würde das für Umlaufmünzen für ziemlich ungeeignet
halten (zu weich; die Münzen dürften sich ziemlich schnell abnutzen).
Das Gegenteil ist aus mehreren Gründen richtig: Sehr weich ist nur
ziemlich reines Feingold - bereits geringe und in der Praxis
unvermeidliche Cu-Legierungsanteile härten es schon deutlich, daher
stellt sich die Frage so eigentlich nicht. Nur gab es damals gar
keinen Bedarf für sehr verschleißfeste Münzen: es war einfach nicht
üblich, sie so wie heute ständig mit sich herumzuschleppen.

Wie schon berichtet, war Metall allgemein und insbesondere Edelmetall
relativ sehr viel wertvoller als heute, geradezu exorbitant teuer.
Goldmünzen wurden also normalerweise nicht mit sich herumgeschleppt,
um damit in der Taverne Wein, Brot, Fleisch und Übernachtung zu
bezahlen, sondern lag wohlverwahrt in Kisten und Tresoren oder auf der
Bank (ähnlich wie die goldenen Gedenkmünzen der Deutschen Bundesbank,
die normalerweise auch niemand anfaßt, aber auch Bullion-Coins ohne
Sammlerinteresse wie z. B. Kruegerrands schleppt man normalerweise
nicht mit sich herum, sondern nur zum Verkauf aus dem
Bankschließfach). Abrieb war also wenig zu besorgen.

Wobei der auch weniger durch mechanische Beeinflussung auftritt: Das
Problem ist eher Handschweiß und ähnliche Schmutzbeinträchtigungen -
die greifen aber nicht das Edelmetall an, sondern korrodieren die
unedlen Legierungsbestandteile - die Oberfläche wird porös, und dann
kann sich auch das Gold beim Angreifen ablösen. (Man kann annehmen,
daß gerade durch Korosion "fleckig" gewordene Münzen intensiv berieben
wurden, um sie wieder "aufzupolieren" - Münzen werden immer beim
Reinigen kaputtgemacht, nicht im Umlauf selbst.) Gegen diese Korrosion
sind Goldmünzen aber um so unempfindlicher, je höher der
Edelmetallgehalt ist. (Der Blick auf die Gewichtsprozente täuscht:
wegen des hohen Atomgewichts von Gold (197) überwiegen die
Legierungselemente zahlenmäßig: Cu hat ein Atomgewicht von 63,5, eine
Au/Cu-Legierung 800/200 enthält also nur 56,3 Atomprozent Gold, es ist
also fast jedes zweite Matrixatom ein Cu-Atom.)
Post by Jürgen Clade
Und wie wurde die Goldqualität damals beurteilt/sichergestellt?
Die Frage muß man wohl in zwei Teile zerlegen:

1. bei der Verarbeitung - Herstellung der Legierung für die Zaine,
Wareneingangskontrolle beim Erz- oder Bruchgoldeinkauf,
2. Echtheitsprüfung von Münzen und Barren.

Für metallurgische Zwecke wird man wohl auch schon in der Antike die
quantitative Analyse herangezogen haben - die Kupellation wird zwar mW
erst bei Agricola beschrieben, dürfte aber auch in der Antike bekannt
gewesen sein - würde mich wundern, wenn man dort Scheide- und
Königswasser nicht gekannt haben sollte, ferner kann man Gold auch
amalgamieren (überliefertes Aufbereitungsverfahren) oder mit
Cyanidlauge abtrennen. (Frage an die Archäologen: wurden entsprechende
Produktionsstätten nachgewiesen?)

Die Echtheitsprüfung lief vermutlich über die Dichtebestimmung (wobei
ich nicht weiß, wie die Volumenbestimmung vorgenommen wurde, die ist
nämlich nicht ganz einfach - geht aber evtl., indem man den Prüfling
in ein randvoll mit Wasser oder besser Olivenöl gefülltes Gefäß
gleiten läßt und die über eine Ausgußnase abgelaufene
Flüssigkeitsmenge wiegt). Die Prüfung konnte sich dabei in der Regel
wohl darauf beschränken, eine Totalfälschung (Blei- oder Silberkern)
auszuschließen, der Metallgehalt selbst war wohl durch die Prägung
garantiert, denn es ist nicht besonders sinnvoll für Betrüger,
Fälschungen aus einer nur geringfügig schlechteren Legierung
herzustellen, denn man muß deutlich mehr als die Herstellungskosten
erlösen. (Bleifälschungen dürften im übrigen schon bei der Klangprobe
auffallen.) Gewogen wurden Münzen ohnehin routinemäßig, weil sich der
Wert nach dem Gewicht bestimmte.

Eine Tabelle oder Graphik, die die Dichte von Goldlegierungen abhängig
von Legierungsanteilen angibt, würde mich auch mal interessieren. Kann
man einfach die rechnerischen Atomvolumina addieren?
Post by Jürgen Clade
Gibt es
moderne analytische Untersuchungen zur genauen Zusammensetzung antiker
Münzen (beispielsweise EDX, funktioniert zerstörungsfrei)?
Das Problem bei EDX ist, daß es nur an der Oberfläche mißt. In die
Tiefe kann man z. B. mit Neutronenstrahlbeugung kommen, aber das ist
ziemlich aufwendig - ich weiß nicht, ob es bei antiken Münzen gemacht
wird.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Ralf Kusmierz
2006-07-25 16:09:12 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Ralf Kusmierz
Eine Tabelle oder Graphik, die die Dichte von Goldlegierungen abhängig
von Legierungsanteilen angibt, würde mich auch mal interessieren. Kann
man einfach die rechnerischen Atomvolumina addieren?
Nachtrag:

Unter der Annahme, daß sich das Atomvolumen der Legierungsbestandteile
gegenüber den Reinelementen nicht ändert, reagiert die Dichte einer
hochkarätigen Goldlegierung sogar recht empfindlich auf Beimischungen:

Sei die Dichte von Gold rho_Au = 19.300 kg/m^3,
der Feingehalt c und die Dichte der Beimischung rho_Me,

dann ist die Dichte der Goldlegierung

rho_Leg = rho_Au / [1 + c * (rho_Au / rho_Me - 1)]

Die relative Dichteänderung ist

[d/d c(rho_Leg)]/rho_Leg = 1 / [1 / (1 - rho_Me / rho_Au) - c]

Für das Verhältnis rho_Me/rho_Au kann man grob 0,5 ansetzen
(rho_Ag = 10,5 g/cm^3, rho_Cu = 8,2), dann erhält man z. B. für
18-karätiges Gold (c = 750/1000) eine Empfindlichkeit von

1 / [1 / (1 - rho_Me / rho_Au) - c]
= 1 / [1 / (1 - 0,5) - 0,75]
= 1 / (2 - 0,75) = 1 / 1,25 = 0,8

Ein Fehler der Dichtebestimmung von 1 % würde also einen Fehler der
Feingehaltsbestimmung von nur 12,5/1000 oder 1,66 % des Metallwerts
(wenn man annimmt, daß für den nur der Feingehalt maßgeblich ist)
bedingen.

Eine typische historische Goldmünze könnte ein Gewicht von 4 g
entsprechend einem Feingewicht von 3 g gehabt haben; das entspricht
einem Volumen von ca. 0,27 ml, was durch ca. 240 mg Olivenöl
repräsentiert wird. Um die Dichte der Münze auf 1 % genau zu
bestimmen, mußte man also das abgetropfte Öl auf ca. 2 mg genau wiegen
können (der Fehler der Massenbestimmung tritt bei der Ermittlung der
Dichte in den Hintergrund) - eine durchaus erfüllbare Anforderung,
wenn schon nicht in Wechselstuben, dann aber sicher bei vereidigten
"Münzsachverständigen". (Direkte Volumenmessung über die Größe eines
Ölflecks auf einer harten Unterlage, im Uhrglas (ja, ich weiß, daß es
damals wahrscheinlich noch keine Taschenuhren gab) o. ä. wäre auch
denkbar, allerdings werden Münzhändler ohnehin regelmäßig genaue
Goldwaagen besessen haben.)

Die Abnutzung der Goldmünzen wäre neben einem "Putzfimmel" der
Besitzer im übrigen auch durch die Münzprüfung erklärbar: der Erwerber
der Münze hatte ein Interesse daran, anhaftenden Schmutz vor dem
Wiegen zu entfernen, während der Verkäufer dasselbe Interesse hatte,
um ein möglichst geringes Volumen bei der Feingehaltsbestimmung zu
erreichen. Bei jeder Transaktion wird also eifrig gebürstet und
gewischt worden sein ...

Man wird sich den Ablauf im Fernhandel wohl so vorzustellen haben, daß
ein Händler, der Waren gegen Gold erwerben wollte, wohl zunächst sein
Gold bei den lokalen Bankiers und Münzhändlern gegen lokale Währung
oder Banknoten getauscht und dann mit diesen, die dann nicht mehr
besonders geprüft wurden, die Anbieter bezahlt hat. Die Münzprüfung
wird also in den Händen von Spezialisten gelegen haben. (An sich
sollte der Geld-Ferntransport die Ausnahme im Handel sein:
normalerweise transportieren Kaufleute überwiegend nur Waren und
betreiben damit Tauschhandel, was heißt, das sie wohl bei den lokalen
Banken jeweils laufende Konten geführt haben dürften - physische
Geldtransporte sollten nur für den Alltagsbedarf und zum Ausgleich von
Saldendifferenzen erforderlich gewesen sein.)


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Frank Markopoulos
2006-07-26 05:43:00 UTC
Permalink
Post by Ralf Kusmierz
Eine typische historische Goldmünze könnte ein Gewicht von 4 g
entsprechend einem Feingewicht von 3 g gehabt haben;
Eher untypisch.

Nochmal: die meisten römischen/byzantinischen Goldmünzen hatten einen
Feingehalt von deutlich >> 95%.
Post by Ralf Kusmierz
das entspricht einem Volumen von ca. 0,27 ml, was durch ca. 240 mg
Olivenöl repräsentiert wird. Um die Dichte der Münze auf 1 % genau zu
bestimmen, mußte man also das abgetropfte Öl auf ca. 2 mg genau
wiegen können (der Fehler der Massenbestimmung tritt bei der
Ermittlung der Dichte in den Hintergrund) - eine durchaus erfüllbare
Anforderung,
Rein wägetechnisch schon. Antike Waagen bringen es m.W. auf ca. 5 mg
Auflösung. Nur: WIE soll das _"Abtropfen"_ des Olivenöls erfolgen?! Hast
Du welches zuhause? Dann *probier's* doch mal (ein 10-Centstück reicht
zum "Rumspielen" und hat etwa das Volumen eines Solidus)... ;-)
Post by Ralf Kusmierz
wenn schon nicht in Wechselstuben, dann aber sicher bei
vereidigten "Münzsachverständigen". (Direkte Volumenmessung über die
Größe eines Ölflecks auf einer harten Unterlage, im Uhrglas (ja, ich
weiß, daß es damals wahrscheinlich noch keine Taschenuhren gab) o. ä.
wäre auch denkbar,
Schon eher denkbar (und _sowas_ läßt sich mit antiker Technik in der Tat
viel plausibler vermuten!): Eine Messung der Ölverdrängung in einem
Meßzylinder. Wenn man den im Innenprofil länglich macht (und kaum viel
größer, als die größte Dicke/der größte Durchmesser einer "üblichen"
Münze ist), also daß die Münze da "aufrecht stehend" eingeworfen werden
muß, dann kann man recht gut "Eichstriche" für das "Nennvolumen" machen.
Einfach anhand "bekannt guter" Münzen eichen. Schlechthaltige verdrängen
- bei gleichem Gewicht - dann deutlich mehr Öl...
Post by Ralf Kusmierz
allerdings werden Münzhändler ohnehin regelmäßig
genaue Goldwaagen besessen haben.)
Die Abnutzung der Goldmünzen wäre neben einem "Putzfimmel" der
Besitzer im übrigen auch durch die Münzprüfung erklärbar: der
Erwerber der Münze hatte ein Interesse daran, anhaftenden Schmutz vor
dem Wiegen zu entfernen, während der Verkäufer dasselbe Interesse
hatte, um ein möglichst geringes Volumen bei der
Feingehaltsbestimmung zu erreichen. Bei jeder Transaktion wird also
eifrig gebürstet und gewischt worden sein ...
Ähhh, reality check, please! Jetzt fängst Du irgendwie an, die
"Bodenhaftung zu verlieren". Zu dumm - man merkt Dir hier den
"Schreibtischgelehrten" leider an. ;-(

Okay, Hilfe vom _Praktiker_ naht... ;-)

a) Du solltest Dir mal _abgenutzte_ antike Goldmünzen *angucken*, und
zwar unter einem Mikroskop bei ca. 50-facher Vergrößerung (auch eine
gute 30er Lupe sollte reichen). Dann wirst Du erkennen, daß die
Abnutzung _nicht_ von einem "Putzfimmel" herrührt, sondern es viele,
viele, viele Schrammen sind. "Überlagert" ist dann allenfalls noch
(wegen des wie gesagt extrem hohen Feingehaltes allerdings nur
minimal!) eine "samtartige" Korrosion. Aber wären die Münzen in der
Antike laufend geputzt worden, sähen sie völlig anders aus.

b) Guckst Du Dir im Supermarkt jeden Euro-Schein _genau_ an? So war das
in der Antike im Alltag auch.
Post by Ralf Kusmierz
Man wird sich den Ablauf im Fernhandel wohl so vorzustellen haben,
daß ein Händler, der Waren gegen Gold erwerben wollte, wohl zunächst
sein Gold bei den lokalen Bankiers und Münzhändlern gegen lokale
Währung
Diese Leute hießen "Wechsler".
Post by Ralf Kusmierz
oder Banknoten
Au weia! ;-(

Banknoten gab's nicht. Die einzige Form "bargeldlosen Zahlungsverkehrs"
gab's in der Antike in Ägypten - "Getreidezertifikate". Ein Nilbauer
lieferte am Ort A soundsoviel Getreide im Lager ab und bekam dafür eine
gesiegelte Quittung. Mit der konnte er dann, viele hundert Meilen weg in
irgendeinem anderen Depot dieselbe Menge und Qualität Getreide bekommen.

Diese Urkunden waren "Geld wert", da sie nicht personengebunden waren.
Frühe Form(!) von "Papiergeld"; denn es ist plausibel zu vermuten(! -
allerdings fehlen Hinweise in schriftlichen Quellen, die sich aber eh
nicht allzusehr mit dem *Alltagsleben* befaßten), daß man mit diesen
Zertifikaten auch "sonstige Zahlungen" abwickelte: "Also, Tutmosis, ich
schulde Dir noch soundsoviel Silber - ich habe hier aber nur ein
Getreidezertifikat über soundsoviel Scheffel, das ist in Silber genau
dasselbe wert. Nimmst Du das als Ersatz?" Tutmosis konnte das dann
vielleicht jemandem geben, von dem er wußte, daß er sich bald mal
Getreide "richtig kaufen" muß, damit seine Familie nicht verhungert. :-)
Post by Ralf Kusmierz
getauscht und dann mit diesen, die dann nicht
mehr besonders geprüft wurden, die Anbieter bezahlt hat. Die
Münzprüfung wird also in den Händen von Spezialisten gelegen haben.
Richtig.

Geldwechsler war ein hochqualifizierter (allerdings in der Öffentlich-
keit schlecht angesehener) Beruf. Denn die betrogen auch Unerfahrene
oft, indem sie ihnen einredeten, daß ihr (in Wirklichkeit gutes) Geld
gar nicht sooo gut sei...
Post by Ralf Kusmierz
normalerweise transportieren Kaufleute überwiegend nur Waren und
betreiben damit Tauschhandel, was heißt, das sie wohl bei den lokalen
Banken jeweils laufende Konten geführt haben dürften - physische
Geldtransporte sollten nur für den Alltagsbedarf und zum Ausgleich
von Saldendifferenzen erforderlich gewesen sein.)
Nein. Wir sprechen hier über die Antike (speziell Rom und Byzanz). Beide
Staaten hatten eine negative Handelsbilanz, d.h. _deutlich mehr Importe_
(Luxusgüter wie Bernstein und Edelfelle aus dem Norden; Gewürze, Seide,
Delikatessen, Kunstgegenstände, ... aus dem Osten) als Exporte (z.B.
Wein, ggf. Sklaven und Getreide). Zur Bezahlung diente _ausschließlich_
Gold, dieses erstaunlicherweise fast immer in Münzform (man hätte ja
auch Roh-Barren nehmen können). Der Hintergrund war wahrscheinlich, daß
man ja unterwegs auch Zoll bezahlen mußte, und deshalb die "kleine
Stückelung" brauchte. Wie ich hier schon schrieb: Am "Zielort" (Indien/
China/...) nützten die MÜNZEN dann nix mehr - sie wurden umgeschmolzen.

Oder man machte es wie die Kushana: die stellten Münzen her, die - im
Unterschied zu den Römischen mit ihrer "fremden, 'westlichen' Ideologie"
- das ästhetische Empfinden der Inder befriedigten und deshalb "als
solche" akzeptiert wurden. Sie finden sich noch heute in buddhistischen
oder hinduistischen Tempel-/Klosterschätzen, neben den "rein indischen"
der Gupta-Dynastie...
Post by Ralf Kusmierz
Gruß aus Bremen
Ralf
So long...
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GCC dpu- s:++ C++$ a++ N+++ w-- PS++ PE- Y++ PGP+++ tv- b++ e+++ h- r++ y++**
"Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus." (Art. 20 Abs. 2 Satz 1 Grundgesetz
der Bundesrepublik Deutschland). Nur leider geht sie vom Volk weg und kommt
nie mehr zurück. ("D5D" am 02.08.2005 im Heise-Forum)
Frank Markopoulos
2006-07-25 17:25:00 UTC
Permalink
Post by Ralf Kusmierz
Feingold (999) war wohl kaum mit vernünftigem Aufwand herstellbar -
Doch! :-)
Post by Ralf Kusmierz
die Kuppellation könnte bekannt gewesen sein, aber wohl nur als
analytisches Nachweisverfahren, nicht als metallurgisches
Produktionsverfahren.
Zementation bei Gold. Kupellation bei Silber. Als PRODUKTIONSverfahren
für Münzgeld (allerdings wohl auch nur dafür, solange auf reinste
Legierungen Wert gelegt wurde - sicher nicht für "Alltagssilber").
Post by Ralf Kusmierz
Das Gegenteil ist aus mehreren Gründen richtig: Sehr weich ist nur
ziemlich reines Feingold - bereits geringe und in der Praxis
unvermeidliche Cu-Legierungsanteile härten es schon deutlich,
Aber erst ab 2...5 Promille, oder liege ich da falsch?! Und manches
antikes Münzgold hat kaum 200 ppm Cu-Anteil und vielleicht 500 ppm Ag
(Mikrosonden-Methode). Also bei naßchemischer Analyse wäre das sogar
heute noch: "REINES Gold" (was steht auf meinem Degussa-Barren: "999",
also darf da auch ein Promille "sonstwas" drin sein...).
Post by Ralf Kusmierz
daher stellt sich die Frage so eigentlich nicht. Nur gab es damals gar
keinen Bedarf für sehr verschleißfeste Münzen: es war einfach nicht
üblich, sie so wie heute ständig mit sich herumzuschleppen.
Mein Reden.

Bis sich das in byzantinischer Zeit dann änderte. :-)
Post by Ralf Kusmierz
Wie schon berichtet, war Metall allgemein und insbesondere Edelmetall
relativ sehr viel wertvoller als heute, geradezu exorbitant teuer.
Goldmünzen wurden also normalerweise nicht mit sich herumgeschleppt,
um damit in der Taverne Wein, Brot, Fleisch und Übernachtung zu
bezahlen,
Dafür langten die _kleinsten_ Kupfer- und ggf. Silbermünzen. Lies
einfach Deinen Petronius noch mal... :-)
Post by Ralf Kusmierz
sondern lag wohlverwahrt in Kisten und Tresoren oder auf
der Bank (ähnlich wie die goldenen Gedenkmünzen der Deutschen
Bundesbank, die normalerweise auch niemand anfaßt, aber auch
Bullion-Coins ohne Sammlerinteresse wie z. B. Kruegerrands schleppt
man normalerweise nicht mit sich herum, sondern nur zum Verkauf aus
dem Bankschließfach). Abrieb war also wenig zu besorgen.
ACK! Für die Hochantike hast Du damit "rechter als recht". Aber Byzanz
war schon was besonderes... ;-)
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Und wie wurde die Goldqualität damals beurteilt/sichergestellt?
Für metallurgische Zwecke wird man wohl auch schon in der Antike die
quantitative Analyse herangezogen haben - die Kupellation wird zwar
mW erst bei Agricola beschrieben, dürfte aber auch in der Antike
bekannt gewesen sein
Meinst Du mit Kupellation das, was ich als "Zementation" kenne? (Also
Chloridbildung der nichtedlen Anteile, die dann von dem umgebenden Ton/
Sand aufgesaugt wurden, so daß nur das Gold übrig blieb...)
Post by Ralf Kusmierz
- würde mich wundern, wenn man dort Scheide- und
Königswasser nicht gekannt haben sollte,
Hat man wohl eher _so_ nicht gekannt. Wo soll die Salpetersäure
hergekommen sein? Okay, ich habe von "Chemie in der Antike" leider keine
allzu große Ahnung... Machst Du mich schlauer?
Post by Ralf Kusmierz
ferner kann man Gold auch amalgamieren (überliefertes
Aufbereitungsverfahren)
Das war in der Antike definitiv üblich. ABer nicht für die Herstellung
von Münzmetall.
Post by Ralf Kusmierz
oder mit Cyanidlauge abtrennen.
Jein.

Das "Weißkochen" der Billonmünzen erforderte Cyanidlauge (_nicht_ aber
die elektrolytische(!) Versilberung, die man damals in der Tat schon
beherrscht hat - BTW: das war eine reine Zufallsentdeckung, nix
"Außerirdische" a la Däniken); aber ob man's auch für die Goldtrennung
benutzt hat?!
Post by Ralf Kusmierz
(Frage an die Archäologen: wurden
entsprechende Produktionsstätten nachgewiesen?)
Jein. Aus dem Umfeld der Münzstätte von Antiochia ist diese "Batterie"
(mit Anschlußkabel - bitte nur Essig einfüllen, und es liegen 2 Volt an!
;-) und die Galvanik-Schale bekannt: 3. Jh. u.Z. - und voll passend zum
numismatischen Befund dort.
Post by Ralf Kusmierz
Die Echtheitsprüfung lief vermutlich über die Dichtebestimmung
Nein - ich vermute zusammen mit Moesta/Franke "nur" den "guten alten"
Prüfstein - unter "südlicher Sonne" sind bis 93% Feingehalt die
Farbunterschiede _deutlichst_ zu sehen.
Post by Ralf Kusmierz
(wobei ich nicht weiß, wie die Volumenbestimmung vorgenommen wurde,
die ist nämlich nicht ganz einfach - geht aber evtl., indem man den
Prüfling in ein randvoll mit Wasser oder besser Olivenöl gefülltes
Gefäß gleiten läßt und die über eine Ausgußnase abgelaufene
Flüssigkeitsmenge wiegt).
Das machte man bei GROSZOBJEKTEN sicher so - aber nicht bei Münzlein...
Post by Ralf Kusmierz
Das Problem bei EDX ist, daß es nur an der Oberfläche mißt.
Wenn es keine "plattierten" Münzen sind - null Problemo, wie Alf hier
sagen würde. Außerdem arbeitet man gerade bei Münzen eher mit Quarglas-
Abrieben, wobei man an der winzigen (mit bloßem Auge eh nicht sicht-
baren) Stelle letztlich "tiefer" kommt, als mit dem Elektronenstrahl.
Post by Ralf Kusmierz
In die Tiefe kann man z. B. mit Neutronenstrahlbeugung kommen, aber
das ist ziemlich aufwendig - ich weiß nicht, ob es bei antiken Münzen
gemacht wird.
Ja. In _besonderen Ausnahmefällen_.

Ich glaube, Du solltest das in meinem anderen Artikel angegebene (echt
tolle!) Buch UNBEDINGT mal lesen ... dann reden wir hier weiter. Ich
glaube, da Du von Chemie/Metallurgie mehr Ahnung hast als ich, merkst Du
ggf. eher, wo Moesta/Franke schief liegen. Ansonsten sind die Beispiel-
Ergebnisse von realen Münzen sicher höchst interessant für Dich. Inkl.
massenspektrometrischer "Vollanalyse" auf _alle_ Spurenelemente eines
Nero-Aureus. Wie ich oben schrieb: letztlich besteht der für "normale"
Analysemethoden aus "100%" Gold (der "heftigste" Fremdbestandteil sind
1500 ppm Ag, 200 ppm Fe und lächerliche 125 ppm Cu - also 2 Promille
"Nichtgoldiges". ;-)
Post by Ralf Kusmierz
Gruß aus Bremen
Ralf
So long...
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Mein Motto: "Einziger Grund, warum ich kein Kommunist bin: die Kommunisten.
Der Grund, warum ich kein Christ bin: das Christentum." -Karlheinz Deschner
GCC dpu- s:++ C++$ a++ N+++ w-- PS++ PE- Y++ PGP+++ tv- b++ e+++ h- r++ y++**
Jürgen Clade
2006-07-26 05:55:34 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Meinst Du mit Kupellation das, was ich als "Zementation" kenne? (Also
Chloridbildung der nichtedlen Anteile, die dann von dem umgebenden Ton/
Sand aufgesaugt wurden, so daß nur das Gold übrig blieb...)
Da geht einiges durcheinander: "Zementation" bedeutet, daß ein edles
Metall, das in Form eines Salzes (z.B. als Chlorid, wenn man
Königswasser verwendet hat) in gelöster Form vorliegt, an einem in die
Lösung eingetauchten unedlen Metall abgeschieden wird. "Kupellation"
bedeutet, daß man ein Edelmetall mit Blei legiert und die Legierung dann
oxidiert. Zur Oxidation verwendet man eine sog. "Sandkapelle", auch
"Sandkupelle" geschrieben, die das entstehende Bleioxid aufsaugt. Das
Edelmetall bleibt dann am Schluß übrig. Daneben gibt es auch noch die
"Digestion", bei der man eine Legierung mit einer Flüssigkeit behandelt,
die nur bestimmte Metalle aus ihr herauslöst. Salpetersäure
beispielsweise löst aus einer Au/Ag-Legierung nur das Silber, während
das Gold als Rückstand zurückbleibt (sieht zunächst ziemlich häßlich
aus, bildet nämlich einen dunkelbraunen Schlamm - erst beim Glühen
wird´s dann richtig "golden"). Deshalb nannte man Salpetersäure früher
auch "Scheidewasser".
Post by Frank Markopoulos
Post by Ralf Kusmierz
- würde mich wundern, wenn man dort Scheide- und
Königswasser nicht gekannt haben sollte,
Hat man wohl eher _so_ nicht gekannt. Wo soll die Salpetersäure
hergekommen sein? Okay, ich habe von "Chemie in der Antike" leider keine
allzu große Ahnung... Machst Du mich schlauer?
Man kann eine ganze Reihe Chemikalien mit ziemlich einfachen Methoden
herstellen: Schwefelsäure erhält man, indem man natürlich vorkommenden
Vitriol (Eisensulfat-heptahydrat, FeSO4*7H2O) einfach trocken
destilliert. Salpetersäure erhält man, indem man natürlich vorkommenden
Salpeter (Kaliumnitrat, KNO3) mit Schwefelsäure behandelt und
anschließend destilliert. Die Ausgangsmaterialien waren in der Antike
verfügbar, und die Technik dürfte antike Fähigkeiten auch nicht
übersteigen (wobei ich nicht weiß, wie gut man in der Antike schon
destillieren konnte - oder ist das eine Erfindung des Mittelalters?).
Post by Frank Markopoulos
Post by Ralf Kusmierz
ferner kann man Gold auch amalgamieren (überliefertes
Aufbereitungsverfahren)
Das war in der Antike definitiv üblich. ABer nicht für die Herstellung
von Münzmetall.
Post by Ralf Kusmierz
oder mit Cyanidlauge abtrennen.
Jein.
Das "Weißkochen" der Billonmünzen erforderte Cyanidlauge (_nicht_ aber
die elektrolytische(!) Versilberung, die man damals in der Tat schon
beherrscht hat - BTW: das war eine reine Zufallsentdeckung, nix
"Außerirdische" a la Däniken); aber ob man's auch für die Goldtrennung
benutzt hat?!
Zementation (s.o.) funktioniert nach demselben Prinzip, aber man
benötigt kein galvanisches Element (gelöstes Salz und unedles Metall
reagieren elektrochemisch gewissermaßen im "Kurzschluß"). Die
Zementation eignet sich aber nicht zur Versilberung oder Vergoldung,
weil die Edelmetallschicht nicht auf dem unedlen Metall haftet, sondern
als "Schwamm" davon abfällt. Fest haftende Schichten erfordern
sorgfältiger kontrollierte Bedingungen, eben Galvanik.

[...]
Post by Frank Markopoulos
Post by Ralf Kusmierz
Die Echtheitsprüfung lief vermutlich über die Dichtebestimmung
Nein - ich vermute zusammen mit Moesta/Franke "nur" den "guten alten"
Prüfstein - unter "südlicher Sonne" sind bis 93% Feingehalt die
Farbunterschiede _deutlichst_ zu sehen.
Ah - also doch die gute, alte Strichfarbe.

MfG,
Jürgen
Frank Markopoulos
2006-07-26 19:04:00 UTC
Permalink
Post by Jürgen Clade
Post by Frank Markopoulos
Meinst Du mit Kupellation das, was ich als "Zementation" kenne?
(Also Chloridbildung der nichtedlen Anteile, die dann von dem
umgebenden Ton/ Sand aufgesaugt wurden, so daß nur das Gold übrig
blieb...)
Da geht einiges durcheinander: "Zementation" bedeutet, daß ein edles
Metall, das in Form eines Salzes (z.B. als Chlorid, wenn man
Königswasser verwendet hat) in gelöster Form vorliegt, an einem in
die Lösung eingetauchten unedlen Metall abgeschieden wird.
Ähhh, ja, ähhh... ;-)

Ich bezog mich auf das angegebene Fachbuch von Moesta/Franke.

Und ich hatte mich schon gewundert, daß dort das Wording genau dem
entspricht, was ich so als dunkle Erinnerung an meine Schulzeit kannte.

(In der "DDR" mag vieles schlecht gewesen sein - auch und gerade am
Schulsystem, wie "Staatsbürgerkunde" und ähnlicher Ideologie-Dreck -
aber an sich lernte man dort mehr als in der BRD üblich. Und wir hatten
in der Penne einen Lehrer für Geschichte, Chemie und Latein [komische
Kombination, gelle?!], der hatte ein Hobby, an dem er uns auch teilhaben
ließ: Georgius Agricola "De re metallica" - das fiel in alle drei
Fächer, und wir Pennäler fanden das damals auch mächtig spannend, diese
Bergwerksgeschichte - an der man "DDR-isch" "natürlich" vor allem auch
"die Ausbeutung der Bergleute durch unmenschliche Arbeitsbedingungen" so
schön belegen konnte...)

Und ich kenne das in der Tat so: Eine Silber-Gold-Legierung wird durch
"Zementation" im Feingehalt erhöht. Die Rohlegierung wird dazu in Form
feiner Körnchen oder dünner Bleche mit Eisensulfat, Kochsalz und
Ziegelmehl erhitzt. Dabei bildet sich dann Silberchlorid, welches
schmilzt und vom Ziegelmehl wie ein Schwamm aufgesogen wird, während das
Gold nicht angegriffen wird und anschließend nach nochmaligem
Umschmelzen in deutlich reinerer Form vorliegt. _Das_ Verfahren - kann
man fest annehmen - war das in der Antike *üblichste*. Vollkommen
"trocken", also keine "Naßchemie"...

[Kupellation - ACK! In der Antike das übliche Silbergewinnungsverfahren,
von Dir korrekt beschrieben!]
Post by Jürgen Clade
Man kann eine ganze Reihe Chemikalien mit ziemlich einfachen Methoden
herstellen: Schwefelsäure erhält man, indem man natürlich
vorkommenden Vitriol (Eisensulfat-heptahydrat, FeSO4*7H2O) einfach
trocken destilliert. Salpetersäure erhält man, indem man natürlich
vorkommenden Salpeter (Kaliumnitrat, KNO3) mit Schwefelsäure
behandelt und anschließend destilliert.
Ooops, wieder was gelernt. Danke. Langsam kommt mein Chemieunterricht
von vor ca. 40 Jahren wieder ... so gaaanz langsam... ;-)
Post by Jürgen Clade
Die Ausgangsmaterialien waren
in der Antike verfügbar, und die Technik dürfte antike Fähigkeiten
auch nicht übersteigen (wobei ich nicht weiß, wie gut man in der
Antike schon destillieren konnte - oder ist das eine Erfindung des
Mittelalters?).
Mift! ;-( Wo ist mein "Neuburger" ("Die Technik des Altertums")
abgeblieben? Ach, den hat ja Bernd... sonst hätte ich jetzt nachgeguckt.
Aber ich _glaube_, Destillation hat man beherrscht, ja...

Wer weiß es hierzugroup genauer?
Post by Jürgen Clade
Ah - also doch die gute, alte Strichfarbe.
Einfach und wirkungsvoll, und für die Praxis vollkommen ausreichend. :-)
Post by Jürgen Clade
MfG,
Jürgen
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Gott haßt die Juden und wird sie immer hassen. [...] Es ist die Pflicht
der Christen, die Juden zu hassen. Je mehr wir Christus lieben, desto mehr
müssen wir die Juden bekämpfen, die ihn hassen.
(der "Heilige" und "Kirchenlehrer" Chrysostomos; um 350...407 u.Z.)
Jürgen Clade
2006-07-27 08:00:29 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
(In der "DDR" mag vieles schlecht gewesen sein - auch und gerade am
Schulsystem, wie "Staatsbürgerkunde" und ähnlicher Ideologie-Dreck -
aber an sich lernte man dort mehr als in der BRD üblich. Und wir hatten
in der Penne einen Lehrer für Geschichte, Chemie und Latein [komische
Kombination, gelle?!], der hatte ein Hobby, an dem er uns auch teilhaben
ließ: Georgius Agricola "De re metallica" - das fiel in alle drei
Fächer, und wir Pennäler fanden das damals auch mächtig spannend, diese
Bergwerksgeschichte - an der man "DDR-isch" "natürlich" vor allem auch
"die Ausbeutung der Bergleute durch unmenschliche Arbeitsbedingungen" so
schön belegen konnte...)
Die Fachausbildung war meines Wissens gar nicht sooo schlecht "drüben",
aber ich habe da keine einschlägigen Erfahrungen, bin gebürtiger Wessi...

Aber "De re metallica" ist schon eindrucksvoll, ist kürzlich mal auf
Deutsch neu erschienen.
Post by Frank Markopoulos
Und ich kenne das in der Tat so: Eine Silber-Gold-Legierung wird durch
"Zementation" im Feingehalt erhöht. Die Rohlegierung wird dazu in Form
feiner Körnchen oder dünner Bleche mit Eisensulfat, Kochsalz und
Ziegelmehl erhitzt. Dabei bildet sich dann Silberchlorid, welches
schmilzt und vom Ziegelmehl wie ein Schwamm aufgesogen wird, während das
Gold nicht angegriffen wird und anschließend nach nochmaligem
Umschmelzen in deutlich reinerer Form vorliegt. _Das_ Verfahren - kann
man fest annehmen - war das in der Antike *üblichste*. Vollkommen
"trocken", also keine "Naßchemie"...
Wie der Prozeß funktioniert, wird mir schon klar - aber ich hätte das
nicht als "Zementation" bezeichnet. Letzterer Begriff bezeichnet
eigentlich naßchemische Methoden, beispielsweise in der Kupfergewinnung
(Lösen von Rohkupfer in Schwefelsäure, danach Ausfällen durch Zugabe von
Eisenschrott) oder auch unsere Labormethode, aus Silberchlorid das
Silber wiederzugewinnen (mit Zinkpulver mischen und in Salzsäure kochen;
gibt Zinkchlorid-Lösung und metallisches Silber).
Post by Frank Markopoulos
Post by Jürgen Clade
Man kann eine ganze Reihe Chemikalien mit ziemlich einfachen Methoden
herstellen: Schwefelsäure erhält man, indem man natürlich
vorkommenden Vitriol (Eisensulfat-heptahydrat, FeSO4*7H2O) einfach
trocken destilliert. Salpetersäure erhält man, indem man natürlich
vorkommenden Salpeter (Kaliumnitrat, KNO3) mit Schwefelsäure
behandelt und anschließend destilliert.
Ooops, wieder was gelernt. Danke. Langsam kommt mein Chemieunterricht
von vor ca. 40 Jahren wieder ... so gaaanz langsam... ;-)
Die trockene Destillation von Eisenvitriol wurde laut Berzelius im 18.
Jahrhundert "großtechnisch" (für die damaligen Verhältnisse) in
Nordhausen im Harz praktiziert. Das Produkt, konzentrierte
Schwefelsäure, hieß "Nordhäuser Vitriolöl".

MfG,
Jürgen
Frank Markopoulos
2006-07-27 17:22:00 UTC
Permalink
Post by Jürgen Clade
Post by Frank Markopoulos
Und ich kenne das in der Tat so: Eine Silber-Gold-Legierung wird
durch "Zementation" im Feingehalt erhöht. Die Rohlegierung wird dazu
in Form feiner Körnchen oder dünner Bleche mit Eisensulfat, Kochsalz
und Ziegelmehl erhitzt. Dabei bildet sich dann Silberchlorid,
welches schmilzt und vom Ziegelmehl wie ein Schwamm aufgesogen wird,
während das Gold nicht angegriffen wird und anschließend nach
nochmaligem Umschmelzen in deutlich reinerer Form vorliegt. _Das_
Verfahren - kann man fest annehmen - war das in der Antike
*üblichste*. Vollkommen "trocken", also keine "Naßchemie"...
Wie der Prozeß funktioniert, wird mir schon klar - aber ich hätte das
nicht als "Zementation" bezeichnet. Letzterer Begriff bezeichnet
eigentlich naßchemische Methoden
Komisch: Ich habe diese Begrifflichkeit in der DDR so gelernt; auch in
meinem ollen DDR-Konversationslexikon steht's so wie oben, und in dem
1995 erschienenen Fachbuch zur Metallurgie und antiken Münzprägung
ebenfalls.

Deswegen fragte ich hier ja, ob es da vielleicht mittlerweile neue
fachwissenschaftliche Bezeichnungen gibt, denn das "Zementation" klingt
in der Tat recht altertümlich.
Post by Jürgen Clade
MfG,
Jürgen
So long...
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--
Manchmal denke ich, einige Sachen gab es nirgendwo, weil irgendjemand irgendwo
soviel davon nahm, wie er konnte, weil er befürchtete, daß es irgendwann davon
nirgendwo mehr irgendwas gibt, weil das andere auch so machen.
(***@web.de am 23.05.03 in daf.DDR zu gewissen DDR-Gepflogenheiten)
Jürgen Clade
2006-07-28 05:11:17 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Komisch: Ich habe diese Begrifflichkeit in der DDR so gelernt; auch in
meinem ollen DDR-Konversationslexikon steht's so wie oben, und in dem
1995 erschienenen Fachbuch zur Metallurgie und antiken Münzprägung
ebenfalls.
Deswegen fragte ich hier ja, ob es da vielleicht mittlerweile neue
fachwissenschaftliche Bezeichnungen gibt, denn das "Zementation" klingt
in der Tat recht altertümlich.
Ich habe extra nochmal in meinem Holleman-Wiberg (ein Standardwerk unter
den Lehrbüchern der Anorganischen Chemie) nachgeschaut, und der kennt
"Zementation" nur im Zusammenhang mit der Kupfergewinnung (Abscheidung
aus Kupfersulfat*lösung* mit Eisenschrott). Auch im Studium habe ich
unter "Zementation" immer nur die Abscheidung edler Metalle aus Lösungen
mit unedlen Metallen kennengelernt. Ob das in der DDR anders war (was
ich nicht glaube), schaue ich heute abend gerne nochmal nach - ich habe
auch das "Anorganikum" und das Lehrbuch von Lothar Kolditz.

MfG,
Jürgen
Jürgen Clade
2006-07-26 05:22:50 UTC
Permalink
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Da hätte ich als Chemiker mal eine Frage: Wurde tatsächlich "feinstes"
Gold verwendet?
Feingold (999) war wohl kaum mit vernünftigem Aufwand herstellbar -
die Kuppellation könnte bekannt gewesen sein, aber wohl nur als
analytisches Nachweisverfahren, nicht als metallurgisches
Produktionsverfahren.
Es ist sehr einfach, sehr reines Gold herzustellen - auch ausschließlich
mit in der Antike verfügbaren Mitteln. Und daß die Münzen tatsächlich
kräftig abgenutzt wurden, habe ich bei Frank gerade gelesen.
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Ich würde das für Umlaufmünzen für ziemlich ungeeignet
halten (zu weich; die Münzen dürften sich ziemlich schnell abnutzen).
Das Gegenteil ist aus mehreren Gründen richtig: Sehr weich ist nur
ziemlich reines Feingold - bereits geringe und in der Praxis
unvermeidliche Cu-Legierungsanteile härten es schon deutlich, daher
stellt sich die Frage so eigentlich nicht. Nur gab es damals gar
keinen Bedarf für sehr verschleißfeste Münzen: es war einfach nicht
üblich, sie so wie heute ständig mit sich herumzuschleppen.
Nach Franks Angaben bestanden die Solidi bis ins 10. Jahrhundert
tatsächlich aus reinem Gold. Man muß schon relativ viel Kupfer
zulegieren, um die Münzen einigermaßen verschleißarm zu machen - zu
Kaisers Zeiten hier in Deutschland verwendete man beispielsweise 90 % Au
und 10 % Cu.

[...]
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Und wie wurde die Goldqualität damals beurteilt/sichergestellt?
1. bei der Verarbeitung - Herstellung der Legierung für die Zaine,
Wareneingangskontrolle beim Erz- oder Bruchgoldeinkauf,
2. Echtheitsprüfung von Münzen und Barren.
Für metallurgische Zwecke wird man wohl auch schon in der Antike die
quantitative Analyse herangezogen haben - die Kupellation wird zwar mW
erst bei Agricola beschrieben, dürfte aber auch in der Antike bekannt
gewesen sein - würde mich wundern, wenn man dort Scheide- und
Königswasser nicht gekannt haben sollte, ferner kann man Gold auch
amalgamieren (überliefertes Aufbereitungsverfahren) oder mit
Cyanidlauge abtrennen. (Frage an die Archäologen: wurden entsprechende
Produktionsstätten nachgewiesen?)
Scheidewasser kannte man meines Wissens bereits in der Antike, und
gerade das macht die Herstellung von sehr reinem Gold sehr einfach. Die
Cyanidlaugerei ist meines Wissens erst neueren Datums.
Post by Ralf Kusmierz
Die Echtheitsprüfung lief vermutlich über die Dichtebestimmung (wobei
ich nicht weiß, wie die Volumenbestimmung vorgenommen wurde, die ist
nämlich nicht ganz einfach - geht aber evtl., indem man den Prüfling
in ein randvoll mit Wasser oder besser Olivenöl gefülltes Gefäß
gleiten läßt und die über eine Ausgußnase abgelaufene
Flüssigkeitsmenge wiegt). Die Prüfung konnte sich dabei in der Regel
wohl darauf beschränken, eine Totalfälschung (Blei- oder Silberkern)
auszuschließen, der Metallgehalt selbst war wohl durch die Prägung
garantiert, denn es ist nicht besonders sinnvoll für Betrüger,
Fälschungen aus einer nur geringfügig schlechteren Legierung
herzustellen, denn man muß deutlich mehr als die Herstellungskosten
erlösen. (Bleifälschungen dürften im übrigen schon bei der Klangprobe
auffallen.) Gewogen wurden Münzen ohnehin routinemäßig, weil sich der
Wert nach dem Gewicht bestimmte.
Eine solche Dichtebestimmung wäre aber zur Kontrolle der Münzqualität
*viel* zu ungenau. Berzelius beschreibt in seinem Lehrbuch von 1836
neben der naßchemischen Analyse auch Schnelltests zur Härte- und
Strichfarbebestimmung, aber ich weiß nicht, wie lange diese Verfahren
bekannt und in Gebrauch sind.
Post by Ralf Kusmierz
Eine Tabelle oder Graphik, die die Dichte von Goldlegierungen abhängig
von Legierungsanteilen angibt, würde mich auch mal interessieren. Kann
man einfach die rechnerischen Atomvolumina addieren?
Die reinen Münzmetalle (Cu, Ag, Au) kristallisieren
kubisch-flächenzentriert, und meines Wissens wird das Kupfer in
Au/Cu-Legierungen einfach statistisch eingebaut. Es müßte sich also
etwas über die Veränderung der Gitterkonstante in Abhängigkeit vom
Cu-Gehalt sagen lassen.
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Gibt es
moderne analytische Untersuchungen zur genauen Zusammensetzung antiker
Münzen (beispielsweise EDX, funktioniert zerstörungsfrei)?
Das Problem bei EDX ist, daß es nur an der Oberfläche mißt. In die
Tiefe kann man z. B. mit Neutronenstrahlbeugung kommen, aber das ist
ziemlich aufwendig - ich weiß nicht, ob es bei antiken Münzen gemacht
wird.
Bei antiken Münzen würde ich davon ausgehen, daß der Schrötling aus
einheitlichem Material besteht. Außerdem hat auch EDX eine nicht
unbeträchtliche Eindringtiefe: Bei den alten Pfennigstücken der
Bundesrepublik hat man immer auch das Eisen durch die Kupfer- bzw.
Messingauflage "durchschimmern" sehen.

MfG,
Jürgen
Ralf Kusmierz
2006-07-26 14:44:18 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Jürgen Clade
Es ist sehr einfach, sehr reines Gold herzustellen
Da frage ich mich dann, warum man beim Verkauf von Bruchgold so hohe
Abschläge akzeptieren muß. (Das Schmelzen (und Gießen) ist mit Hilfe
von haushaltsüblichen Keramikbrennöfen kein Problem, aber die - Du
nanntest es "Digestion" - ist doch eine ziemlich üble Sauerei, und ich
kriege garantiert massig Ärger, wenn ich versuche, über einen
Internetversandhandel einen 5-Liter-Kanister rauchende Salpetersäure
zu erwerben ... nein, ich habe keinen aufzuarbeitenden Piratenschatz
unter dem Bett liegen ;-) )
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Das Gegenteil ist aus mehreren Gründen richtig: Sehr weich ist nur
ziemlich reines Feingold - bereits geringe und in der Praxis
unvermeidliche Cu-Legierungsanteile härten es schon deutlich, daher
stellt sich die Frage so eigentlich nicht. Nur gab es damals gar
keinen Bedarf für sehr verschleißfeste Münzen: es war einfach nicht
üblich, sie so wie heute ständig mit sich herumzuschleppen.
Nach Franks Angaben bestanden die Solidi bis ins 10. Jahrhundert
tatsächlich aus reinem Gold.
Das sollte man evtl. mal überprüfen.
Post by Jürgen Clade
Man muß schon relativ viel Kupfer
zulegieren, um die Münzen einigermaßen verschleißarm zu machen - zu
Kaisers Zeiten hier in Deutschland verwendete man beispielsweise 90 % Au
und 10 % Cu.
Es ist aber nicht notwendig.
Post by Jürgen Clade
Scheidewasser kannte man meines Wissens bereits in der Antike, und
gerade das macht die Herstellung von sehr reinem Gold sehr einfach.
Die Frage ist, wie teuer Salpetersäure war (wobei das nicht *so* im
Vordergrund steht, denn das Produkt war keine Massenware - wer eine
Tonne Gold aufzuarbeiten gehabt hätte (es wäre interessant zu wissen,
wie sich der Weltgoldwürfel über die Zeit entwickelt hat und wie er
regional verteilt war, oder: Wieviel Gold besaß die klassische Antike,
wieviel war das pro Person? Heute hat jeder Bundesbürger ungefähr 100
g (einschl. Bundesbankgold), glaube ich, der Weltgoldwürfel sind ca.
160.000 Tonnen oder 25 g pro Person der Weltbevölkerung im Wert von
ca. 380 Euro), hätte sich wohl auch 10 Tonnen Salpetersäure als
Verbrauchsmaterial dafür leisten können). Ich hätte allerdings ohne
genaue Kenntnis vermutet, daß in der Antike eine wesentliche
Rohstoffquelle das vielfach als Berg- und Flußgold vorkommende
gediegen auftretende Gold verwendet worden wäre und einfach nur
eingeschmolzen, also nicht weiter chemisch raffiniert.

Ein Vorteil des Goldes war ja gerade seine gute Teilbarkeit: man kann
es (mit Eisenwerkzeug) leicht zerschneiden und umschmelzen. Die
Münzprägung entstand doch im wesentlichen aus dem Wunsch, Barrenmengen
davon zu standardisieren und durch "amtliche Stempel" zu beglaubigen,
was insbesondere bei Kleinmengen den Umgang damit ungemein
vereinfacht. (In Afrika ist heute noch und war sicher auch in der
Antike Goldstaub ein gängiges Zahlungsmittel - er wurde mit kleinen
Handwaagen abgewogen. Die mediterranen Großmächte werden sicher auch
aus Afrika relativ viel Gold bezogen haben (gegen welche Ware
eigentlich?).)
Post by Jürgen Clade
Die Cyanidlaugerei ist meines Wissens erst neueren Datums.
Möglich - CN kommt in der Natur nicht so häufig vor und ist relativ
aufwendig zu synthetisieren, und wer das Verfahren entdeckte, hatte
gute Chancen, darüber nicht berichten zu können.
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Die Echtheitsprüfung lief vermutlich über die Dichtebestimmung (wobei
ich nicht weiß, wie die Volumenbestimmung vorgenommen wurde, die ist
nämlich nicht ganz einfach - geht aber evtl., indem man den Prüfling
in ein randvoll mit Wasser oder besser Olivenöl gefülltes Gefäß
gleiten läßt und die über eine Ausgußnase abgelaufene
Flüssigkeitsmenge wiegt). Die Prüfung konnte sich dabei in der Regel
wohl darauf beschränken, eine Totalfälschung (Blei- oder Silberkern)
auszuschließen, der Metallgehalt selbst war wohl durch die Prägung
garantiert, denn es ist nicht besonders sinnvoll für Betrüger,
Fälschungen aus einer nur geringfügig schlechteren Legierung
herzustellen, denn man muß deutlich mehr als die Herstellungskosten
erlösen. (Bleifälschungen dürften im übrigen schon bei der Klangprobe
auffallen.) Gewogen wurden Münzen ohnehin routinemäßig, weil sich der
Wert nach dem Gewicht bestimmte.
Eine solche Dichtebestimmung wäre aber zur Kontrolle der Münzqualität
*viel* zu ungenau.
Erstaunlicherweise nicht - ich hatte es vorgerechnet. Die hohe Dichte
von Gold ist *das* Echtheitskriterium überhaupt, einfach nicht
fälschbar. (W und U waren nicht bekannt, und die Platinmetalle
natürlich auch nicht, alles andere ist mit Abstand leichter.)
Post by Jürgen Clade
Berzelius beschreibt in seinem Lehrbuch von 1836
neben der naßchemischen Analyse auch Schnelltests zur Härte- und
Strichfarbebestimmung, aber ich weiß nicht, wie lange diese Verfahren
bekannt und in Gebrauch sind.
Sie prüfen eben immer nur die Oberfläche - die Dichtebestimmung testet
aber das gesamte Volumen.
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Eine Tabelle oder Graphik, die die Dichte von Goldlegierungen abhängig
von Legierungsanteilen angibt, würde mich auch mal interessieren. Kann
man einfach die rechnerischen Atomvolumina addieren?
Die reinen Münzmetalle (Cu, Ag, Au) kristallisieren
kubisch-flächenzentriert, und meines Wissens wird das Kupfer in
Au/Cu-Legierungen einfach statistisch eingebaut. Es müßte sich also
etwas über die Veränderung der Gitterkonstante in Abhängigkeit vom
Cu-Gehalt sagen lassen.
Mal schauen - die Gitterkonstante (GK) ergibt sich als dritte Wurzel
von Atomgewicht (AG) durch Dichte:

AG Dichte GK
Ni 58,69 8908 0,1875 86,4 %
Fe 55,85 7874 0,1921 88,6 %
Cu 63,55 8920 0,1924 88,7 %
Zk 65,41 7140 0,2092 96,5 %
Au 196,97 19300 0,2169 100,0 %
Ag 107,87 10490 0,2175 100,3 %
Hg 200,59 13579 0,2454 113,1 %
Sn 118,71 7310 0,2532 116,7 %
Pb 207,70 11340 0,2636 121,5 %

Gold und Silber unterscheiden sich praktisch nicht in der
Gitterkonstanten, am nächsten ist Zink, Kupfer weicht schon deutlich
ab und ist dem krz-Eisen viel näher als den Münzmetallen, würde in
diese eingebaut aber wohl weniger dicht erscheinen als elementar, was
den Dichteunterschied zwischen Rein-Gold und legierung noch weiter
vergrößert.
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Das Problem bei EDX ist, daß es nur an der Oberfläche mißt. In die
Tiefe kann man z. B. mit Neutronenstrahlbeugung kommen, aber das ist
ziemlich aufwendig - ich weiß nicht, ob es bei antiken Münzen gemacht
wird.
Bei antiken Münzen würde ich davon ausgehen, daß der Schrötling aus
einheitlichem Material besteht.
Der Schrötling schon - dummerweise kannte man aber einige
Beschichtungs- und Oberflächenbearbeitungstechniken (das galvanische
Beschichten gehörte aber eher nicht dazu, zumindest nicht mit externen
Stromquellen - das ist viel zu ineffektiv und setzt eine sicher noch
nicht vorhandene Technologie voraus - Niederschlag aus
Metallsalzlösungn wäre möglich, ist aber sehr unwahrscheinlich)
entsprechend dem "Weißsieden": nimm beispielsweise einen Schrötling
aus 12- bis 18-karätigem Gold und beize ihn vor dem Prägen längere
Zeit in heißer Säure, dann wird das Kupfer aus der Oberfläche
herausgelöst, und sie erscheint je nach dem Silbergehalt goldgelb oder
weißgolden - nach dem Prägen ist die Oberfläche wieder glatt und
dicht, und ohne Dichtemessung hält jeder eine unabgenutzte Münze für
massiv golden, sie besteht im Strichtest, und das Nachdunkeln bei der
Abnutzung würde man leicht für Verschmutzung halten können. Evtl. kann
man auch Blattgold aufprägen, ich bezweifle aber, daß es mit der
Unterlage beim Prägen verschweißt, und wenn nicht, blättert es sehr
schnell wieder ab, aber wer weiß...
Post by Jürgen Clade
Außerdem hat auch EDX eine nicht
unbeträchtliche Eindringtiefe: Bei den alten Pfennigstücken der
Bundesrepublik hat man immer auch das Eisen durch die Kupfer- bzw.
Messingauflage "durchschimmern" sehen.
Das guckte ja auch ganz gerne hier und da wirklich raus, ferner
befindet sich auf der Auflage oberflächlich Eisenabrieb von den
Prägestempeln.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Frank Markopoulos
2006-07-26 19:40:00 UTC
Permalink
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Nach Franks Angaben bestanden die Solidi bis ins 10. Jahrhundert
tatsächlich aus reinem Gold.
Das sollte man evtl. mal überprüfen.
Ich muß den Angaben im Moesta/Franke vertrauen. Aber die Goldfarbe *ist*
schon im direkten Vergleich recht deutlich - "fast rein". ;-)
Post by Ralf Kusmierz
Wieviel Gold besaß die klassische Antike, wieviel war das pro Person?
Deutlich weniger als heute. Trotz der wenigen Menschen.

In Indien war das anders...
Post by Ralf Kusmierz
Die hohe Dichte
von Gold ist *das* Echtheitskriterium überhaupt, einfach nicht
fälschbar. (W und U waren nicht bekannt, und die Platinmetalle
natürlich auch nicht, alles andere ist mit Abstand leichter.)
Ich habe hier eine "Silber"-Münze (Antoninian des Gordian III, 238-244
u.Z.), die bei einer EDX-Analyse offenbarte, daß da ca. 20% _Pt_ als
"Verunreinigung" drin sind (man merkt's: das Stück hat eine auffällig
hohe Dichte). Das konnte man in der Antike nicht trennen. "Platin" =
"falsches Silberchen". ;-)
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Bei antiken Münzen würde ich davon ausgehen, daß der Schrötling aus
einheitlichem Material besteht.
Der Schrötling schon - dummerweise kannte man aber einige
Beschichtungs- und Oberflächenbearbeitungstechniken (das galvanische
Beschichten gehörte aber eher nicht dazu, zumindest nicht mit
externen Stromquellen
Doch.
Post by Ralf Kusmierz
- das ist viel zu ineffektiv und setzt eine sicher noch nicht
vorhandene Technologie voraus
Die Apparatur ist gefunden worden. :-)

Däniken hat da sonstwas dazu erzählt (logo! ;-), es ändert aber nix am
FAKT.
Post by Ralf Kusmierz
- Niederschlag aus
Metallsalzlösungn wäre möglich, ist aber sehr unwahrscheinlich)
Nööö, das war das "normale" "Weißsieden" der Inflations-Antoniniane am
Anfang der zweiten Hälfte des 3. Jh. u.Z.

Und da kann man die "normal" (Niederschlag aus Metallsalzlösungen)
"weißgesiedeten" Stücke (Cyanidlauge?! - ich habe das jetzt nicht mehr
so 100% im Kopf, wie das Verfahren genau ging...) schon *deutlich* von
denen der _einzigen_ Münzstätte im Römerreich unterscheiden, wo das
galvanische Verfahren zur Anwendung gelangte, nämlich Antiochia
(zwischen etwa 260 und 280 u.Z.). Die Oberfläche ist in Antiochia immer
*absolut gleichmäßig-spiegelglänzend*, während die Silberschichten der
"normal" "weißgesiedeten" Stücke stets rauh und "grisselig" aussehen.
Ein Kenner sieht das auf den ersten Blick.
Post by Ralf Kusmierz
Gruß aus Bremen
Ralf
So long...
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Da kommt der fünfte Punkt und der sechste Punkt, kommen sicherlich die Fragen:
gleichge-, nicht gleichgeschl-, sondern ob ich auch... äh... äh... Asylgründe
schaffe außerhalb der politischen und der rassistischen Verfolgung, also auch
Gründe... äh... wenn - aus - wenn [...] (Herr stOIber sieht voll durch)
Jürgen Clade
2006-07-27 09:55:57 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Ich habe hier eine "Silber"-Münze (Antoninian des Gordian III, 238-244
u.Z.), die bei einer EDX-Analyse offenbarte, daß da ca. 20% _Pt_ als
"Verunreinigung" drin sind (man merkt's: das Stück hat eine auffällig
hohe Dichte). Das konnte man in der Antike nicht trennen. "Platin" =
"falsches Silberchen". ;-)
Zwei Anmerkungen dazu: "platina" heißt einfach nur "Silberchen"
(Spanisch); ein "falsch" steckt da nicht drin. Außerdem ist der Ausdruck
meines Wissens neueren Datums.

Daß man Silber und Platin nicht voneinander trennen *konnte*, überrascht
mich jetzt doch sehr - das ist nämlich genauso einfach wie die Trennung
von Gold und Silber. Nur hat man in der Antike halt noch nicht unser
modernes Verständnis von der Zusammensetzung der Stoffe gehabt; man wird
der Ansicht gewesen sein, eine besonders gute "Sorte" Silber in der Hand
zu haben (härter und korrosionsbeständiger) als das "gewöhnliche".
Post by Frank Markopoulos
Post by Ralf Kusmierz
- Niederschlag aus
Metallsalzlösungn wäre möglich, ist aber sehr unwahrscheinlich)
Nööö, das war das "normale" "Weißsieden" der Inflations-Antoniniane am
Anfang der zweiten Hälfte des 3. Jh. u.Z.
Und da kann man die "normal" (Niederschlag aus Metallsalzlösungen)
"weißgesiedeten" Stücke (Cyanidlauge?! - ich habe das jetzt nicht mehr
so 100% im Kopf, wie das Verfahren genau ging...)...
Kommt drauf an. Wie schon in einem früheren Posting bemerkt, ist das
"Niederschlagen" aus Metallsalzlösung chemisch ziemlich dasselbe wie
Galvanisieren - nur sind die Bedingungen weniger gut kontrolliert, das
eingetauchte Metall löst sich teilweise, der Edelmetallniederschlag
haftet zunächst überhaupt nicht etc. Für die Metallsalzlösung gibt es
verschiedene Möglichkeiten: Am einfachsten ist eine saure Lösung
(Metallchlorid oder -sulfat), aber bei Silber und Gold bieten sich auch
alkalische Lösungen der jeweiligen Cyanokomplexe an - die bekommt man
sehr einfach, indem man das Metall in einer alkalischen Cyanidlösung
unter Luftzutritt löst. Ich bezweifle aber, daß man dieses Verfahren in
der Antike schon kannte.

MfG,
Jürgen
Frank Markopoulos
2006-07-27 18:15:00 UTC
Permalink
Post by Jürgen Clade
auffällig hohe Dichte). Das konnte man in der Antike nicht trennen.
"Platin" = "falsches Silberchen". ;-)
Zwei Anmerkungen dazu: "platina" heißt einfach nur "Silberchen"
(Spanisch); ein "falsch" steckt da nicht drin.
Stimmt, es sollte eine zusätzliche Klammer drum: "(falsches) Silberchen"
Post by Jürgen Clade
Daß man Silber und Platin nicht voneinander trennen *konnte*,
überrascht mich jetzt doch sehr - das ist nämlich genauso einfach wie
die Trennung von Gold und Silber. Nur hat man in der Antike halt noch
nicht unser modernes Verständnis von der Zusammensetzung der Stoffe
gehabt; man wird der Ansicht gewesen sein, eine besonders gute
"Sorte" Silber in der Hand zu haben (härter und
korrosionsbeständiger) als das "gewöhnliche".
Eben. Die Münze hat ein ganz eigenartiges "Flair", komische Farbe, auch
beim "Wiegen in der Hand" eine auffällig hohe Dichte und mit 6 g
massives Übergewicht (ca. 4 ... 5 g wäre normal).
Post by Jürgen Clade
Kommt drauf an. Wie schon in einem früheren Posting bemerkt, ist das
"Niederschlagen" aus Metallsalzlösung chemisch ziemlich dasselbe wie
Galvanisieren - nur sind die Bedingungen weniger gut kontrolliert,
das eingetauchte Metall löst sich teilweise, der
Edelmetallniederschlag haftet zunächst überhaupt nicht etc.
Und genau das sieht man bei den Münzen dann mit etwas Erfahrung auch.
Post by Jürgen Clade
MfG,
Jürgen
So long...
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Erst wenn der letzte FTP-Server kostenpflichtig, der letzte GNU-Sourcecode
verkauft, der letzte Algorithmus patentiert, der letzte Netzknoten verkom-
merzialisiert und die letzte Newsgroup moderiert ist, werdet Ihr merken,
daß das Netz nicht von alleine funktioniert. (Verfasser unbekannt?)
Jürgen Clade
2006-07-27 08:22:44 UTC
Permalink
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Es ist sehr einfach, sehr reines Gold herzustellen
Da frage ich mich dann, warum man beim Verkauf von Bruchgold so hohe
Abschläge akzeptieren muß. (Das Schmelzen (und Gießen) ist mit Hilfe
von haushaltsüblichen Keramikbrennöfen kein Problem, aber die - Du
nanntest es "Digestion" - ist doch eine ziemlich üble Sauerei, und ich
kriege garantiert massig Ärger, wenn ich versuche, über einen
Internetversandhandel einen 5-Liter-Kanister rauchende Salpetersäure
zu erwerben ... nein, ich habe keinen aufzuarbeitenden Piratenschatz
unter dem Bett liegen ;-) )
Gewöhnliche konzentrierte Salpetersäure reicht aus, aber ordentlich
nitrose Gase produziert man dabei schon. Die Abschläge rühren wohl von
den Aufbereitungskosten her, und die haben nicht so sehr mit der
Einfachheit des Verfahrens zu tun, sondern mit den anderen Dingen, die
noch so daranhängen (Arbeitsaufwand, Entsorgung von Abfällen etc.).
Außerdem will die Firma, die Edelmetallschrott aufarbeitet, dann auch
noch ein wenig verdienen...
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Das Gegenteil ist aus mehreren Gründen richtig: Sehr weich ist nur
ziemlich reines Feingold - bereits geringe und in der Praxis
unvermeidliche Cu-Legierungsanteile härten es schon deutlich, daher
stellt sich die Frage so eigentlich nicht. Nur gab es damals gar
keinen Bedarf für sehr verschleißfeste Münzen: es war einfach nicht
üblich, sie so wie heute ständig mit sich herumzuschleppen.
Nach Franks Angaben bestanden die Solidi bis ins 10. Jahrhundert
tatsächlich aus reinem Gold.
Das sollte man evtl. mal überprüfen.
Nach Franks Angaben gibt´s viele moderne Analysen an antiken Münzen, die
die hohe Reinheit des Goldes bestätigen.
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Man muß schon relativ viel Kupfer
zulegieren, um die Münzen einigermaßen verschleißarm zu machen - zu
Kaisers Zeiten hier in Deutschland verwendete man beispielsweise 90 % Au
und 10 % Cu.
Es ist aber nicht notwendig.
Ich kenne die Abhängigkeit der Härte vom Kupfergehalt nicht, aber ein
anderer Grund, Kupfer hinzuzulegieren, fällt mir nicht ein.
Münzverschlechterung kann es in dieser Zeit nicht mehr gewesen sein,
weil die Zusammensetzung der Legierung genau vorgeschrieben war und sich
der Wert nach dem Feingehalt, nicht nach dem Münzgewicht, richtete.
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Scheidewasser kannte man meines Wissens bereits in der Antike, und
gerade das macht die Herstellung von sehr reinem Gold sehr einfach.
Die Frage ist, wie teuer Salpetersäure war...
Das mit der Salpetersäure war nur eine spontane Idee von mir, weil ich
weiß, daß sie schon seit langem zur Gold/Silber-Scheidung (deshalb
"Scheidewasser") benutzt wird (ich hab´s selber auch schonmal gemacht).
Das von Frank genannte Verfahren mit Eisenvitriol, Kochsalz und
Ziegelmehl wird für antike Zwecke einfacher und billiger gewesen sein.
Post by Ralf Kusmierz
[...] Ich hätte allerdings ohne
genaue Kenntnis vermutet, daß in der Antike eine wesentliche
Rohstoffquelle das vielfach als Berg- und Flußgold vorkommende
gediegen auftretende Gold verwendet worden wäre und einfach nur
eingeschmolzen, also nicht weiter chemisch raffiniert.
Gerade dieses Gold enthält häufig Silber als Nebenbestandteil, noch dazu
in wechselndem Verhältnis. Für eine Währung, deren Wert vom Feingehalt
der Goldmünzen abhängt, in dieser Form denkbar ungeeignet.

[...]
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Die Cyanidlaugerei ist meines Wissens erst neueren Datums.
Möglich - CN kommt in der Natur nicht so häufig vor und ist relativ
aufwendig zu synthetisieren, und wer das Verfahren entdeckte, hatte
gute Chancen, darüber nicht berichten zu können.
Ich müßte erst nachschauen, aber ich meine mich zu erinnern, daß
Blausäure zu den vielen Entdeckungen Scheeles gehört - demnach wäre sie
erst seit dem 18. Jahrhundert bekannt.

Übrigens ist sie gar nicht sooo gefährlich wie ihr Ruf, und Chemiker
haben sich deshalb vorzugsweise an anderen, giftigeren Dingen vergiftet
(Humphry Davy beispielsweise an Arsenwasserstoff), *falls* sie an einer
Vergiftung starben, was für den Laien überraschend selten vorkam.

[...]
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Eine solche Dichtebestimmung wäre aber zur Kontrolle der Münzqualität
*viel* zu ungenau.
Erstaunlicherweise nicht - ich hatte es vorgerechnet. Die hohe Dichte
von Gold ist *das* Echtheitskriterium überhaupt, einfach nicht
fälschbar. (W und U waren nicht bekannt, und die Platinmetalle
natürlich auch nicht, alles andere ist mit Abstand leichter.)
Ich bezweifle aber, daß die Verdrängungsmethode bei einer einzelnen
Münze, die gerade mal vier oder fünf Gramm wiegt, zwischen einem
Goldgehalt von sagen wir 92 % und einem von sagen wir 98 % unterscheiden
kann.
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Berzelius beschreibt in seinem Lehrbuch von 1836
neben der naßchemischen Analyse auch Schnelltests zur Härte- und
Strichfarbebestimmung, aber ich weiß nicht, wie lange diese Verfahren
bekannt und in Gebrauch sind.
Sie prüfen eben immer nur die Oberfläche - die Dichtebestimmung testet
aber das gesamte Volumen.
Bei Münzen aus einheitlichem Material spielt das keine Rolle. Und eine
Fälschung aus Blei mit einem dünnen Goldüberzug wäre bei gleichem
Gewicht schon fast doppelt so dick - das würde dann auch bei der
Dichtebestimmung auffallen.

[...]
Post by Ralf Kusmierz
Mal schauen - die Gitterkonstante (GK) ergibt sich als dritte Wurzel
[...]

Wie kommst Du denn darauf? Bei kubisch-flächenzentriert
kristallisierenden Metallen ist die Gitterkonstante der vierfache
Atomradius dividiert durch Wurzel(2). Inwiefern soll da das Atomgewicht
eingehen, und wie kommst Du auf die dritte Wurzel?
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Bei antiken Münzen würde ich davon ausgehen, daß der Schrötling aus
einheitlichem Material besteht.
Der Schrötling schon - dummerweise kannte man aber einige
Beschichtungs- und Oberflächenbearbeitungstechniken (das galvanische
Beschichten gehörte aber eher nicht dazu, zumindest nicht mit externen
Stromquellen - das ist viel zu ineffektiv und setzt eine sicher noch
nicht vorhandene Technologie voraus - Niederschlag aus
Metallsalzlösungn wäre möglich, ist aber sehr unwahrscheinlich)
Nach Franks Angaben wurde auch in der Antike schon galvanisch
vergoldet/versilbert. Ich erinnere mich ebenfalls, von einfachen
galvanischen Batterien aus dem persischen Raum gelesen zu haben.
Post by Ralf Kusmierz
entsprechend dem "Weißsieden": nimm beispielsweise einen Schrötling
aus 12- bis 18-karätigem Gold und beize ihn vor dem Prägen längere
Zeit in heißer Säure, dann wird das Kupfer aus der Oberfläche
herausgelöst, und sie erscheint je nach dem Silbergehalt goldgelb oder
weißgolden - nach dem Prägen ist die Oberfläche wieder glatt und
dicht, und ohne Dichtemessung hält jeder eine unabgenutzte Münze für
massiv golden, sie besteht im Strichtest, und das Nachdunkeln bei der
Abnutzung würde man leicht für Verschmutzung halten können. Evtl. kann
man auch Blattgold aufprägen, ich bezweifle aber, daß es mit der
Unterlage beim Prägen verschweißt, und wenn nicht, blättert es sehr
schnell wieder ab, aber wer weiß...
Denkbar, würde aber bei dem von Frank genannten Kupellationstest
auffallen, ebenso beim Behandeln mit Scheidewasser.
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Außerdem hat auch EDX eine nicht
unbeträchtliche Eindringtiefe: Bei den alten Pfennigstücken der
Bundesrepublik hat man immer auch das Eisen durch die Kupfer- bzw.
Messingauflage "durchschimmern" sehen.
Das guckte ja auch ganz gerne hier und da wirklich raus, ferner
befindet sich auf der Auflage oberflächlich Eisenabrieb von den
Prägestempeln.
Daran lag es aber nicht: Der Eisenkern lag nur am Rand der Münze frei,
und wenn man mit dem Elektronenstrahl von oben draufging, konnte man
schön beobachten, wie man in Abhängigkeit von der Eindringtiefe
(Elektronenenergie) zunehmend Eisen findet.

MfG,
Jürgen
Ralf Kusmierz
2006-07-27 15:42:45 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Jürgen Clade
Gewöhnliche konzentrierte Salpetersäure reicht aus,
Kriegt man auch nicht mehr ohne weiteres.
Post by Jürgen Clade
Außerdem will die Firma, die Edelmetallschrott aufarbeitet, dann auch
noch ein wenig verdienen...
Klar. Allerdings sollten die am Markt durchsetzbaren Kosten durch die
"Do-it-yourself"-Verfahrenskosten begrenzt sein.
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Nach Franks Angaben ...
Das sollte man evtl. mal überprüfen.
Nach Franks Angaben ...
Eben.
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Man muß schon relativ viel Kupfer
zulegieren, um die Münzen einigermaßen verschleißarm zu machen - zu
Kaisers Zeiten hier in Deutschland verwendete man beispielsweise 90 % Au
und 10 % Cu.
Es ist aber nicht notwendig.
Ich kenne die Abhängigkeit der Härte vom Kupfergehalt nicht, aber ein
anderer Grund, Kupfer hinzuzulegieren, fällt mir nicht ein.
Moment: Nicht notwendig in der Antike, weil die Goldmünzen weniger
umliefen als gehortet wurden, und nicht notwendig, weil der "Abrieb"
weniger mechanisch als chemisch bedingt ist: Handschweiß greift pures
Gold nicht oder kaum an, also löst es sich nicht ab. Die Goldmünzen
des 19./20. Jh. waren aber gewöhnliche Umlaufmünzen (fünf Mark beim
Kaiser könnten so an die hundert Euro heutige Kaufkraft gehabt haben,
waren also schon einmal flott ausgegeben) und wurden entsprechend mehr
strapaziert.
Post by Jürgen Clade
Münzverschlechterung kann es in dieser Zeit nicht mehr gewesen sein,
weil die Zusammensetzung der Legierung genau vorgeschrieben war und sich
der Wert nach dem Feingehalt, nicht nach dem Münzgewicht, richtete.
Klar.
Post by Jürgen Clade
Das von Frank genannte Verfahren mit Eisenvitriol, Kochsalz und
Ziegelmehl wird für antike Zwecke einfacher und billiger gewesen sein.
Da würden mich natürlich mal Ausbeute und Aufwand interessieren sowie
die Frage, wie man das Silber aus dem gemahlenen Ziegelscherben
rückgewinnen kann (verdampfen?). Die Goldscheidung ist nämlich
durchaus attraktiv, weil Feingold mit einem Goldgehalt von mindestens
995/1000 nach § 25c UStG umsatzsteuerfrei ist und die Abschläge auf
Bruchgold, wie geschrieben, erheblich sind. Wäre eine nette
Nebenerwerbsquelle im Hobbykeller, bei dem Goldpreis ...
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
[...] Ich hätte allerdings ohne
genaue Kenntnis vermutet, daß in der Antike eine wesentliche
Rohstoffquelle das vielfach als Berg- und Flußgold vorkommende
gediegen auftretende Gold verwendet worden wäre und einfach nur
eingeschmolzen, also nicht weiter chemisch raffiniert.
Gerade dieses Gold enthält häufig Silber als Nebenbestandteil, noch dazu
in wechselndem Verhältnis. Für eine Währung, deren Wert vom Feingehalt
der Goldmünzen abhängt, in dieser Form denkbar ungeeignet.
Die Frage stellt sich nicht, wenn tatsächlich sehr reines Gold
verwendet wurde. Ansonsten wurde halt gesammelt, was da war, die Menge
auf einmal geschmolzen und dadurch homogenisiert, und das Ergebnis
wurde dann eben als Standardlegierung definiert ...
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Eine solche Dichtebestimmung wäre aber zur Kontrolle der Münzqualität
*viel* zu ungenau.
Erstaunlicherweise nicht - ich hatte es vorgerechnet. Die hohe Dichte
von Gold ist *das* Echtheitskriterium überhaupt, einfach nicht
fälschbar. (W und U waren nicht bekannt, und die Platinmetalle
natürlich auch nicht, alles andere ist mit Abstand leichter.)
Ich bezweifle aber, daß die Verdrängungsmethode bei einer einzelnen
Münze, die gerade mal vier oder fünf Gramm wiegt, zwischen einem
Goldgehalt von sagen wir 92 % und einem von sagen wir 98 % unterscheiden
kann.
Ich hatte es vorgerechnet. Probiere es doch einfach aus: reinige ein
paar Centstücke mit Aceton oder sowas (vorher mal mit Alkohol ins
Ultraschallbad schadet auch nicht), nimm ein kleines Becherglas mit
einer Ausßgußnase, füll es randvoll mit Olivenol (Petroleum tut es
auch), bis es überläuft, laß die sauberen und trockenen Münzen der
Reihe nach vorsichtig hineingleiten, fang dabei jeweils die
Flüssigkeitsmenge, die dabei überläuft, im Prüfglas auf und wiege sie
- sehr gut reproduzierbar. (Für die Dichtebestimmung mußt Du noch eine
im Pygnometer abgemessene Flüssigkeitsmenge auswiegen, das war's
schon.)
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Berzelius beschreibt in seinem Lehrbuch von 1836
neben der naßchemischen Analyse auch Schnelltests zur Härte- und
Strichfarbebestimmung, aber ich weiß nicht, wie lange diese Verfahren
bekannt und in Gebrauch sind.
Sie prüfen eben immer nur die Oberfläche - die Dichtebestimmung testet
aber das gesamte Volumen.
Bei Münzen aus einheitlichem Material spielt das keine Rolle.
Das ist doch gerade die Untersuchungsfrage.
Post by Jürgen Clade
Und eine
Fälschung aus Blei mit einem dünnen Goldüberzug wäre bei gleichem
Gewicht schon fast doppelt so dick - das würde dann auch bei der
Dichtebestimmung auffallen.
Und wenn man die Dichtebestimmung genau deswegen sowieso durchführt
...

(Mir hatte mal einer einer Silbermedaille mit Goldüberzug von 50 g als
Gold angedreht, die mir auch zu dick vorkam - hat er natürlich mit dem
Dichtegutachten wieder zurückgenommen.)
Post by Jürgen Clade
[...]
Post by Ralf Kusmierz
Mal schauen - die Gitterkonstante (GK) ergibt sich als dritte Wurzel
[...]
Wie kommst Du denn darauf?
Die Gitterkonstante ist proportional zur dritten Wurzel aus dem
Atomvolumen im Gitter, und das bekommt man, indem man das Atomgewicht
(Masse pro Atom) durch die Dichte (Masse pro Volumen) teilt, da kommt
dann nämlich das Volumen pro Atom mal einer Konstanten, die hier nicht
näher interessiert (ist mit der Avogadrozahl verknüpft) raus.
Post by Jürgen Clade
Bei kubisch-flächenzentriert
kristallisierenden Metallen ist die Gitterkonstante der vierfache
Atomradius dividiert durch Wurzel(2). Inwiefern soll da das Atomgewicht
eingehen, und wie kommst Du auf die dritte Wurzel?
s. o.
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Der Schrötling schon - dummerweise kannte man aber einige
Beschichtungs- und Oberflächenbearbeitungstechniken (das galvanische
Beschichten gehörte aber eher nicht dazu, zumindest nicht mit externen
Stromquellen - das ist viel zu ineffektiv und setzt eine sicher noch
nicht vorhandene Technologie voraus - Niederschlag aus
Metallsalzlösungn wäre möglich, ist aber sehr unwahrscheinlich)
Nach Franks Angaben wurde auch in der Antike schon galvanisch
vergoldet/versilbert.
Nach Franks Angaben ...
Post by Jürgen Clade
Ich erinnere mich ebenfalls, von einfachen
galvanischen Batterien aus dem persischen Raum gelesen zu haben.
Das ist eine Esoterikerlegende. Bei den fraglichen Objekten handelte
es sich wahrscheinlich um Behälter für Schriftrollen:
<http://doernenburg.alien.de/alternativ/dendera/dend02.php>. Einfach
selbst nachdenken: Die Spannung *eines* solchen "Essigelements" wäre
zum Galvanisieren zu klein, mal ganz abgesehen davon, daß man dafür
extrem viel Strom braucht (Faraday-Konstante), ein extrem
unwirtschaftliches Verfahren für Massenprodukte wie Münzen. Es hätten
also ziemlich viele elektrotechnische Grundkenntnisse (Kirchhoff'sche
Gesetze, Leiter und Isolationen) bekannt sein müssen, um Batterien
bauen zu können, dann wäre sicher auch mal (bei Kurzschlüssen) die
Wärmewirkung des Stroms aufgefallen) - das hätte alles viel mehr
Spuren in der Geschichte hinterlassen. Die Antike kannte keine
Elektrizität.

Denkbar wäre noch, daß mit Einzelzellen galvanisiert wurde, wobei die
Münzen in der Reaktionsflüssigkeit (Schwefelsäure oder
Metallsulfatlösung?) auf einem zweiten Metallstück (Opferanode) als
Gegenelektrode auflagen und der Stromkreis so geschlossen war (und
dafür braucht man die Funktion von Elektrizität nicht verstanden zu
haben, das kann eine Zufallsentdeckung sein). Ich halte das aber für
extrem unwahrscheinlich, weil ineffektiv, das müßte erst einmal jemand
vorführen.
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Evtl. kann
man auch Blattgold aufprägen, ich bezweifle aber, daß es mit der
Unterlage beim Prägen verschweißt, und wenn nicht, blättert es sehr
schnell wieder ab, aber wer weiß...
Denkbar, würde aber bei dem von Frank genannten Kupellationstest
auffallen, ebenso beim Behandeln mit Scheidewasser.
Das sind aber im Gegensatz zur Dichtemessung keine zerstörungsfreien
Prüfverfahren.
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Das guckte ja auch ganz gerne hier und da wirklich raus, ferner
befindet sich auf der Auflage oberflächlich Eisenabrieb von den
Prägestempeln.
Daran lag es aber nicht: Der Eisenkern lag nur am Rand der Münze frei,
und wenn man mit dem Elektronenstrahl von oben draufging, konnte man
schön beobachten, wie man in Abhängigkeit von der Eindringtiefe
(Elektronenenergie) zunehmend Eisen findet.
Für eine EDX-Analyse muß man das Objekt erst einmal reinigen, und das
werden sich die Eigentümer antiker Münzen gewöhnlich verbitten.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Frank Markopoulos
2006-07-27 18:57:00 UTC
Permalink
Post by Ralf Kusmierz
Post by Ralf Kusmierz
Nach Franks Angaben ...
Das sollte man evtl. mal überprüfen.
Nach Franks Angaben ...
Eben.
Wo ist Dein Problem, das Buch von Moesta/Franke mal zu lesen??

Ich zitiere doch die ganze Zeit nur daraus... Bin wie gesagt kein
Metallurge.
Post by Ralf Kusmierz
Moment: Nicht notwendig in der Antike, weil die Goldmünzen weniger
umliefen als gehortet wurden, und nicht notwendig, weil der "Abrieb"
weniger mechanisch als chemisch bedingt ist: Handschweiß greift pures
Gold nicht oder kaum an, also löst es sich nicht ab. Die Goldmünzen
des 19./20. Jh. waren aber gewöhnliche Umlaufmünzen
Wie in Byzanz, um das es _ursprünglich_ ging (siehe auch Betreff - ja,
ich weiß: die "Themenflucht" auf die "normale" Antike kam zum großen
Teil von mir...).

Für die frühe Antike hast Du "an sich" recht. Aber auch nur z.T. - denn
selbst in dem (bekannten, weil wissenschaftlich genau analysierten)
Großfund aus Pompeji und dem letztens im Rheinland war es so, daß die
(allerdings auch bis 2...3 Jahrhunderte alten...) ältesten Goldmünzen
schon ziemlich abgenutzt waren.
Post by Ralf Kusmierz
(fünf Mark beim Kaiser könnten so an die hundert Euro heutige
Kaufkraft gehabt haben,
a) Nicht übertreiben! Das zehnfache in Euro langt auch schon. Okay,
mittlerweile kann man wirklich schon fast bis Faktor 15 gehen; Dein
20 gilt also bald mal... ;-/

b) 5 Mark waren aus Silber - in Gold gab's im normalem Umlauf nur 10-
und 20-Mark-Stücke. Und auch die bekam "der kleine Mann" selten zu
Gesicht, weil der Lohn allenfalls wöchentlich (oft sogar täglich)
gezahlt wurde.
Post by Ralf Kusmierz
waren also schon einmal flott ausgegeben) und wurden entsprechend
mehr strapaziert.
Wie im Byzantinerreich...
Post by Ralf Kusmierz
Ich hatte es vorgerechnet. Probiere es doch einfach aus: reinige ein
paar Centstücke mit Aceton oder sowas (vorher mal mit Alkohol ins
Ultraschallbad schadet auch nicht), nimm ein kleines Becherglas mit
einer Ausßgußnase, füll es randvoll mit Olivenol (Petroleum tut es
auch), bis es überläuft, laß die sauberen und trockenen Münzen der
Reihe nach vorsichtig hineingleiten, fang dabei jeweils die
Flüssigkeitsmenge, die dabei überläuft, im Prüfglas auf und wiege sie
- sehr gut reproduzierbar.
Da bleibt dabei viel zuviel am Glas hängen... Eben _mach's_ mal! (Nicht
nur als Gedankenexperiment - da geht das toll! ;-)
Post by Ralf Kusmierz
Nach Franks Angaben wurde auch in der Antike schon galvanisch
vergoldet/versilbert.
Nach Franks Angaben ...
Nein: Nach den _zahlreichen_ Quellen, die Moesta/Franke zusammentragen.
Post by Ralf Kusmierz
Ich erinnere mich ebenfalls, von einfachen
galvanischen Batterien aus dem persischen Raum gelesen zu haben.
Das ist eine Esoterikerlegende. Bei den fraglichen Objekten handelte
<http://doernenburg.alien.de/alternativ/dendera/dend02.php>.
Nein.

Obwohl ich jetzt wirklich mit den Belegen etwas "rumeiern" muß (und ich
mag sowas in der Tat gar nicht!), es gibt da eine sehr interessante
Untersuchung eines italienischen Experimentellen Archäologen, dessen
Name mir nur nicht einfällt. Ein guter Freund von mir (Prof. für
Archäologie) wird mir da bald helfen, und mir erneut davon die Kopie
beschaffen.

Es ging erstens - AFAIRC - um andere Funde als oben und zweitens aus dem
direkten Umfeld der Stelle, wo man die Münzstätte Antiochia im 3. Jh.
vermutete.

Aus dem Gedächtnis zitiert:

Der Mann hat dann die Apparatur nachgebaut und nun mit den in der Antike
verfügbaren Materialien und Know-how rumexperimentiert - heraus kamen
interessanteste Resultate: Das Versilberungsergebnis (nur Versilberung,
NICHT Vergoldung, wohlgemerkt!) entspricht _genau_ dem, wie es
Antiochenische versilberte Antoniniane aus der Zeit von 260 bis 280 u.Z.
noch heute aufweisen, und worin sie sich von _allen_ anderen Münzstätten
unterscheiden!! Ein Kenner sieht diese Unterschiede "10 m gegen das
Licht", also auf den ersten, groben Blick...

Erinnere mich mal in zwei Wochen dran, dann ist der Herr K. wieder aus
dem Urlaub zurück. Ich muß den Artikel eh haben, weil ich ihn für die
Bibliographie in einer geplanten Veröffentlichung benötige. Zumindest
die genaue Quellenangabe habe ich dann.
Post by Ralf Kusmierz
Einfach selbst nachdenken: Die Spannung *eines* solchen
"Essigelements" wäre zum Galvanisieren zu klein, mal ganz abgesehen
davon, daß man dafür extrem viel Strom braucht (Faraday-Konstante),
ein extrem unwirtschaftliches Verfahren für Massenprodukte wie Münzen.
Jein.

Es war eine *Kombination* aus "herkömmlichem Weißsieden" in Verbindung
mit "überlagerter" Galvanik, das die besagten Ergebnisse erbrachte:
_deutlich_ glattere, hellglänzende Silberschichten, die sich auch nicht
so schnell abgriffen, und wenn sie sich ablösen, dann passiert das eher
in "Fetzen" als in kleinen Kristallkrümeln wie bei sonstigen "Silbersud-
Antoninianen".
Post by Ralf Kusmierz
Es hätten also ziemlich viele elektrotechnische Grundkenntnisse
man Empirik
Post by Ralf Kusmierz
Denkbar wäre noch, daß mit Einzelzellen galvanisiert wurde, wobei die
Münzen in der Reaktionsflüssigkeit (Schwefelsäure oder
Metallsulfatlösung?) auf einem zweiten Metallstück (Opferanode) als
Gegenelektrode auflagen und der Stromkreis so geschlossen war (und
dafür braucht man die Funktion von Elektrizität nicht verstanden zu
haben, das kann eine Zufallsentdeckung sein).
Na bitte! So gaanz ähnlich war's! Vor allem, wo man noch die Opferanode
gefunden hat...
Post by Ralf Kusmierz
Ich halte das aber für
extrem unwahrscheinlich, weil ineffektiv, das müßte erst einmal
jemand vorführen.
Manzoni, Manzini, Manzetti, ... beim Antinoos, wie hieß der Kerl nur?
Und welche Zeitschrift war's? Zeitschiene: Anfang der 90er. Ich hatte
das ja auch nur als Fotokopie gelesen und bin von einem "Aha!"-Erlebnis
ins nächste gestürzt. Als ich das dann dem o.g. Prof. K. sagte, griente
der nur: "Ach, Frank, hast Du das mittlerweile _auch_ schon mitgekriegt,
daß Antiochia-Antoniniane _galvanisch_ versilbert und im Spindelwerk
statt mit dem Hammer geprägt worden sind...?!" ;-)
Post by Ralf Kusmierz
Gruß aus Bremen
Ralf
So long...
__ | ____
|_ | \ /
| rank aus Leipzig | \/ <--- bitte in Rosa ausmalen!
--
In Nomine ANTINOI, dilecti Dei nostri. Sanctissime, benedicitissime, et
clarissime, consecramus vitas nostras tibi. Exorna membra nostra cum amante
suavolente tuo. Auris nostra vocem tui exaudiamus, et gena nostra spiritum tui
tangamus, fac domum tuam in corde nostro et extollas nos ad vitam aeternam.
Jürgen Clade
2006-07-28 07:43:59 UTC
Permalink
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Gewöhnliche konzentrierte Salpetersäure reicht aus,
Kriegt man auch nicht mehr ohne weiteres.
O tempora, o mores - ich habe damit schon als Schüler experimentiert.
Hab´ ich damals (Ende der 70er) in der Apotheke bekommen.
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Außerdem will die Firma, die Edelmetallschrott aufarbeitet, dann auch
noch ein wenig verdienen...
Klar. Allerdings sollten die am Markt durchsetzbaren Kosten durch die
"Do-it-yourself"-Verfahrenskosten begrenzt sein.
Das müßte sich erst einmal lohnen - Du müßtest bei der Aufarbeitung von
Bruchgold so viel Profit machen, daß Du die Investitionen, die Du als
allererstes tätigen müßtest (Du brauchst schließlich ein wenig
Laborausstattung), wieder hereinholen kannst. Wieviele Leute kennst Du,
die wieviele kg Bruchgold von Dir zum Sonderpreis aufbereitet bekommen
möchten ;-)?
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Ich kenne die Abhängigkeit der Härte vom Kupfergehalt nicht, aber ein
anderer Grund, Kupfer hinzuzulegieren, fällt mir nicht ein.
Moment: Nicht notwendig in der Antike, weil die Goldmünzen weniger
umliefen als gehortet wurden, und nicht notwendig, weil der "Abrieb"
weniger mechanisch als chemisch bedingt ist: Handschweiß greift pures
Gold nicht oder kaum an, also löst es sich nicht ab.
Also umgekehrt: weniger chemisch als mechanisch. Und genau um
"mechanisch" geht es doch, wenn Goldmünzen, wie Frank schreibt, in
Byzanz im großen Stil für den normalen Zahlungsverkehr (also gerade
nicht zum Horten) ausgegeben werden.
Post by Ralf Kusmierz
Die Goldmünzen
des 19./20. Jh. waren aber gewöhnliche Umlaufmünzen (fünf Mark beim
Kaiser könnten so an die hundert Euro heutige Kaufkraft gehabt haben,
waren also schon einmal flott ausgegeben) und wurden entsprechend mehr
strapaziert.
Fünf Goldmark gab es nur ganz am Anfang, und nur von wenigen
Landesfürsten (ich habe so ein Stück von Willi I.). Standardmäßig sind
dann nur noch 10 M- und 20 M-Münzen in Gold geprägt worden, und die
dürften in etwa die Bedeutung unserer 500 Euro-Scheine gehabt haben, die
auch nicht unbedingt jeder im Portemonnaie mit sich herumträgt. Das
"gewöhnliche" Geld zum Einkaufen bestand aus Silber (5 M bis 1/2 M),
kleinere Münzen dann aus Billigmetallen (20, 10 und 5 Pf in Cu-Ni, 2 und
1 Pf in Cu).
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Das von Frank genannte Verfahren mit Eisenvitriol, Kochsalz und
Ziegelmehl wird für antike Zwecke einfacher und billiger gewesen sein.
Da würden mich natürlich mal Ausbeute und Aufwand interessieren sowie
die Frage, wie man das Silber aus dem gemahlenen Ziegelscherben
rückgewinnen kann (verdampfen?).
Interessante Frage - mir fällt spontan nichts ein, wie man es aus dem
Ziegelmehl auf einfache Weise wieder herausbekommt. Ich weiß abar auch
nicht, inwieweit man den Prozeß damals schon als Gold/Silber-Trennprozeß
verstanden hat: Die Theorie vom Aufbau der Materie war in der Antike
eine vollkommen andere als heute, und vielleicht hat man in dem Prozeß
lediglich eine "Qualitätsverbesserung" des Goldes gesehen (ganz ohne an
eine Beimengung von Silber zu denken), die halt mit einem gewissen
Materialverlust einherging.
Post by Ralf Kusmierz
Die Goldscheidung ist nämlich
durchaus attraktiv, weil Feingold mit einem Goldgehalt von mindestens
995/1000 nach § 25c UStG umsatzsteuerfrei ist und die Abschläge auf
Bruchgold, wie geschrieben, erheblich sind. Wäre eine nette
Nebenerwerbsquelle im Hobbykeller, bei dem Goldpreis ...
Siehe oben: Du bräuchtest eine Laborausstattung und genügend Kunden, die
genügend Bruchgold von Dir aufbereiten lassen wollen.
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Gerade dieses Gold enthält häufig Silber als Nebenbestandteil, noch dazu
in wechselndem Verhältnis. Für eine Währung, deren Wert vom Feingehalt
der Goldmünzen abhängt, in dieser Form denkbar ungeeignet.
Die Frage stellt sich nicht, wenn tatsächlich sehr reines Gold
verwendet wurde. Ansonsten wurde halt gesammelt, was da war, die Menge
auf einmal geschmolzen und dadurch homogenisiert, und das Ergebnis
wurde dann eben als Standardlegierung definiert ...
Das klappt aber nicht über Jahre und Jahrzehnte, wenn ständig Gold von
verschiedenen Fundstellen und in unterschiedlichem Feingehalt
angeliefert wird. Ich vermute - vor dem Hintergrund antiker
Naturphilosophie - etwas ganz anderes: Man wird das "Seifengold" für
eine Art minderwertiges Gold gehalten haben, das durch einen
"Läuterungsprozeß" aufgewertet und verbessert werden muß, bevor man
Münzen daraus machen kann. Die "Qualität" des Goldes wird man an
Merkmalen wie Farbe, Härte und Dichte festgemacht haben, da es ja noch
keine chemische Analytik im heutigen Sinne gab. Die Veränderung der
chemischen Zusammensetzung, nämlich die Abtrennung des Silbers und damit
Konzentrationserhöhung des Goldes, hat man damals vielleicht noch gar
nicht so begriffen, wie wir das heute tun.
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Ich bezweifle aber, daß die Verdrängungsmethode bei einer einzelnen
Münze, die gerade mal vier oder fünf Gramm wiegt, zwischen einem
Goldgehalt von sagen wir 92 % und einem von sagen wir 98 % unterscheiden
kann.
Ich hatte es vorgerechnet. [...]
Nochmal: Es geht nicht um die Unterscheidung einer Goldmünze von einer
Bleimünze mit Goldüberzug - da wären die Dichteunterschiede allerdings
erheblich. Es geht darum, eine Goldmünze mit sagen wir 92 % Feingehalt
von einer solchen mit sagen wir 98 % Feingehalt unterscheiden zu können.
Oder kannst Du mit Deiner einfachen Dichtebestimmung sagen, ob der
Eisenkern in einem 1 Cent-Stück nun 92 oder 98 % des Gesamtvolumens
ausmacht?
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Berzelius beschreibt in seinem Lehrbuch von 1836
neben der naßchemischen Analyse auch Schnelltests zur Härte- und
Strichfarbebestimmung, aber ich weiß nicht, wie lange diese Verfahren
bekannt und in Gebrauch sind.
Sie prüfen eben immer nur die Oberfläche - die Dichtebestimmung testet
aber das gesamte Volumen.
Bei Münzen aus einheitlichem Material spielt das keine Rolle.
Das ist doch gerade die Untersuchungsfrage.
Dann haben wir aneinander vorbeigeredet: Ich war der Ansicht, daß die
Untersuchungsfrage die Unterscheidung einer Münze mit sagen wir 920 fein
von einer mit sagen wir 980 fein ist, wobei beide aus einheitlichem
Material bestehen.
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Und eine
Fälschung aus Blei mit einem dünnen Goldüberzug wäre bei gleichem
Gewicht schon fast doppelt so dick - das würde dann auch bei der
Dichtebestimmung auffallen.
Und wenn man die Dichtebestimmung genau deswegen sowieso durchführt
...
(Mir hatte mal einer einer Silbermedaille mit Goldüberzug von 50 g als
Gold angedreht, die mir auch zu dick vorkam - hat er natürlich mit dem
Dichtegutachten wieder zurückgenommen.)
Das dumme heutzutage ist, daß die wenigsten Leute schonmal eine
Goldmünze in der Hand hatten - entsprechend wenige wissen, wie schwer
die Dinger im Vergleich zum heutigen Geld sind. Aber den Feingehalt
erkennt man ohne weiteres nicht am Gewicht.
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Mal schauen - die Gitterkonstante (GK) ergibt sich als dritte Wurzel
[...]
Wie kommst Du denn darauf?
Die Gitterkonstante ist proportional zur dritten Wurzel aus dem
Atomvolumen im Gitter, und das bekommt man, indem man das Atomgewicht
(Masse pro Atom) durch die Dichte (Masse pro Volumen) teilt, da kommt
dann nämlich das Volumen pro Atom mal einer Konstanten, die hier nicht
näher interessiert (ist mit der Avogadrozahl verknüpft) raus.
Ok, verständlich. Ich hatte nicht bedacht, daß es nur um relative
Verhältnisse von Gitterkonstanten geht, nicht um deren genaue Werte.
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Ich erinnere mich ebenfalls, von einfachen
galvanischen Batterien aus dem persischen Raum gelesen zu haben.
Das ist eine Esoterikerlegende. Bei den fraglichen Objekten handelte
<http://doernenburg.alien.de/alternativ/dendera/dend02.php>. Einfach
selbst nachdenken: Die Spannung *eines* solchen "Essigelements" wäre
zum Galvanisieren zu klein, mal ganz abgesehen davon, daß man dafür
extrem viel Strom braucht (Faraday-Konstante), ein extrem
unwirtschaftliches Verfahren für Massenprodukte wie Münzen. Es hätten
also ziemlich viele elektrotechnische Grundkenntnisse (Kirchhoff'sche
Gesetze, Leiter und Isolationen) bekannt sein müssen, um Batterien
bauen zu können, dann wäre sicher auch mal (bei Kurzschlüssen) die
Wärmewirkung des Stroms aufgefallen) - das hätte alles viel mehr
Spuren in der Geschichte hinterlassen. Die Antike kannte keine
Elektrizität.
Ich habe auch schon gelesen, daß die Geschichte von den galvanischen
Batterien angezweifelt wird. Aber ich persönlich bezweifle nur den Teil,
der besagt, die Dinger wären den Menschen von Aliens gegeben worden ;-).
Warum sollte man nicht schon in der Antike eine Methode zur
Galvanisierung entdeckt haben? Und nach Franks Angaben haben
experimentelle Archäologen bereits zeigen können, daß es funktioniert.
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Evtl. kann
man auch Blattgold aufprägen, ich bezweifle aber, daß es mit der
Unterlage beim Prägen verschweißt, und wenn nicht, blättert es sehr
schnell wieder ab, aber wer weiß...
Denkbar, würde aber bei dem von Frank genannten Kupellationstest
auffallen, ebenso beim Behandeln mit Scheidewasser.
Das sind aber im Gegensatz zur Dichtemessung keine zerstörungsfreien
Prüfverfahren.
Richtig. Aber bei Edelmetallmünzen genügt es ja, vom Rand eine kleine
Probe abzuschneiden und zu prüfen, und wenn die Münze ok ist, kann man
sie recyceln.
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Das guckte ja auch ganz gerne hier und da wirklich raus, ferner
befindet sich auf der Auflage oberflächlich Eisenabrieb von den
Prägestempeln.
Daran lag es aber nicht: Der Eisenkern lag nur am Rand der Münze frei,
und wenn man mit dem Elektronenstrahl von oben draufging, konnte man
schön beobachten, wie man in Abhängigkeit von der Eindringtiefe
(Elektronenenergie) zunehmend Eisen findet.
Für eine EDX-Analyse muß man das Objekt erst einmal reinigen, und das
werden sich die Eigentümer antiker Münzen gewöhnlich verbitten.
Bei antiken Goldmünzen genügt eine Reinigung mit sagen wir Aceton (um
Fettspuren zu beseitigen), evtl. auch im Ultraschallbad. Was soll der
Münze dabei schon passieren? Natürlich darf man nicht mit Scheuerpulver
darauf herumschrubben, aber das ist auch gar nicht nötig.

MfG,
Jürgen
Ralf Kusmierz
2006-07-28 14:11:36 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Außerdem will die Firma, die Edelmetallschrott aufarbeitet, dann auch
noch ein wenig verdienen...
Klar. Allerdings sollten die am Markt durchsetzbaren Kosten durch die
"Do-it-yourself"-Verfahrenskosten begrenzt sein.
Das müßte sich erst einmal lohnen
Das lohnt sich.
Post by Jürgen Clade
- Du müßtest bei der Aufarbeitung von
Bruchgold so viel Profit machen, daß Du die Investitionen, die Du als
allererstes tätigen müßtest (Du brauchst schließlich ein wenig
Laborausstattung), wieder hereinholen kannst. Wieviele Leute kennst Du,
die wieviele kg Bruchgold von Dir zum Sonderpreis aufbereitet bekommen
möchten ;-)?
Man macht es nicht als Lohnarbeit, sondern kauft Bruchgold selbst an
(Kleinanzeigen, Zahnarztpraxen abklappern, Flohmärkte, iBay ...),
arbeitet es auf und verkauft es. Der Goldpreis liegt bei 16 Euro, 20 %
Gewinn sind problemlos drin, macht über 3000 Euro pro kg, und das hat
man in einer Woche geschafft.
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Moment: Nicht notwendig in der Antike, weil die Goldmünzen weniger
umliefen als gehortet wurden, und nicht notwendig, weil der "Abrieb"
weniger mechanisch als chemisch bedingt ist: Handschweiß greift pures
Gold nicht oder kaum an, also löst es sich nicht ab.
Also umgekehrt: weniger chemisch als mechanisch.
Nein, nicht "umgekehrt": Wenn das Gold nicht so rein ist, wird es
chemisch angegriffen, wodurch sich die Oberfläche dann leichter
mechanisch abreibt.
Post by Jürgen Clade
Und genau um
"mechanisch" geht es doch, wenn Goldmünzen, wie Frank schreibt, in
Byzanz im großen Stil für den normalen Zahlungsverkehr (also gerade
nicht zum Horten) ausgegeben werden.
Auch in Byzanz werden die meisten Menschen Geld gar nicht oder nur
wenig, und wenn, dann keine Goldmünzen, besessen haben. Kann sein, daß
der Geldumlauf relativ größer war als in der Antike, aber dennoch wird
Geld hauptsächlich eine Sache der Staatsverwaltung und der "oberen
Zehntausend", also der Händler usw. gewesen sein. Ich könnte mir sogar
vorstellen, daß bei Gelegenheiten, wo Gold verteilt wurde
(Soldzahlungen etwa), es anschließend umgehend wieder eingesammelt und
gegen "Kleingeld" getauscht wurde, das die Leute zum Bezahlen
brauchten. Richtig ist schließlich, daß es damals keine Girokonten für
jedermann gab (ein Bankwesen natürlich schon - selbstverständlich
unterhielten die großen Handelsunternehmen gegenseitige
Verrechnungskonten in allen Großstädten und bezahlten mit Wechseln;
schön blöd, wenn sie es nicht getan hätten). Der Bäcker wird das Brot
wahrscheinlich sofort bezahlt bekommen haben wollen und nur
ausnahmsweise bereit gewesen sein, bis zum Monatsende anzuschreiben
und dann Goldsolidi zu kassieren.
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Die Goldmünzen
des 19./20. Jh. waren aber gewöhnliche Umlaufmünzen (fünf Mark beim
Kaiser könnten so an die hundert Euro heutige Kaufkraft gehabt haben,
waren also schon einmal flott ausgegeben) und wurden entsprechend mehr
strapaziert.
Fünf Goldmark gab es nur ganz am Anfang, und nur von wenigen
Landesfürsten (ich habe so ein Stück von Willi I.).
Preise Dich glücklich, wenn es echt ist - Fünf Mark Gold ist eine der
seltensten und meistgefälschten Münzen, ich würde sie nie kaufen, weil
ich einfach keiner über den Weg trauen würde.
Post by Jürgen Clade
Standardmäßig sind
dann nur noch 10 M- und 20 M-Münzen in Gold geprägt worden, und die
dürften in etwa die Bedeutung unserer 500 Euro-Scheine gehabt haben, die
auch nicht unbedingt jeder im Portemonnaie mit sich herumträgt.
Sie warenm durchaus gängig - 20 Mark lag in der Größenordnung des
Wochenlohns eines Facharbeiters und konnte auch in der Lohntüte
vorkommen.
Post by Jürgen Clade
Das
"gewöhnliche" Geld zum Einkaufen bestand aus Silber (5 M bis 1/2 M),
kleinere Münzen dann aus Billigmetallen (20, 10 und 5 Pf in Cu-Ni, 2 und
1 Pf in Cu).
Kommt drauf an, was man einkauft ... ;-)
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Da würden mich natürlich mal Ausbeute und Aufwand interessieren sowie
die Frage, wie man das Silber aus dem gemahlenen Ziegelscherben
rückgewinnen kann (verdampfen?).
Interessante Frage - mir fällt spontan nichts ein, wie man es aus dem
Ziegelmehl auf einfache Weise wieder herausbekommt. Ich weiß abar auch
nicht, inwieweit man den Prozeß damals schon als Gold/Silber-Trennprozeß
verstanden hat: Die Theorie vom Aufbau der Materie war in der Antike
eine vollkommen andere als heute, und vielleicht hat man in dem Prozeß
lediglich eine "Qualitätsverbesserung" des Goldes gesehen (ganz ohne an
eine Beimengung von Silber zu denken), die halt mit einem gewissen
Materialverlust einherging.
Das ist insofern unwahrscheinlich, weil das Legieren verschiedener
Metalle, insbesondere der Münzmetalle, bekannt war und als reversibler
Prozeß verstanden wurde.
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Die Goldscheidung ist nämlich
durchaus attraktiv, weil Feingold mit einem Goldgehalt von mindestens
995/1000 nach § 25c UStG umsatzsteuerfrei ist und die Abschläge auf
Bruchgold, wie geschrieben, erheblich sind. Wäre eine nette
Nebenerwerbsquelle im Hobbykeller, bei dem Goldpreis ...
Siehe oben: Du bräuchtest eine Laborausstattung und genügend Kunden, die
genügend Bruchgold von Dir aufbereiten lassen wollen.
Der Bruchgold-Markt ist als Folge der Goldhausse natürlich inzwischen
ziemlich leergefegt bzw. haben viele "Goldbesitzer" dann doch etwas
unrealistische Vorstellungen, aber so kostenaufwendig ist die Sache
nun auch wieder nicht: als Schmelzofen reicht ein Keramik-Brennofen,
den viele "sowieso" haben, und ein paar feuerfeste Pötte lassen sich
auch auftreiben (bzw. mittels des Ofens selber herstellen),
professionelle Laborausstattung ist entbehrlich. Das Teuerste dürfte
die Feinwaage sein.

Aber das günstigste Aufarbeitungsverfahren für daheim ist
wahrscheinlich die Elektro-Raffination in zwei Schritten: zunächst
Rohelektroden gießen und walzen (oder hämmern: man braucht einfach
eine große Oberfläche), diese dann in salpetersaurer Sibernitratlösung
elektrolysieren gibt praktisch reines Feinsilber auf den Kathoden
(Elektrolyt häufiger wechseln, reichert sich mit unedlen Metallen,
hauptsächlich Cu, an - eindampfen und an Edelmetallproduzenten
verkaufen, bringt aber nicht viel, notfalls entsorgen), und der
Anodenschlamm wird abfiltriert, getrocknet und eingeschmolzen zu
Rohgold-Elektroden, die dann in salzsaurer Goldchloridlösung
elektrolytisch raffiniert werden (der entstehende Anodenschlamm ist
wertvoll, enthält viel Pt). Das läßt sich ganz gut im Keller
einrichten und ist ziemlich automatisch (bitte luftdicht einschließen
und Dämpfe zur Neutralisierung durch Natronlauge leiten). Leider
müssen die Kathoden gepflegt werden, weil sich das Reinmetall als
Dendriten abscheidet (was übrigens sehr gegen die These der antiken
galvanischen Münzversilberung spricht - funktioniert einfach nicht).
Die Zellenspannungen sind bloß einige Zehntelvolt (was wiederum _für_
antike galvanische Versilberung spricht), also viele Zellen in Reihe
schalten - Achtung, steht "Ahnung" dran: Strom macht klein, schwarz
und häßlich!), die Stromstärken dagegen sinnvollerweise möglichst
hoch, weil es sonst ewig dauert.
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Die Frage stellt sich nicht, wenn tatsächlich sehr reines Gold
verwendet wurde. Ansonsten wurde halt gesammelt, was da war, die Menge
auf einmal geschmolzen und dadurch homogenisiert, und das Ergebnis
wurde dann eben als Standardlegierung definiert ...
Das klappt aber nicht über Jahre und Jahrzehnte, wenn ständig Gold von
verschiedenen Fundstellen und in unterschiedlichem Feingehalt
angeliefert wird.
Elektron ist eher selten, gediegenes Gold ist ziemlich rein.
Post by Jürgen Clade
Ich vermute - vor dem Hintergrund antiker
Naturphilosophie - etwas ganz anderes: Man wird das "Seifengold" für
eine Art minderwertiges Gold gehalten haben, das durch einen
"Läuterungsprozeß" aufgewertet und verbessert werden muß, bevor man
Münzen daraus machen kann. Die "Qualität" des Goldes wird man an
Merkmalen wie Farbe, Härte und Dichte festgemacht haben, da es ja noch
keine chemische Analytik im heutigen Sinne gab.
Das bezweifle ich ich - die Metallurgen werden sehr wohl gewußt haben,
daß Metalle elementar sind und keiner Transmutation unterliegen, nur
die "Kalzinierungsprozesse" (Oxidation, Sulfidierung) sowie Rösten,
Verhütten und Schlackenbildung wie auch die chemische Lösung in Säuren
waren nicht verstanden. Aber das elementare Verhalten der Metalle
folgt einfach aus der Legierbarkeit (bzw. Amalgamierbarkeit) und der
Trennbarkeit der Legierungen.
Post by Jürgen Clade
Die Veränderung der
chemischen Zusammensetzung, nämlich die Abtrennung des Silbers und damit
Konzentrationserhöhung des Goldes, hat man damals vielleicht noch gar
nicht so begriffen, wie wir das heute tun.
Das glaube ich einfach deswegen nicht, weil für Goldschmiedearbeiten
gezielt unterschiedliche Legierungen in verschiedenen Farben
erschmolzen wurden.
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Münze, die gerade mal vier oder fünf Gramm wiegt, zwischen einem
Goldgehalt von sagen wir 92 % und einem von sagen wir 98 % unterscheiden
kann.
Ich hatte es vorgerechnet. [...]
Nochmal: Es geht nicht um die Unterscheidung einer Goldmünze von einer
Bleimünze mit Goldüberzug - da wären die Dichteunterschiede allerdings
erheblich. Es geht darum, eine Goldmünze mit sagen wir 92 % Feingehalt
von einer solchen mit sagen wir 98 % Feingehalt unterscheiden zu können.
Ich denke, daß genau das geht.
Post by Jürgen Clade
Oder kannst Du mit Deiner einfachen Dichtebestimmung sagen, ob der
Eisenkern in einem 1 Cent-Stück nun 92 oder 98 % des Gesamtvolumens
ausmacht?
Da sind die Dichteunterschiede wohl zu gering - für Goldlegierungen
gilt das aber nicht!
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Sie prüfen eben immer nur die Oberfläche - die Dichtebestimmung testet
aber das gesamte Volumen.
Bei Münzen aus einheitlichem Material spielt das keine Rolle.
Das ist doch gerade die Untersuchungsfrage.
Dann haben wir aneinander vorbeigeredet: Ich war der Ansicht, daß die
Untersuchungsfrage die Unterscheidung einer Münze mit sagen wir 920 fein
von einer mit sagen wir 980 fein ist, wobei beide aus einheitlichem
Material bestehen.
Für "fremde" und "unbekannte" Münzen war diese Prüfung sicher auch
möglich - eine Komplettfälschung (Blei- oder Silberkern) fällt dabei
dann natürlich auch auf. Ich kann mir gut vorstellen, daß der
"Prüfeinhieb" nur dann vorgenommen wurde, wenn eine Münze bei einer
vorangegangenen Gewichts- und/oder Dichteprüfung auffällig war. Grobe
Dichteabweichungen erkennt man schließlich mit dem Meßschieber (bzw.
dem antiken Äquivalent davon): falsche Münzen sind für ihr Gewicht
deutlich zu dick. (Ich weiß nicht, was an der Geschichte bzw. Anekdote
dran ist, daß das archimedische Auftriebsgesetz im Zusammenhang mit
einem betrügerischen Goldschmied, der Silber ins Gold legiert haben
sollte, gefunden worden sein soll - wenn die aus der Antike
überliefert ist, dann wäre das aber ein Beweis dafür, daß man den
Zusammenhang zwischen Feingehalt und Dichte kannte.)
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
(Mir hatte mal einer einer Silbermedaille mit Goldüberzug von 50 g als
Gold angedreht, die mir auch zu dick vorkam - hat er natürlich mit dem
Dichtegutachten wieder zurückgenommen.)
Das dumme heutzutage ist, daß die wenigsten Leute schonmal eine
Goldmünze in der Hand hatten - entsprechend wenige wissen, wie schwer
die Dinger im Vergleich zum heutigen Geld sind. Aber den Feingehalt
erkennt man ohne weiteres nicht am Gewicht.
Deshalb sind Stempelungen vorgeschrieben - wer sowas kauft, sollte
schon ein bißchen Ahnung haben ;-) Eine goldene 50-g-Medaille ist ja
nun nicht gerade ganz billig, da sollte man also schon etwas genauer
hingucken. Ok, ich hatte Glück, daß ich mißtrauisch war und
nachgemessen hatte - der Überzug *war* golden und hatte die Strichpobe
bestanden (das Ding war auch nicht gestempelt).
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Ich erinnere mich ebenfalls, von einfachen
galvanischen Batterien aus dem persischen Raum gelesen zu haben.
Das ist eine Esoterikerlegende. Bei den fraglichen Objekten handelte
<http://doernenburg.alien.de/alternativ/dendera/dend02.php>. Einfach
selbst nachdenken: Die Spannung *eines* solchen "Essigelements" wäre
zum Galvanisieren zu klein, mal ganz abgesehen davon, daß man dafür
extrem viel Strom braucht (Faraday-Konstante), ein extrem
unwirtschaftliches Verfahren für Massenprodukte wie Münzen. Es hätten
also ziemlich viele elektrotechnische Grundkenntnisse (Kirchhoff'sche
Gesetze, Leiter und Isolationen) bekannt sein müssen, um Batterien
bauen zu können, dann wäre sicher auch mal (bei Kurzschlüssen) die
Wärmewirkung des Stroms aufgefallen) - das hätte alles viel mehr
Spuren in der Geschichte hinterlassen. Die Antike kannte keine
Elektrizität.
Ich habe auch schon gelesen, daß die Geschichte von den galvanischen
Batterien angezweifelt wird. Aber ich persönlich bezweifle nur den Teil,
der besagt, die Dinger wären den Menschen von Aliens gegeben worden ;-).
Warum sollte man nicht schon in der Antike eine Methode zur
Galvanisierung entdeckt haben?
Wie denn? Die Elektrizität entzieht sich der sinnlichen Wahrnehmung -
wie also soll man die Gesetze von Potentialunterschieden, Stromstärken
Leitfähigkeiten erkennt haben? (Und ohne geht es eben nicht.) Wenn das
wirklich mal bekannt wird, dann hinterläßt so ein Wissen auch
dokumentarische Spuren.
Post by Jürgen Clade
Und nach Franks Angaben haben
experimentelle Archäologen bereits zeigen können, daß es funktioniert.
Die Leute können viel behaupten, und Papier ist auch geduldig ...
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jürgen Clade
Denkbar, würde aber bei dem von Frank genannten Kupellationstest
auffallen, ebenso beim Behandeln mit Scheidewasser.
Das sind aber im Gegensatz zur Dichtemessung keine zerstörungsfreien
Prüfverfahren.
Richtig. Aber bei Edelmetallmünzen genügt es ja, vom Rand eine kleine
Probe abzuschneiden und zu prüfen, und wenn die Münze ok ist, kann man
sie recyceln.
Insofern die Prägung nicht nur den Feingehalt garantieren sollte,
sondern auch ein Zertifikat über das Gewicht war, war die Münze
dadurch im Wert mindestens vermindert, wenn nicht gar sehr stark
vermindert (wer nimmt beschnittene Münzen schon noch an?). Das konnte
man sich also höchstens als Wareneingangskontrolle im
Metallschmelzbetrieb erlauben, und da macht man es anders: die
Lieferung wird eingeschmolzen (und geschieden), der Feingehalt wird
bestimmt und der Liefernant anschließend danach bezahlt. Für
Geldwechsler ist das nichts.
Post by Jürgen Clade
Post by Ralf Kusmierz
Für eine EDX-Analyse muß man das Objekt erst einmal reinigen, und das
werden sich die Eigentümer antiker Münzen gewöhnlich verbitten.
Bei antiken Goldmünzen genügt eine Reinigung mit sagen wir Aceton (um
Fettspuren zu beseitigen), evtl. auch im Ultraschallbad. Was soll der
Münze dabei schon passieren?
Au weia! Die Putzwut ist bei Antiquitäten aus der klassischen Antike
nun wirklich vorbei. Goldmünzen sind eine Ausnahme, die können (müssen
aber nicht) unter der Schmutzkruste wirklich sehr gut erhalten sein,
aber in aller Regel findet man Münzen in verschiedenen Stadien der
Korrosion vor - die mehr oder weniger dicke Kruste ist praktisch
Bestandteil der Münze und besteht selbst teilweise aus dem
(korrodierten) Münzmetall - der Übergang von "äußerer" Verschmutzung
zur "Patina" ist nicht einmal gut definiert. Eine antike Münze zu
reinigen ist Sache erfahrener Konservatoren, die sehr genau wissen,
was sie tun, und praktisch jedes Staubkorn einzeln unter dem Mikroskop
abpuhlen. Wenn man anders vorgeht, bedeutet jede Reinigung praktisch
die Zerstörung des Objekts, mal ganz abgesehen davon, daß man den
"Schmutz" selbst als archäologisches Objekt betrachten kann, der
einiges über die Geschichte der Münze und ihre Besitzer aussagen kann.

Nimm mal an, damals wären Asse mit Olivenöl poliert worden, um sie
schön sauber zu halten und gegen Korrosion zu schützen: was ist wohl
archäologisch interessanter: das As an sich, das nicht sooo selten
ist, aber eine Analyse der Ölspuren, die auf die damaligen
Lebensbedingungen und die Herkunft des Öls hinweisen könnten?


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Frank Markopoulos
2006-07-27 18:07:00 UTC
Permalink
Post by Jürgen Clade
Ich kenne die Abhängigkeit der Härte vom Kupfergehalt nicht, aber ein
anderer Grund, Kupfer hinzuzulegieren, fällt mir nicht ein.
Münzverschlechterung kann es in dieser Zeit nicht mehr gewesen sein,
weil die Zusammensetzung der Legierung genau vorgeschrieben war und
sich der Wert nach dem Feingehalt, nicht nach dem Münzgewicht,
richtete.
Genauso.

In der Antike war Kupfer- oder Silberzusatz zum Gold _immer_ Ausdruck
inflationärer Münzverschlechterung.

Wobei "man" dabei ja auch viel gelernt hat - Du weißt schon: Dreistoff-
system, Gibbssches Dreieck...

Nur mit Silber legiert ergibt sich selbst bei noch recht "ordentlichen"
Goldgehalten (> 70%) eine viel zu weißlich-silberige Farbe (genauer: so
ein häßlicher Grünton); nur mit Kuper dito ein allenfalls etwas
"messinghafter" Kupferton. Erst wenn man das "richtige" Mischungsver-
hältnis Gold-Silber-Kupfer nimmt, kann man auch mit ganz wenig Gold (in
Gewichts-%) recht hübsche Goldtöne hinbekommen. Das hat man so gut erst
im "Goldland Indien" hinbekommen, als die dort unter den "Kidariten"
Inflation hatten (Anfang/Mitte 5. Jh.u.Z.). Ein diesbezüglich supergutes
Gemisch ist (in antiker Schreibweise mit "Teilen") "3-5-3", also 3 Teile
Gold, 5 Teile Silber, 3 Teile Kupfer - d.h. ca. 27% Goldgehalt, trotzdem
aber eine recht "goldgelbe" Farbe. Zugleich liegt diese Mischung in
einem ausgeprägten Eutektikum, sie hat also einen besonders niedrigen
Schmelzpunkt und kann deshalb auch leicht heißgeprägt werden.
Post by Jürgen Clade
Gerade dieses Gold enthält häufig Silber als Nebenbestandteil, noch
dazu in wechselndem Verhältnis. Für eine Währung, deren Wert vom
Feingehalt der Goldmünzen abhängt, in dieser Form denkbar ungeeignet.
Genau.

Ursprünglich hat man ja Elektron (also die natürlich vorkommende Silber-
Gold-Legierung) benutzt. Nur war da eben das Problem des sehr
unterschiedlichen Feingehaltes, deshalb ging man, sobald man das
Scheideverfahren besser beherrschte, zum reinen Edelmetall über (im
griechischen Raum war das Silber - weil das für "normale" Zahlungs-
vorgänge wegen des geringeren Wertes als das wie gesagt damals irre
seltene Gold besser geeignet war und zu "handlicheren" Münzen führte).

Deshalb ist auch von der frühgriechisch-archaischen Münzprägung nur noch
ein kleiner Teil überliefert (und zwar schwerpunktmäßig besonders kleine
Münzen aus "Streufunden", die damals den Leuten halt runtergefallen
sind: "hoppla"), weil man das Elektron später wieder einzog und in Gold
und Silber trennte. Deshalb gibt es auch immer gleich "Bedenkenträger",
wenn mal durch Zufallsfunde bisher nicht bekannte _große_ archaische
Elektronmünzen auftauchen. (Da gab's so einen immer noch in der Fachwelt
_heftigst_ umstrittenen Fund von Elektron-Stateren aus Klazomenai, die
sofort zu "raffinierten Fälschungen" erklärt wurden, nur weil bisher
vergleichbare Stücke nicht bekannt waren. Die gefundenen Exemplare waren
nun auch noch von völlig abgenutzten Stempeln geprägt - also muß es
damals riesige Mengen davon gegeben haben, und da waren diese Typen
bisher nicht bekannt?!? Ich halte sie trotzdem für eindeutig echt, eben
wegen der gerade genannten Tatsache, daß die allermeisten frühen Münzen
ein- und umgeschmolzen wurden...)
Post by Jürgen Clade
Ich bezweifle aber, daß die Verdrängungsmethode bei einer einzelnen
Münze, die gerade mal vier oder fünf Gramm wiegt, zwischen einem
Goldgehalt von sagen wir 92 % und einem von sagen wir 98 %
unterscheiden kann.
Dito.

Es ging nur darum, _massive_ Beimengungen erkennen zu können.
Post by Jürgen Clade
MfG,
Jürgen
So long...
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Es ist ein Lichtblick das die Jugend für konserverative Werte nicht verloren
ist. [...] Schwule und Lesben sind Unfälle der Natur, Pannemänner und wider-
natürlich. Das sich Menschen vor diesen Pannemännern ekeln ist eine natürliche
Reaktion [...], denn Homosexualität ist eine Abnormität (Roland Theis, 7.5.02)
Frank Markopoulos
2006-07-26 18:44:00 UTC
Permalink
Post by Jürgen Clade
Bei antiken Münzen würde ich davon ausgehen, daß der Schrötling aus
einheitlichem Material besteht.
Jein. "Plattierte" Münzen (mit Silberfolienauflage - oder mit relativ
dicker Amalgamvergoldung) gab's damals schon. Die ersteren waren - da
ohnehin primär für den Inlandsmarkt gedacht - offizielle staatliche(!)
"Fälschungen"; die vergoldeten Stücke, die im Fernhandel natürlich ganz
schnell aufgefallen wären (wenn schon keine sonstige Prüfung: "Prüfein-
hiebe", um erkennen zu können, ob die Stücke auch im Innern aus Gold
bestehen, waren die _üblichste_ "erste, grobe" Testmethode...), waren
Produkte privater Fälscher, gedacht nur für "Ahnungslose" Leute im
"Binnenmarkt". Davon haben sich verständlicherweise nur relativ wenige
Stücke erhalten (ich gehe davon aus, daß die gerade in spätrömischer
Zeit, als Goldmünzen immer "normaler" wurden, immer häufiger vorkamen,
aber natürlich dann auch nach dem Erkennen sofort aus dem Verkehr
gezogen wurden).
Post by Jürgen Clade
Außerdem hat auch EDX eine nicht
unbeträchtliche Eindringtiefe: Bei den alten Pfennigstücken der
Bundesrepublik hat man immer auch das Eisen durch die Kupfer- bzw.
Messingauflage "durchschimmern" sehen.
Kommt das nicht eher daher, daß das Fe nach außen in die dünne Cu-
Auflage diffundiert??
Post by Jürgen Clade
MfG,
Jürgen
So long...
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Ichhabe mehr Furcht vor der Scrupellosen Wissenschaft als vor einem 3. Welt-
krieg. Dies kommt mir so vor als würden sie in einem Sprechstofflager mit
Streichhölzern spielen mit ihren immer größer werdenden versuchen.
(der Christ ***@t-online.de zeigt am 24.07.06 im ds-WC Durchblick)
Jürgen Clade
2006-07-27 09:59:40 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Jein. "Plattierte" Münzen (mit Silberfolienauflage - oder mit relativ
dicker Amalgamvergoldung) gab's damals schon. Die ersteren waren - da
ohnehin primär für den Inlandsmarkt gedacht - offizielle staatliche(!)
"Fälschungen"; die vergoldeten Stücke, die im Fernhandel natürlich ganz
schnell aufgefallen wären (wenn schon keine sonstige Prüfung: "Prüfein-
hiebe", um erkennen zu können, ob die Stücke auch im Innern aus Gold
bestehen, waren die _üblichste_ "erste, grobe" Testmethode...), waren
Produkte privater Fälscher, gedacht nur für "Ahnungslose" Leute im
"Binnenmarkt". Davon haben sich verständlicherweise nur relativ wenige
Stücke erhalten (ich gehe davon aus, daß die gerade in spätrömischer
Zeit, als Goldmünzen immer "normaler" wurden, immer häufiger vorkamen,
aber natürlich dann auch nach dem Erkennen sofort aus dem Verkehr
gezogen wurden).
Beim "Prüfeinhieb" würde ich hinsichtlich Goldauflagen ein Problem
sehen: Berzelius schreibt, daß eine Goldauflage so weich ist, daß man
sie auch dann nicht erkennt, wenn man die Münze mit einer Schere
auseinanderschneidet - das weiche Gold wird von der Schere gewissermaßen
über die Schnittfläche gezogen und bedeckt diese.
Post by Frank Markopoulos
Post by Jürgen Clade
Außerdem hat auch EDX eine nicht
unbeträchtliche Eindringtiefe: Bei den alten Pfennigstücken der
Bundesrepublik hat man immer auch das Eisen durch die Kupfer- bzw.
Messingauflage "durchschimmern" sehen.
Kommt das nicht eher daher, daß das Fe nach außen in die dünne Cu-
Auflage diffundiert??
Das bezweifle ich. Außerdem würde das nicht erklären, weshalb der
Eisen-Peak im Spektrum umso größer wird, je höher man die
Elektronenenergie und damit die Eindringtiefe wählt.

MfG,
Jürgen
Frank Markopoulos
2006-07-27 18:22:00 UTC
Permalink
Post by Jürgen Clade
Beim "Prüfeinhieb" würde ich hinsichtlich Goldauflagen ein Problem
sehen: Berzelius schreibt, daß eine Goldauflage so weich ist, daß man
sie auch dann nicht erkennt, wenn man die Münze mit einer Schere
auseinanderschneidet - das weiche Gold wird von der Schere
gewissermaßen über die Schnittfläche gezogen und bedeckt diese.
Das ist nachvollziehbar. Es ging aber nur um Amalgamvergoldung (oder
dünne Blattgoldauflagen), bei denen dieser Effekt so nicht auftritt. Ich
habe so eine antike Goldmünzenfälschung mal gesehen: die Vergoldung war
ganz dünn. Das wäre schon nach _kürzester_ Zirkulation aufgefallen, wenn
da der Kupfer-Blei-Kern durchschimmerte... Numismatisch interessant
daran war, daß der Stempel ersichtlich kein staatlicher war (wie bei den
silber-plattierten Münzen als Produkte der _offiziellen_ Münzstätten),
aber trotzdem eine erstaunliche stilistische Qualität aufwies.
Post by Jürgen Clade
MfG,
Jürgen
So long...
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Da kommt der fünfte Punkt und der sechste Punkt, kommen sicherlich die Fragen:
gleichge-, nicht gleichgeschl-, sondern ob ich auch... äh... äh... Asylgründe
schaffe außerhalb der politischen und der rassistischen Verfolgung, also auch
Gründe... äh... wenn - aus - wenn [...] (Herr stOIber sieht voll durch)
Frank Markopoulos
2006-07-25 14:42:00 UTC
Permalink
Post by Jürgen Clade
Post by Frank Markopoulos
Antike Edelmetallprägungen waren an sich generell zeitlich
_unbegrenzt_ umlauffähig. Was sie allenfalls aus dem Markt drängte,
war das Gresham- Kopernikanische Gesetz des Münzumlaufs ("Die
schlechtere Münze verdrängt die bessere aus der Zirkulation").
Solange aber - und das war gerade in Byzanz so!! - der Solidus eben
der SOLIDE war (*immer* genau(!) 1/72 des Röm. Pfundes in feinstem
Golde, über ca. 7 Jahrhunderte lang!!), warum sollten alte Münzen
dann ersetzt werden?!
Da hätte ich als Chemiker mal eine Frage: Wurde tatsächlich
"feinstes" Gold verwendet?
Ja ... okay, zumindest "meist" ... dazu gleich mehr. :-)
Post by Jürgen Clade
Ich würde das für Umlaufmünzen für ziemlich ungeeignet halten (zu
weich; die Münzen dürften sich ziemlich schnell abnutzen).
Eben.

Darum geht's doch die ganze Zeit. ;-)

Was denkst Du, _wie_ schnell gerade Solidi im Umlauf abgewetzt wurden?!
_Weil_ sie so einen hohen Feingehalt hatten!

Wie ich hier schon schrieb:

In der "frühen Römerzeit" waren die Goldmünzen zwar auch aus feinem
Gold, aber
a) sie zirkulierten kaum (erinnere Dich an meinen Vergleich mit dem
"5000-Euro-Schein" ;-)
und
b) sie waren von EXTREM hohem Relief, so daß der Abrieb allenfalls den
Lorbeerkranz auf dem Kaiserkopf betraf, sowie die Rückseite.

In der Spätantike/byzantinischen Epoche wurde das Relief aber immer
flacher (diese Münzen muten dadurch schon fast "modern" an, denn auch
heute wird de facto nur mit EXTREM flachem Relief gearbeitet), so daß
der Abrieb schneller auffiel. Gerade bei den Solidi, deren "Standard-
typ" eine (stilisierte) Kaiserbüste VON VORN war. Da war immer zuerst
die Nase vom Kaiser weg... ;-(
Post by Jürgen Clade
Und wie wurde die Goldqualität damals beurteilt/sichergestellt?
Zuerst zur "Sicherstellung" - die erfolgte bei der Goldscheidung. Ich
schmeiße Dir jetzt einfach mal einen Begriff an den Kopf: "Zementation".
:-) (Silber-Auslösung durch Silberchloridbildung über NaCl.) Das sagt
Dir als Chemiker doch sicher was? Oder muß ich ins Detail gehen? ;-)

Damit kann ein extrem reines Gold erzeugt werden, vor allem in zwei
Schritten.

"Beurteilung": Strichprobe auf einem Prüfstein: Nachweisgrenze ca. 93%
(höhere Gehalte lassen sich auch von einem erfahrenen Experten nicht
mehr unterscheiden).

Andere (weitgehend zerstörungsfreie) Verfahren gab es in der Antike de
facto nicht. Aber die o.g. Genauigkeit genügte "für den Alltag" schon.

Die letzte Gewißheit bekam man eh nur beim Umschmelzen/Nachscheiden im
Schmelzofen. Das haben wohl auch die Inder/Kushana so gemacht. Die haben
von den Römermünzen immer ein Stückchen abgehackt, dann diese Stückchen
zusammengeschüttet und umgeschmolzen ("zementiert"). Wenn nun eine
Gewichtsdifferenz "vorher"/"nachher" auftrat (wenige Prozent zählten
sicher nicht wirklich), dann war das Gold nicht fein genug und es mußte
über Nachzahlungen in entsprechender Höhe bezogen aufs Gesamtgewicht
verhandelt werden. :-)

Die "Restteile" der Münzen werden immer wieder mal in Indien gefunden.
Ich habe sowas sogar in meiner Sammlung: ein extrem seltener Aureus des
Hadrian, von dem halt ein Drittel fehlt; zum Glück an einer eher weniger
störenden Stelle (nur das Büstenunterteil und auf der Rückseite fehlt
lediglich der "nicht relevante" Legenden-/Motivteil) - meist ist's
nämlich genau umgedreht, ich nenne das immer flapsig "das Butterbrot-
gesetz der Numismatik: "Die historisch interessante(re) Seite/Legende
ist in der Praxis meist schlecht erhalten."

Byzantinische Solidi trugen jedenfalls zurecht das staatliche Echtgold-
Siegel "OB" für "(aurum) OBryzum" = "geläutertes Gold"; manchmal auch in
der Form der Nennung des zuständigen Beamten "COM(es auri) OB(ryzum)",
der den Feingehalt der Rohschmelze kontrollierte (möglicherweise über
das o.g. Nach-Zementationsverfahren mit einer kleinen Probe) und dann
bestätigt hat - wie heute ja auch die Goldstempel auf Schmuckstücken
etc.

BTW: Das "OB" ist zugleich das griech. Zahlzeichen für "72", d.h. 72
dieser Münzen ergaben ein römisches Pfund. Die Alten *liebten* solche
Zahlenspielchen/Doppeldeutigkeiten... ;-)
Post by Jürgen Clade
Gibt es moderne analytische Untersuchungen zur genauen Zusammensetzung
antiker Münzen (beispielsweise EDX, funktioniert zerstörungsfrei)?
Jede Menge. :-)

Literaturtip (mit VIELEN weiterführenden Hinweisen): Hasso Moesta und
Peter Robert Franke: "Antike Metallurgie und Münzprägung", Birkhäuser-
Verlag 1995, ISBN 3-7643-5166-7

Darin auch viele Einzelanalysen, sowohl mit der die Münzen (z.T.)
zerstörenden "naßchemischen" Methode, als auch mit der zerstörungsfreien
Mikrosonde bzw. Neutronenaktivierung (z.T. an Abstrichen) zur Analyse
von Spurenelementen, die Aufschluß geben über die konkrete Herkunfts-
Mine des Metalls, was historisch meist höchstgradig interessant ist.

Antike Goldmünzen haben demnach meist einen Feingehalt von >99%, auf
jeden Fall fast immer >95%. Geringere Gehalte sind dann schon einer
inflationsbedingten Münzverschlechterung zuzuschreiben - oder es handelt
sich um frühgriechische Münzen, wo man das Scheideverfahren noch nicht
so 100%ig beherrschte und/oder gleich natürliches Elektron nahm (frei
vorkommende Silber-/Gold-Legierung; Goldgehalt zwischen 50...60%, z.T.
bis 80%, aber dann wurde schon meist künstlich mit zugekauftem Silber
auf ca. 55% "runterlegiert" - zu verschenken hatte ja keiner was... ;-).

HTH.
Post by Jürgen Clade
MfG,
Jürgen
So long...
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"ich glaube nicht dass das Deutsche Volk einen Massenmord begangen hat, es
hat nichtmal eine Zustimmung zu einem solchen gegeben" "Ups. Dann war das
Deustche Volk also komplett auf Mallorca versammelt, als die armen 6 Millio-
nen Juden Selbstmord begangen haben?" (Carla Schneider und Ulrich Trettner)
Jürgen Clade
2006-07-26 06:46:25 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Post by Jürgen Clade
Und wie wurde die Goldqualität damals beurteilt/sichergestellt?
Zuerst zur "Sicherstellung" - die erfolgte bei der Goldscheidung. Ich
schmeiße Dir jetzt einfach mal einen Begriff an den Kopf: "Zementation".
:-) (Silber-Auslösung durch Silberchloridbildung über NaCl.) Das sagt
Dir als Chemiker doch sicher was? Oder muß ich ins Detail gehen? ;-)
Ah - klingt wie eine "Trockenvariante" von Königswasser. Statt einer
Salzsäure/Salpetersäure-Mischung schmilzt man die Au/Ag-Legierung mit
einer Salpeter/Kochsalz-Mischung, richtig? Gibt unlösliches
Silberchlorid und lösliches Tetrachloroaurat. Die "Zementation" ist
allerdings nur der zweite Schritt: Man taucht ein unedles Metall in die
Aurat-Lösung, aus der sich dann das Gold auf dem unedlen Metall abscheidet.
Post by Frank Markopoulos
Damit kann ein extrem reines Gold erzeugt werden, vor allem in zwei
Schritten.
Ja, das Gold ist dann schon sehr sauber.
Post by Frank Markopoulos
"Beurteilung": Strichprobe auf einem Prüfstein: Nachweisgrenze ca. 93%
(höhere Gehalte lassen sich auch von einem erfahrenen Experten nicht
mehr unterscheiden).
Da müßte ich nochmal bei Berzelius nachlesen, der macht sehr
ausführliche Angaben zu derlei Prüfverfahren (Lehrbuch der Chemie,
erschienen um 1836).
Post by Frank Markopoulos
BTW: Das "OB" ist zugleich das griech. Zahlzeichen für "72", d.h. 72
dieser Münzen ergaben ein römisches Pfund. Die Alten *liebten* solche
Zahlenspielchen/Doppeldeutigkeiten... ;-)
Dahinter dürfte das auch noch in Preußen bis 1871 (!) verwendete
Zwölfersystem stecken: 72 = 6*12 (Preußen: 1 Thaler = 30 Silbergroschen
= 360 Pfennige, d.h. 1 Silbergroschen = 12 Pfennige; das Dezimalsystem
kam erst 1871 mit 1 Mark = 100 Pfennige, wie wir es auch noch von früher
kennen).
Post by Frank Markopoulos
Post by Jürgen Clade
Gibt es moderne analytische Untersuchungen zur genauen Zusammensetzung
antiker Münzen (beispielsweise EDX, funktioniert zerstörungsfrei)?
Jede Menge. :-)
Literaturtip (mit VIELEN weiterführenden Hinweisen): Hasso Moesta und
Peter Robert Franke: "Antike Metallurgie und Münzprägung", Birkhäuser-
Verlag 1995, ISBN 3-7643-5166-7
Vielen Dank für diesen Tip!

MfG,
Jürgen
Frank Markopoulos
2006-07-26 19:24:00 UTC
Permalink
Post by Jürgen Clade
Ah - klingt wie eine "Trockenvariante" von Königswasser. Statt einer
Salzsäure/Salpetersäure-Mischung schmilzt man die Au/Ag-Legierung mit
einer Salpeter/Kochsalz-Mischung, richtig?
Ich kenne es genau wie in <9y$***@fm666.dialin.t-online.de>
beschrieben. Also Eisensulfat statt Salpeter.
Post by Jürgen Clade
Gibt unlösliches Silberchlorid und lösliches Tetrachloroaurat.
Nööö. Das Gold wird doch dabei m.E. gar nicht angegriffen. Oder liege
ich hier so flacsh? Dann beschreiben das aber auch Moesta/Franke
unkorrekt. Deshalb schrieb ich ja schon, daß Du als Experte ggf. schnell
die "Schwachpunkte" dieses Buches finden dürftest. Ich bin nämlich
_kein_ Metallurg.
Post by Jürgen Clade
Post by Frank Markopoulos
BTW: Das "OB" ist zugleich das griech. Zahlzeichen für "72", d.h. 72
dieser Münzen ergaben ein römisches Pfund. Die Alten *liebten*
solche Zahlenspielchen/Doppeldeutigkeiten... ;-)
Dahinter dürfte das auch noch in Preußen bis 1871 (!) verwendete
Zwölfersystem stecken: 72 = 6*12 (Preußen: 1 Thaler = 30
Silbergroschen = 360 Pfennige, d.h. 1 Silbergroschen = 12 Pfennige;
das Dezimalsystem kam erst 1871 mit 1 Mark = 100 Pfennige, wie wir es
auch noch von früher kennen).
Jep.

Das römische Währungssystem ist ja an sich verdammt logisch aufgebaut.

Die "Wertbasis" war immer der Aureus/Solidus - und der war in der Tat
gewichtsmäßig eine Ableitung des Duodezimalsystems bezogen aufs Römische
Pfund Gold: Zunächst 1/42, dann über 1/48 und 1/60 zum Solidus mit 1/72.

Auch ansonsten war das Verhältnis sehr praktikabel (deshalb auch für
einfache Leute leicht merkbar): Zweierpotenzen mit einem dezimalen
"Überbau" - in der frühen Römischen Kaiserzeit (Augustus bis Mitte 3.
Jh.) sah das so aus:

1 Denar (Ag) = 2 Quinare (Ag) = 4 Sesterzen (Messing) = 8 Dupondien
(Messing oder Cu) = 16 Asse (Cu) = 32 Semise (Cu) = 64 Quadranten (Cu).
(Die beiden letztgenannten waren nur _extrem selten_ geprägtes Kleinst-
und Wechselgeld.)

Die Rechnungseinheit war der _Sesterz_. Man hatte also in der Praxis
meist mit 4-Sesterz-Stücken zu tun (silberne Denare; die zahlenmäßig
wohl häufigste Münze der frühen Römischen Antike), den Sesterzen selber
(ca. 25 g schwere, hochdekorative Münzen), bzw. 1/4 Sesterzen (Asse -
ca. 10 g schwer); Quinare (ca. 1,7 g Ag) wurden nur extrem selten
geprägt, und Dupondien (etwa 12 g Messing oder Cu) nicht allzuoft.

"Über" diesem System "saß" der goldene Aureus: ca. 8 (später 7,2) g
schwer, und genau 25 Denare oder *100 Sesterzen* wert, was sich auch
leicht merken/umrechnen ließ.
Post by Jürgen Clade
MfG,
Jürgen
So long...
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| rank aus Leipzig | \/ <--- bitte in Rosa ausmalen!
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GCC dpu- s:++ C++$ a++ N+++ w-- PS++ PE- Y++ PGP+++ tv- b++ e+++ h- r++ y++**
Als es die Götter nicht mehr gab, und Christus noch nicht, war zwischen
Cicero und Marcus Aurelius ein einmaliger Augenblick entstanden, in dem
der Mensch für sich existierte. (Gustave Flaubert)
Jürgen Clade
2006-07-27 10:04:19 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Post by Jürgen Clade
Ah - klingt wie eine "Trockenvariante" von Königswasser. Statt einer
Salzsäure/Salpetersäure-Mischung schmilzt man die Au/Ag-Legierung mit
einer Salpeter/Kochsalz-Mischung, richtig?
beschrieben. Also Eisensulfat statt Salpeter.
Post by Jürgen Clade
Gibt unlösliches Silberchlorid und lösliches Tetrachloroaurat.
Nööö. Das Gold wird doch dabei m.E. gar nicht angegriffen. Oder liege
ich hier so flacsh? Dann beschreiben das aber auch Moesta/Franke
unkorrekt. Deshalb schrieb ich ja schon, daß Du als Experte ggf. schnell
die "Schwachpunkte" dieses Buches finden dürftest. Ich bin nämlich
_kein_ Metallurg.
Mit Eisensulfat und Kochsalz ist es möglich, daß das Gold nicht
angegriffen wird. Mit Königswasser (Salpetersäure/Salzsäure) dagegen schon.

MfG,
Jürgen
Jan Beaufort
2006-07-26 21:22:06 UTC
Permalink
Frank Markopoulos schrieb:

[...]
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
(Ich wiederhole meinen Haupteinwand: Woher hat er das Gold dafür?
Gute Frage. Hypothese: existierende Goldmünzen wurden eingesammelt
und umgeprägt.
Abgesehen davon, daß es sowas durchaus zu den verschiedensten Zeiten
gegeben hat (und dann von den Numismatikern immer ganz besonders genau
untersucht wird: "Warum, wieso, weshalb, von wem, wann, wozu?"): Es gab
gerade bei den Byzantinern eben kein "dynastisches Denken" in Bezug auf
die _fernen Vorfahren/Vorgänger_ (nur die jeweils eigene, meist sehr
junge, Dynastie spielte, wenn überhaupt, eine Rolle).
Woher weißt aber Du, wie in Byzanz zwischen - sagen wir - Phokas und
Konstantin VII. über die je eigene Dynastie gedacht wurde? Welche antike
oder frühmittelalterliche Primärquelle haben wir denn, um uns über diese
Thematik informieren zu können?
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Wieviel Gold hätte ein Fälscher schätzungsweise gebraucht?
GIGANTISCHE Mengen.
Leider fehlen gerade zu diesem (mich eigentlich sogar mehr als die
"reine" Numismatik interessierenden...) Themenkreis (Währungs- und
Geldgeschichte) gute Forschungen.
In aller Kurzform: Der Wert der Edelmetalle (INSBESONDERE des Goldes!)
war in der Antike rein kaufkraftmäßig DEUTLICH höher als heute (trotz
des aktuellen Goldpreisbooms!). Und bis Ende des 3. Jh. wurde auch von
den Römern Gold nur im Rahmen von Spezial- oder Sonderprägungen
ausgegeben. Es war gedacht als Sondergratifikation für (siegreiche)
Soldaten bzw. als Fernhandelsgeld. In letzterer Eigenschaft unterlag es
sofort am "Zielort" wieder der Einschmelzung.
In den "klassischen" Jahrhunderten des Römerreiches (1.v.u.Z. - Anfang
4.u.Z.) hat deshalb auch "Iulius Normalrömer" ;) eher nie eine Goldmünze
gesehen (auch der "gehobene Mittelstand" nicht; ein moderner 500-Euro-
Schein wäre so gesehen eher "Kleingeld" - wenn es aber einen 5000,- EUR-
Schein gäbe, wäre das was heute etwa Vergleichbares ... ;-).
Das "Gold der Römer" lag in "gebundener" Form vor: Im Aerarium
(Staatsschatz; ungeprägt, in Form von Kultgegenständen, etc.) und vor
allem in Form von _öffentlichen Kunstwerken_ (goldene Götterstatuen in
den Tempeln, Tempelschätze, etc.)
Mit der Machtergreifung durch die Christen wurden diese "Quellen"
erschlossen (----> Tempelstürmerei!) und der Wert des Goldes sank
rapide.
An welche Zeit und welche Ereignisse denkst Du da? (Und evt. auch hier:
Auf welche Primärquelle beziehst Du Dich?)
Post by Frank Markopoulos
"Plötzlich" war zunächst so ein Solidus nicht mehr eine Art
5000-Euro-Schein, sonden bald nur noch ein 500-Euro-Schein, und in
byzantinischer Zeit, als _alles_ "öffentliche" Gold eingeschmolzen und
als Münzen im Umlauf war, war der Solidus so etwa das, was heute der 50-
Euro-Schein ist. Jeder hatte immer ein paar in der Tasche...
Auch hier wieder: Auf welche Informationen aus welchen Primärquellen
beziehst Du Dich?
Post by Frank Markopoulos
Und zu dem Zweck brauchte man IRRSINNS-Mengen an Gold...
Hunderte von Tonnen(!) geprägten Goldes waren regelmäßig in Byzanz im
Umlauf. Genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln, nur Schätzungen sind
möglich...
Hier ACK. Dieser Umstand kommt ja einer Argumentation entgegen, die
dahin geht, dass Gold eingesammelt und neu geprägt wieder in Umlauf
gebracht wurde.
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Woher kennst andererseits Du die Zeitläufte, die eine solche Ab- und
Zunahme des Prägeumfangs erklären könnten?
Ganz einfach: Gerade in Byzanz ist ein schon "an sich" in der Antike zu
beobachtender Effekt zu beachten, der uns heute leider fremd geworden
ist - mit unseren laufenden Währungsreformen (allein den letzten hundert
Jahren diverse, nicht kompatible Erscheinungsformen der Mark: Silbermark
der Kaiserzeit, Alu-Inflationsmark, "Goldmark" in Silber der WR, Nazi-
Silbermark, BRD-Mark, "DDR"-Mark, Euro): Der "Ewigkeitscharakter" des
Geldes.
Antike Edelmetallprägungen waren an sich generell zeitlich _unbegrenzt_
umlauffähig. Was sie allenfalls aus dem Markt drängte, war das Gresham-
Kopernikanische Gesetz des Münzumlaufs ("Die schlechtere Münze verdrängt
die bessere aus der Zirkulation"). Solange aber - und das war gerade in
Byzanz so!! - der Solidus eben der SOLIDE war (*immer* genau(!) 1/72 des
Röm. Pfundes in feinstem Golde, über ca. 7 Jahrhunderte lang!!), warum
sollten alte Münzen dann ersetzt werden?! Diese Arbeit sparte man sich.
Vor allem, da gerade in Byzanz die HERRSCHER-Propaganda auf Münzen de
facto unbedeutend war (im Unterschied zur frührömischen Zeit) - es ging
mehr um die religiöse Aussage (von der der Herrscherkult nur ein TEIL
war!), und da waren *alle* byzantinischen Münzen christlich, und also
inhaltlich okay.
D.h., nachdem der "allg. Geldumlauf" erstmal abgedeckt war, mußten nur
noch "verschlissene" Münzen ersetzt werden - deshalb fiel in der "PhZ"
der Prägeumfang ab: die vorherigen Kaiser (gerade Justinian I mit seinen
_gigantischen_ Serien!) hatten nämlich schon "ganze Arbeit geleistet".
Hochinteressant, dass gerade Justinian soviel Gold in Umlauf gebracht
hat. Entspricht der enormen historischen Bedeutung dieses Kaisers.
Post by Frank Markopoulos
Ist wie mit den Euros. Da sind die von Anno 2002 auch die häufigsten -
in späteren Jahren erfolg(t)en nun nur noch "Ersatzprägungen"...
Eine vorstellbare, aber m. A. n. keineswegs zwingende Erklärung. Wir
sprechen schließlich über eine dreihundertjährige Entwicklung ...
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Mann, daß so ein _Fälschergenie der Superklasse_ keine sonstigen
Spuren hinterlassen hat?!? Während "Kujau" ja schon fast ein
Gattungsname für "Fälscher" ist.
Welche Spuren hinterlässt denn ein Münzfälscher außer Falschmünzen?
Wenn's den Zeitgenossen auffällt: literarische.
Deshalb kennen wir ja z.B. noch Alexander von Abonuteichos durch den
Essay von Lukian (Alexander war ja i.w.S. eine Art "Fälscher" -
Eine hochinteressante Figur, dieser Alexander. Ob er wirklich ein
Fälscher war, ist vielleicht Ansichtssache. Aber Münzprägung und
religiöses Interesse scheinen bei ihm Hand in Hand gegangen zu sein. So
etwas wäre auch für einige oströmische bzw. byzantinische Kaiser
vorstellbar.
Post by Frank Markopoulos
ein
raffinierter religiöser Scharlatan, der fast mit einem Paulus mithalten
konnte, dem Erfinder der Mysterienreligion "Christentum" um eine nie
existierende Gestalt, der Paulus den Namen "Jeshua ben Joseph" gab).
Ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht Paulus der Erfinder der
Jesusreligion oder des Christentums ist (beide sind zu unterscheiden).
Ein mystischer Retter Israels mit Namen Jeshua spielt wohl schon in der
nachexilischen jüdischen Literatur eine bedeutende Rolle. Die älteste
Erzählung über den uns bekannten Jesus dürfte das Markusevangelium sein.
Es benutzt - wie Carotta gezeigt hat - die Caesarbiographie als Vorlage.
(Das Christentum ist ohnehin älter als Jesus - vgl. etwa die Bücher von
Hermann Detering.)
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
In der von mir nicht ohne Hintergedanken erwähnten "Divi"-Serie des
Traianus Decius ist das nämlich so. Sein Namensgeber Traian ist
^^^^^^^^^^^^^^^ ^^^^^^
der regierte *249-251 u.Z.*!! reg. 98-117 u.Z.
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
darin ca. 20mal häufiger vertreten als der etwa gleichlang
regierende Hadrian.
^^^^^^^
reg. 117-138 u.Z.
Post by Jan Beaufort
Hochinteressant. Es gibt m. A. n. mindestens drei Lösungen: (1)
Trajans Münzen wurden 20mal so oft gefälscht; (2) Hadrian regierte
20mal kürzer als die Schriftquellen erzählen (ist wg. unter anderem
Adrianopel und Pantheon weniger plausibel); (3) Hadrian verfiel der
damnatio memoriae.
Häh?!
Huhu, <klopf-klopf> jemand zuhause bei Dir?!?
Es geht um _Gedenkprägungen_ von Anno 250 für Kaiser _früherer Zeiten_,
die also mehr oder weniger nur EINES widerspiegeln: Wie wurden diese von
_Traianus Decius_ gesehen/gewürdigt?
Pardon! Und natürlich ACK. Das zeigt, wie relativ beliebig solche
Gedenkprägungen in Umlauf gebracht wurden.
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Hadrianus Aelius oder Adrianus Helius?
Ganz schlicht und einfach: "Hadrianus Augustus".
In früheren Prägungen (bis 121 u.Z.) noch als Sohn Traians, z.B. in
seinen ersten Legenden: IMP(erator) CAESAR TRAIANVS HADRIANVS
AVG(ustus). Im Jahre 117 - zur Betonung der Rechtmäßigkeit seiner
Nachfolge - auch noch mit allen militärischen Ehrentiteln Traians(!).
Danke!

[...]
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Eine mich _sehr_ interessierende Frage: Irgendwann wurde in Byzanz
die Gewohnheit, nach Seleukidenära zu datieren, durch die Datierung
nach - mehreren unterschiedlichen - Schöpfungsären abgelöst.
Widerspiegelt sich dieser Übergang in den Münzen?
Nein. Herrscherjahre sind Herrscherjahre sind Herrscherjahre. Und nur
die stehen auf den byzantinischen Münzen.
Nach "Ära"-Zahlen datierte Münzen gibt's als extrem seltene(!) Ausnahmen
in "normalen" Römerreich, ja - z.B. die Prägungen von Kaiser Philippus
Arabs (244-249 u.Z.) anläßlich der 1000-Jahr-Feier Roms Anno 247.
Stimmt, ist eigentlich klar. Danke trotzdem!

[...]
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Soso, und für die hat man also Münzen "nachgefälscht" und dann auch
noch _derart perfekt_ "abgenutzt", daß sie in so einem Fund nicht
auffallen?! Nööö Du, die "phantomzeitlichen" paßten perfekt da rein.
Waren eben durchschnittlich "mittlerer" Abnutzungsgrad, die früheren
natürlich mehr als die gegen Ende der "PhZ".
Das ist natürlich ein wirklich schwer zu widerlegendes Argument!
Gibt es genau hierfür konkrete, also aus dem oben genannten
Riesenfund bekannte Beispiele für fzliche KaiserInnen?
Massig. Mindestens 1/5 des Fundes war "PhZ" - der gegenüber der
"vorphantomzeitlichen" "Massenware" wie Constantius II, Anastasius,
Justinian, ... geringere Umfang ergibt sich _zwangsläufig_ aus o.g.
Argumentation (weniger "Nachprägungsbedarf").
Für den geringeren Umfang wäre natürlich auch eine andere Erklärung
vorstellbar ...

Meine Frage zielte eigentlich auf folgenden Punkt: Lassen sich irgendwo
Beispiele dafür finden und nachschauen, dass fzliche Münzen
unterschiedlich und normalerweise sozusagen in der richtigen
chronologischen Reihenfolge abgenutzt sind? (Ich meine, es reicht als
Argument gegen die FZT ja nicht, dass man sagt, sämtliche fzliche Münzen
passen dem Abnutzungsgrad nach genau zwischen den vor- und nachfzlichen
Münzen. Sie müssen auch _in_sich_stimmig_ unterschiedlich abgenutzt sein.)
Post by Frank Markopoulos
Erst lange(!) nach der
"PhZ" wurde dann wieder massenweise geprägt - um die dann wirklich bis
zur Unansehnlichkeit abgewetzten Altprägungen zu ersetzen. DANN fing
auch der Staat(!) langsam an, "auf den Dreh zu kommen" und das Gold zu
verschlechtern - d.h. aus 10 alten wurden mehr als 12...15 neue Solidi
gemacht und vom Staat in Umlauf gebracht ---> Inflation!
Der Fund endet kurz vor(!) dieser Entwicklung. Und natürlich kann das
auch ein "normaler Schatz" eines Hochadligen/KirchenFÜRSTEN gewesen
sein, der zur o.g. beginnenden "Inflationszeit" noch schnell "gute, alte
Gepräge" zusammenscharrte, diese dann versteckte, starb, ... und erst im
20. Jh. wurde diese Kiste nun wiederentdeckt. Irgendwo auf dem Balkan
oder in Kleinasien... ;-/
Klingt alles plausibel.
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Wäre nun _ich_ ein solcher purpurgeborener Geschichtsfälscher, würde
mir in Bezug auf Münzen schon Einiges einfallen. (Witzig wäre z. B.,
eine Entwicklung dadurch vorzutäuschen, dass ich lateinische mit
griechischen Buchstaben mische und die Anzahl griechischer Buchstaben
langsam zunehmen lasse ... ;-))
Du solltest mal den Dealer wechseln. Das Zeug, das Du da rauchst, ist
nicht gut. ;-)
Da brauchts kein Gras, um auf solche Gedanken zu kommen! Die Lektüre der
auf der Seite <www.phil.uni-passau.de/histhw/bibliographie/3.html>
aufgeführten Literatur reicht _völlig_ aus!

Ohne eine _ernsthafte_ Beschäftigung mit dieser Literatur und der von
ihr thematisierten Problematik ist die Beteiligung an einer Diskussion
über das Mittelalter _vollkommen_ sinnlos!

Wer über das Mittelalter diskutiert, muss sich in eine Zeit versetzen
können, in der Urkundenfälschung die _Regel_ und _nicht_ wie heute eine
_hohe_ Ausnahme war!

Wenn der Betreffende über Byzanz diskutiert, sollte er außerdem
bedenken, dass im ohnehin betrügerischen Mittelalter ausgerechnet die
Byzantiner als _besonders_betrügerisch_ galten!

Die nach dem Untergang von Konstantinopel über die ganze byzantinische
Geschichte geübte und bis ins späte 20. Jahrhundert wirksame damnatio
memoriae dürfte hierin einen wichtigen Grund haben!

[Weißgerber über Kuschana]
Post by Frank Markopoulos
Es gab m.W. mehrere Könige/Provinzfürsten dieses Allerweltsnamens.
Ist für mich gut vorstellbar. Wie gesagt: eine späte Datierung der
Kuschana-Herrscher wäre mir persönlich auch lieber. Dein Artikel dazu
interessiert mich sehr.
Post by Frank Markopoulos
Post by Jan Beaufort
Könnte evt. sein, dass Günter mit solchen Bemerkungen auf gegen ihn
gerichte Beleidigungen reagiert hat?
Nein.
Es ist immer *er*, der anfängt, die übliche englische (und mittlerweile
auch in den deutschen Alltagssprachgebrauch eingeflossene) Formel "so
long" in einen bestimmten _sexuellen_ Kontext zu bringen. Etc. pp.
Das könnte unter Umständen am rosa auszumahlenden umgekehrten Dreieck in
Deiner Signatur liegen. :-)

Ich denke bei Deinen Postings dagegen _nie_ an Sex! Dadurch
unterscheiden sie sich wohltuend von vielen anderen dsg-Beiträgen, bei
denen sich der Gedanke an freudlosen und langweiligen Sex geradezu
aufdrängt ... :-)
Post by Frank Markopoulos
So long...
So long auch! :-)
__ ____
Post by Frank Markopoulos
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Frank Markopoulos
2006-07-27 05:59:00 UTC
Permalink
Post by Jan Beaufort
Woher weißt aber Du, wie in Byzanz zwischen - sagen wir - Phokas und
Konstantin VII. über die je eigene Dynastie gedacht wurde?
Hier fragst Du in mir definitiv den Falschen. Bin kein Mediävist/
Byzantinist - und wie ich schon schrieb: Als Sammler interessiert mich
Byzanz nur bis Irene, also solange die staatsrechtlich wirklich noch
einen "Alleinvertretungsanspruch" aufs "Römerreich" hatten (ab 800 gab's
dann "westliche Konkurrenz" durch einen Kaiser aus Aachen .... ach so,
den hat's ja nie gegeben... ;-).
Post by Jan Beaufort
Welche antike oder frühmittelalterliche Primärquelle haben wir denn,
um uns über diese Thematik informieren zu können?
Mir fällt als numismatisch interessierten Autodidakten nur auf, daß
jeder über die _eigene_ Dynastie hinausgehende Bezug in den Byzantiner-
Münzen fehlt.
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Mit der Machtergreifung durch die Christen wurden diese "Quellen"
erschlossen (----> Tempelstürmerei!) und der Wert des Goldes sank
rapide.
An welche Zeit und welche Ereignisse denkst Du da?
Na, bis etwa Justinian.
Post by Jan Beaufort
(Und evt. auch hier: Auf welche Primärquelle beziehst Du Dich?)
Die Prahlereien der "Kirchenväter" selber.
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
"Plötzlich" war zunächst so ein Solidus nicht mehr eine Art
5000-Euro-Schein, sonden bald nur noch ein 500-Euro-Schein, und in
byzantinischer Zeit, als _alles_ "öffentliche" Gold eingeschmolzen
und als Münzen im Umlauf war, war der Solidus so etwa das, was heute
der 50- Euro-Schein ist. Jeder hatte immer ein paar in der Tasche...
Auch hier wieder: Auf welche Informationen aus welchen Primärquellen
beziehst Du Dich?
Den relativen Prägeumfang.

Ein paar Hinweise auf Preise von Nahrungsmitteln/Alltagsgegenständen.
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
D.h., nachdem der "allg. Geldumlauf" erstmal abgedeckt war, mußten
nur noch "verschlissene" Münzen ersetzt werden - deshalb fiel in der
"PhZ" der Prägeumfang ab: die vorherigen Kaiser (gerade Justinian I
mit seinen _gigantischen_ Serien!) hatten nämlich schon "ganze
Arbeit geleistet".
Hochinteressant, dass gerade Justinian soviel Gold in Umlauf gebracht
hat. Entspricht der enormen historischen Bedeutung dieses Kaisers.
Nööö, daß es damals eben noch genug Tempelschätze zum Plündern durch die
Christen gab...
Post by Jan Beaufort
Ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht Paulus der Erfinder der
Jesusreligion oder des Christentums ist
Er ist der zentrale _Gestalter_ dessen, was heute etikettenschwind-
lerisch "das 'Christ'entum" heißt.
Post by Jan Beaufort
(beide sind zu unterscheiden). Ein mystischer Retter Israels mit Namen
Jeshua spielt wohl schon in der nachexilischen jüdischen Literatur
eine bedeutende Rolle.
Eben. Deshalb hat's "Jeshua ben Joseph aus Nazareth/Bethlehem" nie
gegeben.
Post by Jan Beaufort
Die älteste Erzählung über den uns bekannten Jesus dürfte das
Markusevangelium sein.
... und stammt aus der Zeit _nach_ der Zerstörung des Tempels!
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Es geht um _Gedenkprägungen_ von Anno 250 für Kaiser _früherer
Zeiten_, die also mehr oder weniger nur EINES widerspiegeln: Wie
wurden diese von _Traianus Decius_ gesehen/gewürdigt?
Pardon! Und natürlich ACK. Das zeigt, wie relativ beliebig solche
Gedenkprägungen in Umlauf gebracht wurden.
Nööö, eben gerade nicht "beliebig", sondern mit einem auch heute noch
recht genau erkennbaren _"Erinnerungs-Programm"_. Just deshalb mein
letzter Satz.

Und irgendwie habe ich den Eindruck, daß Du falsche Vorstellungen davon
hast, wie diese Münzen aussehen. Die sind eben _ABSOLUT NICHT_ mit
zeitgenössischen "verwechselbar", sondern es sind GEDENKprägungen, auf
denen steht, daß des _toten_ ("Divus" - also "zu den Göttern erhobenen")
Kaisers gedacht wird.

Da auf antiken Münzen ja (über Herrscherjahre - wenn sie überhaupt mal
genannt werden; im 3. Jh. u.Z. ist auch das schon eine Ausnahme -
hinausgehend) nie eine Prägezeit angegeben ist (also nach "sonstigen
Ären" - die zwei Ausnahmen habe ich genannt: eine extrem seltene
Gedenkprägung Hadrians auf den Kriegssteuer-Schuldenerlaß 119 u.Z. als
öffentliches Symbol des völligen Bruchs mit Traians Kriegspolitik und
die "Millennium"-Serie Philippus' II), ergibt sich die Prägezeit dieser
Gedenkprägungen anhand ihres Stils, des Nominals (das es zur Zeit der
"abgebildeten" Kaiser noch gar nicht gegeben hat - das wäre wie ein
Gedenk-EURO auf Adenauer), des Materials (inflationäre Silberverschlech-
terung!), ... für jeden Kenner _leicht_ richtig zeitlich einzuordnen
(sogar die Münzstätte erkennt man am Stil: Mailand; dort kamen auch
später öfter mal Sonderemissionen wie z.B. die "Legionsantoniniane des
Gallienus her).
Post by Jan Beaufort
Post by Frank Markopoulos
Massig. Mindestens 1/5 des Fundes war "PhZ" - der gegenüber der
"vorphantomzeitlichen" "Massenware" wie Constantius II, Anastasius,
Justinian, ... geringere Umfang ergibt sich _zwangsläufig_ aus o.g.
Argumentation (weniger "Nachprägungsbedarf").
Für den geringeren Umfang wäre natürlich auch eine andere Erklärung
vorstellbar ...
Meine Frage zielte eigentlich auf folgenden Punkt: Lassen sich
irgendwo Beispiele dafür finden und nachschauen, dass fzliche Münzen
unterschiedlich und normalerweise sozusagen in der richtigen
chronologischen Reihenfolge abgenutzt sind?
Genau das schrieb ich doch schon am 23.07.2006.

Message-ID: <***@fm666.dialin.t-online.de>:
------------------------------------------------------------------------
Soso, und für die hat man also Münzen "nachgefälscht" und dann auch noch
_derart perfekt_ "abgenutzt", daß sie in so einem Fund nicht auffallen?!
Nööö Du, die "phantomzeitlichen" paßten perfekt da rein. Waren eben
durchschnittlich "mittlerer" Abnutzungsgrad, die früheren natürlich mehr
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
als die gegen Ende der "PhZ".
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
------------------------------------------------------------------------

Was ist Dir daran unklar?
Post by Jan Beaufort
Wer über das Mittelalter diskutiert, muss sich in eine Zeit versetzen
können, in der Urkundenfälschung die _Regel_ und _nicht_ wie heute
eine _hohe_ Ausnahme war!
Urkundenfälschungen/"modifizierende 'Abschriften'" fallen aber auf und
werden auch von seriösen Historikern nicht bestritten. Man kann sie
genauso erkennen, wie "Gedenkprägungen" bei den Münzen und dann
entsprechend bei der historischen Forschung berücksichtigen.
Post by Jan Beaufort
Wenn der Betreffende über Byzanz diskutiert, sollte er außerdem
bedenken, dass im ohnehin betrügerischen Mittelalter ausgerechnet die
Byzantiner als _besonders_betrügerisch_ galten!
Die nach dem Untergang von Konstantinopel über die ganze
byzantinische Geschichte geübte und bis ins späte 20. Jahrhundert
wirksame damnatio memoriae dürfte hierin einen wichtigen Grund haben!
Deswegen sind gerade bei Byzanz die Münzen als PRIMÄRquellen so wichtig.

So long...
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--
[F]ür den einen ist "Angela Merkel" ein "Karamelengel", andere empfinden "Laerm-
klaenge", gar mancher "erlag am Ekeln", da half auch keine "Analegel-Krem". Trotz
"realem Klagen", wo wir morgen unsere "Kamele lagern" oder ich mir eine "Makrele
angle" [..] bekommen im Fall eines Wahlsieges "alle Armen EKG"! (Timo von Burg)
Ralf Kusmierz
2006-07-25 16:35:02 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Jan Beaufort
Naja: Gemäß Illig gab es eine große kaiserliche Fälschungsaktion im 10.
Jahrhundert, wobei sämtliche antike Majuskelhandschriften (etwa auch
alle antiken Exemplare des Almagest) eingesammelt, vernichtet und -
allerdings nur zum Teil - als Minuskelhandschriften neu herausgegeben
wurden.
(Der Vorgang der Vernichtung von Majuskelhandschriften hat _irgendwann_
stattgefunden, wie Byzantinisten wissen. Meistens bringen sie ihn mit
dem Patriarchen Photios, aber eben auch mit Konstantin VII. in
Verbindung. Illig geht also in diesem Punkt nur insofern weiter als die
Tradition, als er Konstantin für den einzig Verantwortlichen hält. Das
heißt: Es ist auf jeden Fall mit der _Möglichkeit_ einer bewussten,
organisierten Geschichtsfälschung in großem Umfang zu rechnen.)
Die wäre aber nun einmal nicht durch das Verschwinden von
Majuskelhandschriften zu erklären, die beruht vielmehr gerade auf
einer Konservierungsaktion: Es wurden nicht etwa "sämtliche antike
Majuskelhandschriften (etwa auch alle antiken Exemplare des Almagest)
eingesammelt und vernichtet", sondern vielmehr wegen ihres
fortschreitenden Verfalls an zentralen Stellen zum Kopieren gesammelt
und anschließend entsorgt - ist natürlich unvermeidlich, daß es dabei
zu Verlusten kommt, sei es, daß der Verfall bei einigen Exemplaren
bereits zu weit fortgeschritten war und sie daher nicht mehr lesbar
waren, sei es, daß sie den verantwortlichen der Mühe des Kopierens
nicht wert erschienen oder als inhaltlich anstößig eingestuft wurden,
sei es auch schlicht durch Kapazitätsengpässe oder Unfälle.

Glücklicherweise gab es aber häufig Mehrfachbestände an verschiedenen
Orten, so daß vieles doch wenigstens an dem einen oder anderen Ort
überliefert wurde, manches sogar mehrfach, so daß sich daraus eine
Rezeptions- und Traditionsgeschichte herleiten läßt.
Post by Jan Beaufort
Wäre nun _ich_ ein solcher purpurgeborener Geschichtsfälscher, würde mir
in Bezug auf Münzen schon Einiges einfallen. (Witzig wäre z. B., eine
Entwicklung dadurch vorzutäuschen, dass ich lateinische mit griechischen
Buchstaben mische und die Anzahl griechischer Buchstaben langsam
zunehmen lasse ... ;-))
Kluge Idee, solche Falsifikate dann an geeigneten Plätzen zu
vergraben, damit sie einige hundert Jahre später aufgefunden werden
können und so scheinbar die papierenen Fälschungen bestätigen, nicht?
Respekt!


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Jan Beaufort
2006-07-26 21:23:04 UTC
Permalink
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jan Beaufort
Naja: Gemäß Illig gab es eine große kaiserliche Fälschungsaktion im 10.
Jahrhundert, wobei sämtliche antike Majuskelhandschriften (etwa auch
alle antiken Exemplare des Almagest) eingesammelt, vernichtet und -
allerdings nur zum Teil - als Minuskelhandschriften neu herausgegeben
wurden.
(Der Vorgang der Vernichtung von Majuskelhandschriften hat _irgendwann_
stattgefunden, wie Byzantinisten wissen. Meistens bringen sie ihn mit
dem Patriarchen Photios, aber eben auch mit Konstantin VII. in
Verbindung. Illig geht also in diesem Punkt nur insofern weiter als die
Tradition, als er Konstantin für den einzig Verantwortlichen hält. Das
heißt: Es ist auf jeden Fall mit der _Möglichkeit_ einer bewussten,
organisierten Geschichtsfälschung in großem Umfang zu rechnen.)
Die wäre aber nun einmal nicht durch das Verschwinden von
Majuskelhandschriften zu erklären, die beruht vielmehr gerade auf
einer Konservierungsaktion: Es wurden nicht etwa "sämtliche antike
Majuskelhandschriften (etwa auch alle antiken Exemplare des Almagest)
eingesammelt und vernichtet", sondern vielmehr wegen ihres
fortschreitenden Verfalls an zentralen Stellen zum Kopieren gesammelt
und anschließend entsorgt - ist natürlich unvermeidlich, daß es dabei
zu Verlusten kommt, sei es, daß der Verfall bei einigen Exemplaren
bereits zu weit fortgeschritten war und sie daher nicht mehr lesbar
waren, sei es, daß sie den verantwortlichen der Mühe des Kopierens
nicht wert erschienen oder als inhaltlich anstößig eingestuft wurden,
sei es auch schlicht durch Kapazitätsengpässe oder Unfälle.
Was soll das? Woher wissen?
Post by Ralf Kusmierz
Glücklicherweise gab es aber häufig Mehrfachbestände an verschiedenen
Orten, so daß vieles doch wenigstens an dem einen oder anderen Ort
überliefert wurde, manches sogar mehrfach, so daß sich daraus eine
Rezeptions- und Traditionsgeschichte herleiten läßt.
? Wie kommst Du denn zu diesem höheren Wissen? Schon mal die
Überlieferungsgeschichte der antiken Literatur von Herbert Hunger gelesen?
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jan Beaufort
Wäre nun _ich_ ein solcher purpurgeborener Geschichtsfälscher, würde mir
in Bezug auf Münzen schon Einiges einfallen. (Witzig wäre z. B., eine
Entwicklung dadurch vorzutäuschen, dass ich lateinische mit griechischen
Buchstaben mische und die Anzahl griechischer Buchstaben langsam
zunehmen lasse ... ;-))
Kluge Idee, solche Falsifikate dann an geeigneten Plätzen zu
vergraben, damit sie einige hundert Jahre später aufgefunden werden
können und so scheinbar die papierenen Fälschungen bestätigen, nicht?
Respekt!
??? Sorry, versteh ich nicht, diese komische Unterstellung. Die Münzen
sollen doch abgegriffen sein? Wie geht das, wenn sie nicht in Umlauf waren?

Bist Du jetzt unter die naturwissenschaftlichen Geschichtsvereinfacher
gegangen, die dsg in letzter Zeit allem Anschein nach übernommen haben?
Jürgen Clade
2006-07-20 09:19:43 UTC
Permalink
Post by Jan Beaufort
Unter "Irene" finden sich übrigens auch Münzen späterer byzantinischer
Kaiserinnen. _Nach_ der FZ gab es noch drei Kaiserinnen, die Irene
hießen.
Da ich preußische Münzen sammle: Hast Du gewußt, daß es da mehrere
Friedrichse und mehrere Wilhelmse und sogar Friedrich-Wilhelmse gibt?
Faszinierend, nicht? Vielleicht entstand das Königreich Preußen ja nicht
Anfang des 18., wie die "herkömmliche" Geschichtsschreibung meint,
sondern erst Anfang des 19. Jahrhunderts? Vielleicht erst im Zuge des
Niedergangs von Napoleons Kaiserreich? Hatten die neuen preußischen
Könige Grund, sich "Überväter" bis zurück zu einem fiktiven "großen
Kurfürsten" zu erfinden?

Es ist ja soooo einfach, Phantomzeit-Hypothesen nach Illigs Strickmuster
zu erfinden...

MfG,
Jürgen
Günter Lelarge
2006-07-20 09:38:13 UTC
Permalink
Post by Jürgen Clade
Post by Jan Beaufort
Unter "Irene" finden sich übrigens auch Münzen späterer byzantinischer
Kaiserinnen. _Nach_ der FZ gab es noch drei Kaiserinnen, die Irene
hießen.
Da ich preußische Münzen sammle: Hast Du gewußt, daß es da mehrere
Friedrichse und mehrere Wilhelmse und sogar Friedrich-Wilhelmse gibt?
Faszinierend, nicht? Vielleicht entstand das Königreich Preußen ja nicht
Anfang des 18., wie die "herkömmliche" Geschichtsschreibung meint,
sondern erst Anfang des 19. Jahrhunderts? Vielleicht erst im Zuge des
Niedergangs von Napoleons Kaiserreich? Hatten die neuen preußischen
Könige Grund, sich "Überväter" bis zurück zu einem fiktiven "großen
Kurfürsten" zu erfinden?
Es ist ja soooo einfach, Phantomzeit-Hypothesen nach Illigs Strickmuster
zu erfinden...
Karl der Große sieht eher nach einer Erfindung aus:

- In seiner 'Hauptstadt' kündet (Stand 20.7.2006) nichts davon, dass
sich zwischen 600 und 900 Menschen rund um die Pfalzkapelle
aufgehalten hätten.

- Die ihm zugeschriebenen Kleinodien sind allesamt nicht aus 'seiner
Zeit'

- Sein "Karlsmonogramm" ist NICHT spezifisch:
<Loading Image...>

- Seine Herrscherbezeichnung auf Münzen ist NICHT spezifisch:
<Loading Image...>

- Logisch, dass auch seine Münzen NCIHT spezifisch sind:
<Loading Image...>

Günter
--
http://lelarge.de/Faussner.html
w***@web.de
2006-07-20 09:56:16 UTC
Permalink
X-No-archive: Yes
Post by Günter Lelarge
<http://lelarge.de/s3.gif>
Dieser Heinsohnsche Käse ist schon so alt, daß er langsam anfängt zu
faulen. Daß der garantiert echte Professor Heinsohn nicht nur keine
Ahnung von Stratigraphie, sondern auch nicht von Numismatik hat, wurde
ja schon von anderen dargelegt. Kein Numismatiker würde Münzen nach
daumennagelgroßen drittklassigen Katalogabbildungen beurteilen.
Heinsohn mit seinem Genie, das ihm ja so hohes Ansehen eingebracht hat,
kann das - ohne jemals eine frühmittelalterliche Münze in der Hand
gehabt zu haben.

Winfried Büchsenschütz
Günter Lelarge
2006-07-20 09:59:52 UTC
Permalink
Post by w***@web.de
Post by Günter Lelarge
<http://lelarge.de/s3.gif>
Dieser Heinsohnsche Käse ist schon so alt, daß er langsam anfängt zu
faulen. Daß der garantiert echte Professor Heinsohn nicht nur keine
Ahnung von Stratigraphie, sondern auch nicht von Numismatik hat, wurde
ja schon von anderen dargelegt. Kein Numismatiker würde Münzen nach
daumennagelgroßen drittklassigen Katalogabbildungen beurteilen.
Heinsohn mit seinem Genie, das ihm ja so hohes Ansehen eingebracht hat,
kann das - ohne jemals eine frühmittelalterliche Münze in der Hand
gehabt zu haben.
Mangels sachlicher Einwände bleibt also dabei, was jeder mit seinen
Augen sehen und richtig einschätzen kann - ohne Schamanenhilfe:

Karl der Große sieht eher nach einer Erfindung aus:

- In seiner 'Hauptstadt' kündet (Stand 20.7.2006) nichts davon, dass
sich zwischen 600 und 900 Menschen rund um die Pfalzkapelle
aufgehalten hätten.

- Die ihm zugeschriebenen Kleinodien sind allesamt nicht aus 'seiner
Zeit'

- Sein "Karlsmonogramm" ist NICHT spezifisch:
<http://lelarge.de/s1.gif>

- Seine Herrscherbezeichnung auf Münzen ist NICHT spezifisch:
<http://lelarge.de/s2.gif>

- Logisch, dass auch seine Münzen NCIHT spezifisch sind:
<http://lelarge.de/s3.gif>

Und noch die Quellenangabe:

<http://lelarge.de/simplex.html>

Günter
--
http://lelarge.de/Faussner.html
Frank Markopoulos
2006-07-20 16:40:00 UTC
Permalink
Post by Günter Lelarge
Post by w***@web.de
Post by Günter Lelarge
<http://lelarge.de/s3.gif>
Dieser Heinsohnsche Käse ist schon so alt, daß er langsam anfängt zu
faulen. Daß der garantiert echte Professor Heinsohn nicht nur keine
Ahnung von Stratigraphie, sondern auch nicht von Numismatik hat,
wurde ja schon von anderen dargelegt. Kein Numismatiker würde Münzen
nach daumennagelgroßen drittklassigen Katalogabbildungen beurteilen.
Heinsohn mit seinem Genie, das ihm ja so hohes Ansehen eingebracht
hat, kann das - ohne jemals eine frühmittelalterliche Münze in der
Hand gehabt zu haben.
EBEN, Winfried!

Ich komme gerade von einem, der hier in diesem Thread eigentlich
_dringendst_ benötigt würde (nur hält der nix vom Usenet - man kann's ja
sogar verstehen...).

Der gehört jedenfalls zu den wenigen Privatleuten, der einen echten(!)
Carolus Magnus in der Sammlung hat - und so eine späte "Nachprägung",
die gern "Carolus Simplex" zugeschrieben wird, damit "das Kind einen
Namen hat".

Ich habe diese Stücke soeben in natura gesehen. Ich habe ihm extra
gesagt, er soll sie mir mal nicht auf seinen Tabletts zeigen (wo sie ja
chronologisch sortiert auf Bestimmungszettelchen liegen), sondern
"einfach so" (also unsortiert), ob ich da einen Unterschied merke.

Er brachte mir dann drei Stück, die ich sofort zeitlich sortieren konnte
(Numismatiker KÖNNEN sowas auch bei "fremden" Gebieten mit ein wenig
"Materialgefühl" meist sofort - ganz ohne "Hexerei", nur mit ein wenig
Erfahrung, wie man sie schon nach wenigen Jahren, und erst recht
JahrZEHNTEN, ganz zwangsläufig entwickelt).

Also, keine Frage: Die Münzen haben zwar etwa(!) dasselbe "Umrißbild",
aber unterscheiden sich ansonsten schon in der Machart.

- die früheren haben besseres Silber
- die früheren haben gleichmäßigere Schrötlinge
- die früheren haben feinere Linien
Post by Günter Lelarge
Mangels sachlicher Einwände
Herr Lellarge! Da oben _stehen_ die sachlichen Einwände!!
Post by Günter Lelarge
bleibt also dabei, was jeder mit seinen Augen sehen und richtig
einschätzen kann
Eben. Ich wiederhole (ich kann nämlich _auch_ "Textbausteine"):

Die Münzen haben zwar etwa(!) dasselbe "Umrißbild", aber unterscheiden
sich ansonsten schon in der Machart.

- die früheren haben besseres Silber
- die früheren haben gleichmäßigere Schrötlinge
- die früheren haben feinere Linien
Post by Günter Lelarge
<http://lelarge.de/simplex.html>
Falsch.

Das wäre so, als wenn einer sagt, der jeweils nur die Rückseite sieht,
daß ein 1-Euro-Stück aus der BRD von 2004 _identisch_ einem 1-Reichs-
mark-Stück von 1904 wäre: "Da ist doch auf beiden ein Adler mit
gespreizten Schwingen auf der Rückseite..."

So long...
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| rank aus Leipzig | \/ <--- bitte in Rosa ausmalen!
--
11 mal 9 = 99. Ein "heiliger" Tag im Horus-Kult der durch den Seth-Anschlag
"entweiht" wurde. [..] Exakt 60 Jahre zuvor, am 11.9.1941, war die Grundstein-
legung für das Pentagon-Gebäude. [..] Dem drückten die Seth dann "ihre 6" auf,
indem sie exakt 60 Jahre später zuschlugen. (DER MEISTER[tm], 29.8.03, das.V)
Günter Lelarge
2006-07-20 18:02:04 UTC
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Post by Frank Markopoulos
Der gehört jedenfalls zu den wenigen Privatleuten, der einen echten(!)
Carolus Magnus in der Sammlung hat - und so eine späte "Nachprägung",
die gern "Carolus Simplex" zugeschrieben wird, damit "das Kind einen
Namen hat".
"Es gibt übrigens Münzen mit der Aufschrift CARO/LVS/X/MAG/C, die der
Laie gerne zu Carolus magnus auflösen würde. Tatsächlich steht MAG/C
nicht für »der Große«, sondern für Magoncia civitas, also für den
Prägungsort Mainz (ein Hinweis von Dr. Paul C. Martin, Hamburg)."

Günter
--
http://lelarge.de/taz.html
Frank Markopoulos
2006-07-21 06:40:00 UTC
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Post by Günter Lelarge
Post by Frank Markopoulos
Der gehört jedenfalls zu den wenigen Privatleuten, der einen
echten(!) Carolus Magnus in der Sammlung hat - und so eine späte
"Nachprägung", die gern "Carolus Simplex" zugeschrieben wird, damit
"das Kind einen Namen hat".
"Es gibt übrigens Münzen mit der Aufschrift CARO/LVS/X/MAG/C, die der
Laie gerne zu Carolus magnus auflösen würde. Tatsächlich steht MAG/C
nicht für »der Große«, sondern für Magoncia civitas, also für den
Prägungsort Mainz (ein Hinweis von Dr. Paul C. Martin, Hamburg)."
Ja, und?!

Sie stimmen also erneut meinen sonstigen Aussagen vollkommen zu?! Also
insbesondere, daß man _am Original_ völlig problemlos Carolus Magnus von
Carolus Simplex unterscheiden kann? Prima! Mehr wollte ich doch gar
nicht...

So long...
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Es gibt soviel Wertvolles in den Kulturen, die inzwischen auch in
Deutschland heimisch sind, der gegenseitige Austausch steht auf der
Tagesordnung, nicht die dumpfbaeckige gegenseitige Abgrenzung.
- ***@para-disc.de (Dirk Weber) in <***@news.online.de>
Günter Lelarge
2006-07-21 07:39:43 UTC
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Post by Frank Markopoulos
Post by Günter Lelarge
Post by Frank Markopoulos
Der gehört jedenfalls zu den wenigen Privatleuten, der einen
echten(!) Carolus Magnus in der Sammlung hat - und so eine späte
"Nachprägung", die gern "Carolus Simplex" zugeschrieben wird, damit
"das Kind einen Namen hat".
"Es gibt übrigens Münzen mit der Aufschrift CARO/LVS/X/MAG/C, die der
Laie gerne zu Carolus magnus auflösen würde. Tatsächlich steht MAG/C
nicht für »der Große«, sondern für Magoncia civitas, also für den
Prägungsort Mainz (ein Hinweis von Dr. Paul C. Martin, Hamburg)."
Ja, und?!
Vielleicht hat ihre Freundin eine solche Carolus-Münze aus Mainz und
keine vom großen Karl.


So long:
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Günter
--
http://lelarge.de
Frank Markopoulos
2006-07-21 17:00:00 UTC
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Post by Günter Lelarge
Post by Frank Markopoulos
Post by Günter Lelarge
Post by Frank Markopoulos
Der gehört jedenfalls zu den wenigen Privatleuten, der einen
^^^ ^^^
Post by Günter Lelarge
Post by Frank Markopoulos
Post by Günter Lelarge
Post by Frank Markopoulos
echten(!) Carolus Magnus in der Sammlung hat - und so eine späte
"Nachprägung", die gern "Carolus Simplex" zugeschrieben wird,
damit "das Kind einen Namen hat".
"Es gibt übrigens Münzen mit der Aufschrift CARO/LVS/X/MAG/C, die
der Laie gerne zu Carolus magnus auflösen würde. Tatsächlich steht
MAG/C nicht für »der Große«, sondern für Magoncia civitas, also für
den Prägungsort Mainz (ein Hinweis von Dr. Paul C. Martin,
Hamburg)."
Ja, und?!
Vielleicht hat ihre Freundin
^^ ???
Post by Günter Lelarge
eine solche Carolus-Münze aus Mainz und keine vom großen Karl.
Ich bezog mich doch nur klar genug auf die in den "luschtischen"
Strichzeichnungen auf Ihrer Houmpäidsch. Da ist so ein Stück gar nicht
dabei.

Daß es in der Karolingerzeit _häufig_ Münzstättenangaben auf den
Prägungen gibt, das weiß sogar ich.

Und Herrscher, denen "die Geschichte" _später_ Ehrennamen verleiht
(meist "der Große" - mit wenigen Ausnahmen waren das eh alles Menschen,
die vor allem im _Verbrechen_ "groß" waren ... wie der Verwandtenmörder
Constantinus I oder der Sachsenschlächter Carolus!); auf deren
_zeitgenössischen_ Münzen steht der Ehrentitel natürlich(!) noch NICHT!

Münzen *mit* einem solchen Titel _sind_ dann postum. Ich besitze z.B.
diverse Münzen mit "Alexandros _Megas_" (also "der Große"). Die sind
z.T. 3...5 Jahrhunderte _nach_ seinem Tode geprägt. Logo!

Man muß Ihnen wirklich _jeden_ noch so banalen Scheiß erklären...

So long...
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*Ruinen von Antinoopolis*
Trümmer und Schutt an den Ufern des Nil. Dein Tempel zerfallen,
Jüngling. Aber Du bleibst, nimmer vergessen, ein Gott.
(Karl Heinrich Ulrichs)
Günter Lelarge
2006-07-22 12:29:35 UTC
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Post by Frank Markopoulos
Post by Günter Lelarge
Post by Frank Markopoulos
Post by Günter Lelarge
"Es gibt übrigens Münzen mit der Aufschrift CARO/LVS/X/MAG/C, die
der Laie gerne zu Carolus magnus auflösen würde. Tatsächlich steht
MAG/C nicht für »der Große«, sondern für Magoncia civitas, also für
den Prägungsort Mainz (ein Hinweis von Dr. Paul C. Martin,
Hamburg)."
Ja, und?!
Vielleicht hat ihre Freundin
^^ ???
Post by Günter Lelarge
eine solche Carolus-Münze aus Mainz und keine vom großen Karl.
Ich bezog mich doch nur klar genug auf die in den "luschtischen"
Strichzeichnungen auf Ihrer Houmpäidsch. Da ist so ein Stück gar nicht
dabei.
Daß es in der Karolingerzeit _häufig_ Münzstättenangaben auf den
Prägungen gibt, das weiß sogar ich.
Und ich weiß, dass Carolus Magnus' Münzen sich von denen des Carolus
Simplex nicht unterscheiden. Das ist gar nicht lustisch:

http://lelarge.de/s3.gif
http://lelarge.de/s2.gif
http://lelarge.de/s1.gif

Günter
--
http://lelarge.de/simplex.html
Frank Markopoulos
2006-07-23 13:38:00 UTC
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Post by Günter Lelarge
Post by Frank Markopoulos
Post by Günter Lelarge
Vielleicht hat ihre Freundin
^^ ???
Post by Günter Lelarge
eine solche Carolus-Münze aus Mainz und keine vom großen Karl.
Ich bezog mich doch nur klar genug auf die in den "luschtischen"
^^^^^^^^^^^^^^
Post by Günter Lelarge
Post by Frank Markopoulos
Strichzeichnungen auf Ihrer Houmpäidsch. Da ist so ein Stück gar
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
Post by Günter Lelarge
Post by Frank Markopoulos
nicht dabei.
Daß es in der Karolingerzeit _häufig_ Münzstättenangaben auf den
Prägungen gibt, das weiß sogar ich.
Und ich weiß, dass Carolus Magnus' Münzen sich von denen des Carolus
http://lelarge.de/s3.gif
http://lelarge.de/s2.gif
http://lelarge.de/s1.gif
<Kopfschüttel>

Eben: _Genau die_ "Bildchen" meinte ich da oben an der markierten
Stelle.

Nochmal Message-ID: <***@fm666.dialin.t-online.de>:

------------------------------------------------------------------------
Post by Günter Lelarge
Post by Frank Markopoulos
Daß der garantiert echte Professor Heinsohn nicht nur keine
Ahnung von Stratigraphie, sondern auch nicht von Numismatik hat,
wurde ja schon von anderen dargelegt. Kein Numismatiker würde Münzen
nach daumennagelgroßen drittklassigen Katalogabbildungen beurteilen.
EBEN, Winfried!

Ich komme gerade von einem, der hier in diesem Thread eigentlich
_dringendst_ benötigt würde (nur hält der nix vom Usenet - man kann's ja
sogar verstehen...).

Der gehört jedenfalls zu den wenigen Privatleuten, der einen echten(!)
Carolus Magnus in der Sammlung hat - und so eine späte "Nachprägung",
die gern "Carolus Simplex" zugeschrieben wird, damit "das Kind einen
Namen hat".

Ich habe diese Stücke soeben in natura gesehen. Ich habe ihm extra
gesagt, er soll sie mir mal nicht auf seinen Tabletts zeigen (wo sie ja
chronologisch sortiert auf Bestimmungszettelchen liegen), sondern
"einfach so" (also unsortiert), ob ich da einen Unterschied merke.

Er brachte mir dann drei Stück, die ich sofort zeitlich sortieren konnte
(Numismatiker KÖNNEN sowas auch bei "fremden" Gebieten mit ein wenig
"Materialgefühl" meist sofort - ganz ohne "Hexerei", nur mit ein wenig
Erfahrung, wie man sie schon nach wenigen Jahren, und erst recht
JahrZEHNTEN, ganz zwangsläufig entwickelt).

Also, keine Frage: Die Münzen haben zwar etwa(!) dasselbe "Umrißbild",
aber unterscheiden sich ansonsten schon in der Machart.

- die früheren haben besseres Silber
- die früheren haben gleichmäßigere Schrötlinge
- die früheren haben feinere Linien
Post by Günter Lelarge
Mangels sachlicher Einwände
Herr Lellarge! Da oben _stehen_ die sachlichen Einwände!!
Post by Günter Lelarge
bleibt also dabei, was jeder mit seinen Augen sehen und richtig
einschätzen kann
Eben. Ich wiederhole (ich kann nämlich _auch_ "Textbausteine"):

Die Münzen haben zwar etwa(!) dasselbe "Umrißbild", aber unterscheiden
sich ansonsten schon in der Machart.

- die früheren haben besseres Silber
- die früheren haben gleichmäßigere Schrötlinge
- die früheren haben feinere Linien
------------------------------------------------------------------------

Nochmal: *A M O R I G I N A L sind die Stücke L E I C H T*
*unterscheidbar!* Anhand von Strichzeichnungen allerdings _nicht_ ...

So long...
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Homosexuelle sind schlimmer als jemand, der einen Menschen ermordet; denn
es ist besser zu sterben, als ein derart schändliches Leben zu führen [...].
Nein, nein, es gibt nichts, was schlimmer wäre [...]. Sie müssen gesteinigt
werden! (der "Heilige" und "Kirchenlehrer" Chrysostomos, um 350...407 u.Z.)
Günter Lelarge
2006-07-23 16:48:24 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Post by Günter Lelarge
Und ich weiß, dass Carolus Magnus' Münzen sich von denen des Carolus
http://lelarge.de/s3.gif
http://lelarge.de/s2.gif
http://lelarge.de/s1.gif
<Kopfschüttel>
Eben: _Genau die_ "Bildchen" meinte ich da oben an der markierten
Stelle.
Es sind Bildchen ohne Ententreterchen: Das richtet sich nicht nach der
Begeisterung, die sie auslösen.

Dann schütteln wir ja doch auch gemeinsam unser Köpfchen:
Monogramm, Herrscherbezeichnugen auf Münzen und ganze Münzen des Carolus
magnus und des Carolus simplex sind _ununterscheidbar_, was uns ja nicht
weiter wundern muss - aber vielleicht nicht jedem bekannt war und von
mancheinem nicht gerne gesehen wird, was wiederum xharakterlose esellen
ungezogen werden lässt.

Vielleicht wollen sie ja bloß ihren Boppes versohlt bekommen. :-)

Wo sollte ich nochmal rosa ausmalen?

Günter
--
http://www.lelarge.de/bayern1.html
Frank Markopoulos
2006-07-23 20:02:00 UTC
Permalink
Post by Günter Lelarge
Monogramm, Herrscherbezeichnugen auf Münzen und ganze Münzen des
Carolus magnus und des Carolus simplex sind _ununterscheidbar_
Auf einer *Kinder-Strichzeichnung* wären auch die Rückseiten eines 3-
Mark-Stücks Deutsches Reich von 1922 (Alu-Inflationsgeld) und 1 Euro von
2006 aus der BRD de facto _ununterscheidbar_.

[homophobes Gehetze - snip: tauschen Sie sich dazu bitte mit Ihrem
Homphobiker-Busenkumpel DadiddaDiddi-Bruhahahaaa aus "Spandau (bei
Berlin)" aus; der kennt sich da aus, daß Schwule alles Untermenschen
sind; möglich, daß Prof. Joachim Schmid als Katholik da noch ein wenig
ideologischen "Unterbau" mitliefert... - damit Sie nicht _zu_ dumm
sterben, und _ideologisch FUNDIERT_ "begründen" können, _wieso_ ich für
Ihrereins keine Menschenrechte zu haben habe ... habe die Ehre!]

So long...
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die gesamte Religion des Judentums ist geklaut, gestohlen, zapzarap, den
Äthiopiern entwendet, gebaut auf Blut und Ausmordung anderer Völker, basie-
rend auf Rassismus und Unehre, beruhend auf Verleumdung gegen Gott und
jedermann. (der Christ Ulrich Dröppez Kritzner am 13.11.2005 in dswI)
Jürgen Clade
2006-07-21 05:21:16 UTC
Permalink
Post by Frank Markopoulos
Post by Günter Lelarge
<http://lelarge.de/simplex.html>
Falsch.
Das wäre so, als wenn einer sagt, der jeweils nur die Rückseite sieht,
daß ein 1-Euro-Stück aus der BRD von 2004 _identisch_ einem 1-Reichs-
mark-Stück von 1904 wäre: "Da ist doch auf beiden ein Adler mit
gespreizten Schwingen auf der Rückseite..."
Äh - 1904 hieß das Ding nicht "Reichsmark", sondern einfach nur "Mark".
Und der Adler sah ziemlich anders aus, und man sollte sich auch fragen,
wieso der von 1904 eine Krone über dem Haupt trägt...

Aber selbstverständlich ist auch hier das Material ein entscheidendes
Unterscheidungskriterium: 1904 gab´s halt noch "richtiges" Geld...

Ich mein´ ja nur...

SCNR,
Jürgen
Frank Markopoulos
2006-07-21 16:49:00 UTC
Permalink
Post by Jürgen Clade
Post by Frank Markopoulos
Das wäre so, als wenn einer sagt, der jeweils nur die Rückseite
sieht, daß ein 1-Euro-Stück aus der BRD von 2004 _identisch_ einem
1-Reichs- mark-Stück von 1904 wäre: "Da ist doch auf beiden ein
Adler mit gespreizten Schwingen auf der Rückseite..."
Äh - 1904 hieß das Ding nicht "Reichsmark", sondern einfach nur
"Mark". Und der Adler sah ziemlich anders aus,
Okay, Dein "SCNR" sagt's ja eigentlich schon, daß Du gemerkt hast, daß
ich einen besonders kruden Vergleich gebracht habe. :-)
Post by Jürgen Clade
auch fragen, wieso der von 1904 eine Krone über dem Haupt trägt...
Genau bzgl. dieses Punktes ist mir eine Verwechslung unterlaufen, auf
die Du auch hinweist. Man merkt - ich bin KEIN Reichsmünzensammler (da
habe ich nur _eine_: 20 M von "unsorm Geenich ;)" Friedrich August III,
1905), und ich dachte der "Neue Reichsadler" hätte keine Krone mehr.
Hätte halt mal *hingucken* sollen, gelle?! Wenn ich's schon von anderen
immer einfordere... ;-))

Ursprünglich wollte ich als Vergleich eh die 3 Mark Reichsadler (Alu)
1922 (Jaeger 302) nehmen. :-) Aber es _sollte_ erstens krude sein, und
zweitens kennt diese Münzen außer ausgemachten Sammlern kaum noch
einer...
Post by Jürgen Clade
Aber selbstverständlich ist auch hier das Material ein entscheidendes
Unterscheidungskriterium: 1904 gab's halt noch "richtiges" Geld...
Eben.
Post by Jürgen Clade
SCNR,
Jürgen
So long...
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|_ | \ /
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GCC dpu- s:++ C++$ a++ N+++ w-- PS++ PE- Y++ PGP+++ tv- b++ e+++ h- r++ y++**
Als es die Götter nicht mehr gab, und Christus noch nicht, war zwischen
Cicero und Marcus Aurelius ein einmaliger Augenblick entstanden, in dem
der Mensch für sich existierte. (Gustave Flaubert)
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